Kardinal: '… die Hoffnung, die König Richard III. im Herzen trug'

24. März 2015 in Chronik


Kardinal Nichols in Predigt bei Requiem für den englischen König Richard III. (1483-1485): „Richard war kein Mann des Friedens gewesen“, doch er habe sich um Frömmigkeit bemüht und war „in den Tod Christi getauft worden“. Von Petra Lorleberg


Leicester (kath.net/pl) „Wir wissen, dass Richard III. ein Mann war, der sich um Frömmigkeit bemühte, der seine eigenen Gebetsbücher kennzeichnete und der vermutlich ein Leben lang die Heilige Messe besuchte.“ Darauf wies Vincent Kardinal Nichols, Erzbischof von Westminster und Vorsitzender der katholischen Bischofskonferenz von England und Wales, bei seiner Predigt im feierlichen Requiem hin, das unter großer Beteiligung im Benediktinerpriorat „Heilig Kreuz“ in Leicester gefeiert wurde. Zeitgleich war der Sarg mit den sterblichen Überresten des Königs in der nahen anglikanischen Kathedrale aufgebahrt. Zehntausende hatten bereits am Straßenrand unter großer Medienbeachtung die feierliche Überführung der Gebeine in die Kathedrale verfolgt, weitere tausende stehen derzeit Schlange, um am Sarkophag vorbeidefilieren zu dürfen. Die Gebeine des englischen Königs Richard III. (1483-1485) waren bei gezielter archäologischer Suche unter einem heutigen Parkplatz in Leicester wiedergefunden worden, dem Standort seiner inzwischen aufgegebenen Begräbniskirche. Genetische Untersuchungen sowie eine auch aus geschichtlichen Dokumenten bekannte auffallende Fehlstellung der Wirbelsäule ließen die zweifelsfreie Identifizierung zu. Nichols feierte die Hl. Messe in einem Messgewand aus der Zeit Richards III. und wies eigens darauf hin, dass der König einmal selbst einer Messe beigewohnt haben könnte, bei der ein Zelebrant dieses Messgewand getragen hatte. Landesweit werden weitere katholische Messfeiern in diesem Sinne folgen.

„Richard war kein Mann des Friedens gewesen“, stellte der Kardinal in der Predigt fest. „Die Zeiten, in denen er lebte und die Rolle, in die er hineingeboren wurde, ließen dies nicht zu“. Einerseits hatte sich Richard bemüht, die Rechtsstaatlichkeit seiner Zeit zu verbessern und half damit nicht zuletzt armen Menschen zu größerer Rechtssicherheit. Andererseits „holten seine Taten nicht immer seine Worte ein“. Doch habe er auch selbsteinen „brutalen Tod“ erlitten und sogar sein Leichnam wurde noch gedemütigt, indem er „nackt auf dem Rücken eines Pferdes“ verhöhnt und zerschlagen wurde. „Wir beten für ihn“, der wie jeder Mensch ein Sünder gewesen war, auch wenn er sein Leben unter höherer öffentlicher Beachtung lebte als die meisten anderen Menschen, erläuterte der Kardinal. Dabei „wollen wir uns nicht der Größe von Königen, sondern der Größe von Gottes Barmherzigkeit ihnen und uns gegenüber“ rückversichern. Gleichzeitig erinnern „wir aber auch, dass er in den Tod Christi getauft worden war“ und so das Versprechen erhalten hatte, „dass er in Christus zu neuem Leben auferstehen“ werde. Der „Tür in diese himmlische Heimat“, „die königliche Straße des Lebens“ ist „niemand anderes als die Person Jesu“, der „der Weg, die Wahrheit und das Leben“ ist.

„Wir opfern diese Heilige Messe dafür auf, dass während seine Gebeine in der nahen Kathedrale liegen, seine Seele schon mit Gott in der himmlischen Herrlichkeit“ vereint sein möge, um die „endgültige Auferstehung“ in Christus zu erwarten, so Kardinal Nichols. „Dies war die Hoffnung, die er im Herzen getragen hatte. Dies ist die Hoffnung, die wir für uns selbst und unsere Lieben hegen.“ „Wir beten für diesen toten König und wir beten, dass das Königtum Christi … unsere Leben wahrhaft leiten möge“, damit wir „jenes ewige Königtum hier in unserer heutigen Welt aufbauen“.

Am Sonntag hatte Kardinal Nichols bereits in der (anglikanischen) Kathedrale von Leicester zu den Geistlichen der anglikanischen und der römisch-katholischen Kirche gehört, die die Gebeine von König Richard III. in feierlicher Zeremonie zum letzten Abschied empfangen hatten. Im Lauf der Zeremonie wurde der Sarg mit einem schwarzen Samttuch, einer Bibel aus der Lebenszeit des Königs und einer Krone symbolhaft bedeckt. Die Gebeine des englischen Königs waren zuvor einige Monate in der Universität Leicester aufbewahrt gewesen. Der Zug in die Kathedrale wurde mit militärischen Ehren und mit Abstecher über das Schlachtfeld, auf dem der König den Tod gefunden hatte, gestaltet, die sterblichen Überreste des Königs wurden in einer Kutsche transportiert. Am 26. März wird Richard III. in der Kathedrale von Leicester bestattet werden.

Link zur Predigt von Kardinal Nichols in voller Länge: Archbishop Nichols celebrates Mass for repose of the soul of Richard III.

Nach gut 500 Jahren: Späte Ehrung für Englands König Richard III. (deutschsprachiger Beitrag)


Die sterblichen Überreste des englischen Königs Richard III. (1483-1485) auf dem Weg zu ihrer letzten Ruhestätte - Mit Statement von Kardinal Nichols (engl.)


Die Gebeine von König Richard III. werden in der anglikanischen Kathedrale von Leicester feierlich empfangen (engl.)


Foto: Gemälde kopiert nach einem verloren gegangenen Originalporträt Richards III. © Wikipedia/Gemeinfrei


© 2015 www.kath.net