Die Versuchung der ‚Christen ja, aber...’

24. März 2015 in Aktuelles


Franziskus in Santa Marta: ein ‚Christsein zur Hälfte’, den göttlichen Stil des Heils ablehnen und sich so gegen Gott auflehnen – die Seele vergiftende spirituelle Launenhaftigkeiten. Der heilende Blick auf das Kreuz. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) „Spirituelle Launenhaftigkeit“ vor Gott, der auf vielerlei Weise das Heil anbietet – zu diesen Launen kommt es, weil wir Menschen sind, die den „göttlichen Stil“ nicht zu akzeptieren wissen und so traurig werden und in ein Geflüster abdriften. Diesen Fehler begehen heute viele Christen, wie dies auch dem aus der Sklaverei geretteten Volk der Juden geschieht (Num 21,4-9).

In seiner Predigt bei der heiligen Messe am Dienstag der fünften Woche der Fastenzeit in der Kapelle des vatikanischen Gästehauses „Domus Sanctae Marthae“ ging Papst Franziskus von der ersten Lesung des Tages aus, als sich die Juden gegen die Mühen der Flucht in der Wüste, gegen die „elende Nahrung“ des Manna auflehnten und begannen, „schlecht über Gott“ zu reden: „Da schickte der Herr Giftschlangen unter das Volk. Sie bissen die Menschen, und viele Israeliten starben“ (V. 6). Nur das Gebet des Mose, der für sie Fürsprache halte und eine Schlange aus Kupfer mache, die er an einer Fahnenstange aufhänge – Symbol des Kreuzes, an dem Christus aufgehängt werde –, werde für die, die zu ihm aufblickten, zum Schutz vor dem Gift der Schlangen:

„Auch unter uns Christen – wie viele finden doch auch wir, uns eingeschlossen, die ein wenig von dieser Unzufriedenheit mit dem Leben vergiftet sind. Ja, wirklich, Gott ist gut, doch Christen – ja, aber..., Christen – ja, aber... Christen, die ihr Herz dem Heil Gottes nicht öffnen, die immer Bedingungen stellen. ‚Ja, aber so!’. ‚Ja, ja ich will gerettet werden, aber auf diesem Weg’... So wird das Herz vergiftet“.

Auch wir „sagen oft, dass uns vom göttlichen Stil übel wird. Das Geschenk Gottes mit seinem Stil nicht akzeptieren: das ist die Sünde, das ist das Gift. Das Gift, das uns die Seele vergiftet, die Freude nimmt, nicht weitergehen lässt“. Jesus löse diese Sünde, indem er auf Golgota steige:

„Er selbst nimmt das Gift auf sich, die Sünde, und er wird erhöht. Diese Lauheit, dieses ‚Christsein zur Hälfte’, ‚Christen ja, aber...’. Diese anfängliche Begeisterung auf dem Weg des Herrn und dann – unzufrieden werden: allein der Blick auf das Kreuz vermag dies zu heilen, allein der Blick auf Gott, der unsere Sünden auf sich nimmt: meine Sünde ist dort“.

Der Papst betonte abschließend, wie viele Christen heute „in der Wüste ihrer Traurigkeit, ihres Flüsterns, ihrer Ablehnung des Stiles Gottes sterben“:

„Blicken wir auf die Schlange, auf das Gift dort, im Leib Christi, auf das Gift aller Sünden der Welt, und bitten wir um die Gnade, die schwierigen Augenblicke zu akzeptieren. Den göttlichen Stil des Heils zu akzeptieren, auch diese so leichte Nahrung zu akzeptieren, über die sich die Israeliten beschwerten, die Dinge zu akzeptieren... Die Wege zu akzeptieren, über die mich der Herr vorwärts bringt. Diese Karwoche, die am Sonntag beginnen wird, möge uns helfen, der Versuchung zu entkommen, zu ‚Christen ja, aber...’ zu werden“.


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