Ex-Fernsehpfarrer Fliege sagte 'Taufe' in einer Therme ab

26. März 2015 in Deutschland


Missverständnis um "spirituelle Veranstaltung" am Weltwassertag


Bad Orb/Starnberg (kath.net/idea) Der frühere Fernsehpfarrer Jürgen Fliege (Starnberg) hat einen umstrittenen „Taufgottesdienst“ am 22. März in der Toskana-Therme im hessischen Bad Orb kurzfristig abgesagt. Es habe sich um eine Verkettung von Missverständnissen gehandelt, sagte er der Evangelischen Nachrichtenagentur idea. Die kurhessen-waldeckischen Kirchengemeinden vor Ort und auch die rheinische Kirche, aus der der 67-jährige Fliege kommt, hatten kritisiert, dass sie nicht informiert waren. Auch ein Pfarrer im Ruhestand müsse sich an die kirchlichen Ordnungen halten, hieß es. Auf Unverständnis war auch die Teilnahmegebühr von 39 Euro für den Besuch des Gottesdienstes gestoßen. Nach Angaben des Kulturdirektors der Toskana-Thermen-Gruppe, Micky Remann (Bad Sulza/Thüringen), fand der Gottesdienst dennoch statt - als musikalische Morgenandacht. Zum „Taufgottesdienst“ hätten sich zwölf Interessenten angemeldet. Alle seien über Flieges Absage informiert worden; vier seien dennoch gekommen. Sie hätten im Wasser schwebend im Kuppelbau „Liquid Sound“ der Therme einen Chor aus Thüringen erlebt, der von einer Kirchenmusikerin geleitet wurde. Remann: „Sie waren von den Kirchenliedern tief berührt.“ Die Therme habe zu keinem Zeitpunkt eine amtskirchliche Taufhandlung geplant. Vielmehr sei eine spirituelle Veranstaltung zum Weltwassertag vorgesehen gewesen.

Fliege versteht seine Aktivitäten als Volksmission

Fliege sagte gegenüber idea, ihn habe die Idee eines Gottesdienstes in einer Therme gereizt. Das habe ihn genau so fasziniert wie Gottesdienste auf den Spuren des Apostels Paulus in der Türkei oder viele andere Gottesdienste, zu denen er eingeladen werde. Mit seinen Veranstaltungen sehe er sich in der Tradition der Volksmission: „Ich erreiche Menschen, die nie in eine Kirche gehen würden.“ Die Toskana-Therme vertrete einen ganzheitlichen Ansatz, bei dem auch spirituelle Aspekte eine Rolle spielten. „Ich halte es für eine spannende Idee, einen Gottesdienst rund um das Thema Wasser zu gestalten“, so Fliege. Im Wasser könne man spüren, dass man getragen werde. Deshalb sei er auch zu einem Vorbereitungstreffen nach Bad Orb gefahren.

Dass dieser Gottesdienst schließlich als „Taufgottesdienst“ auch auf seiner eigenen Internetseite beworben worden sei, sei ihm entgangen. „Es hat nie Täuflinge gegeben“, so Fliege. Er habe den Begriff „Taufe“ als Bild für einen Neuanfang verstanden wissen wollen. Als er schließlich mitbekommen habe, dass der Gottesdienst in den Medien und innerhalb der Kirche kontrovers diskutiert wurde, habe er ihn abgesagt.

Als Pfarrer der rheinischen Kirche habe er keinen Streit mit seiner Kirchenleitung riskieren wollen: „Auch wenn viele Kritiker es bezweifeln: Ich liebe meine Kirche.“ In seiner Zeitschrift „Fliege“ und in seinem Internetauftritt hatte der Theologe zu dem Gottesdienst eingeladen. Es sei ein spirituelles Abenteuer, wie Johannes der Täufer selbst im Wasser zu stehen. „Der, der einem Menschen hilft, unter Tränen ein neues Leben anzufangen, hat oft genug selber Tränen in den Augen. Tränen sind das Wasser des Lebens, das die Steine im Herzen und im Kopf aufzulösen vermag.“

Kein Honorar für Fliege

Zugleich verteidigte Fliege die Teilnahmegebühr für den Gottesdienst: „Ich hätte ehrenamtlich mitgewirkt und kein Honorar erhalten. Aber alles, was die Kirche veranstaltet, kostet doch Geld.“ Selbst Fernsehgottesdienste seien nicht gratis, sondern würden über die Rundfunkgebühren finanziert. Der Dekan des evangelischen Kirchenkreises Gelnhausen, Klaus-Peter Brill, hatte besonders den Eintritt für den Gottesdienst in der Therme kritisiert. Zudem hatte er bedauert, dass der Gottesdienst nicht mit der Gemeinde vor Ort abgesprochen gewesen sei. Wie Remann dazu idea sagte, ist die Therme konfessionell ungebunden. Sie sei aber offen für das Gespräch mit den Kirchengemeinden, um gemeinsame Gottesdienste zu planen.


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