Vereinte Nationen verurteilen Verfolgung durch IS

31. März 2015 in Aktuelles


UN kündigt Aktionsplan gegen Extremismus an - Irakische Parlamentsabgeordnete in UN-Debatte: „Wir werden abgeschlachtet, unsere Mädchen werden verkauft, unsere Kinder weggenommen“ – Auch Europaparlament verurteilte Christenverfolgung


New York (kath.net/idea) Zum ersten Mal hat sich der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen in einer offenen Debatte mit der Verfolgung von Christen und anderer Minderheiten durch die Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) befasst. UN-Generalsekretär Ban Ki Mun verurteilte „aufs Schärfste“ das „systematische Töten“ ethnischer und religiöser Minderheiten, die nicht mit dem „verzerrten“ Islam-Verständnis des IS einverstanden seien. Alle müssten den Menschen im Nahen Osten und Nordafrika helfen, ihre historische Vielfalt und Dynamik wiederzugewinnen, sagte er am 27. März in New York. Es müsse auch Schluss sein mit der Straflosigkeit für Gräueltaten des IS. Ban kündigte für September einen Aktionsplan zur Vermeidung des gewalttätigen Extremismus an. Noch im April werde er Führungspersonen verschiedener Religionen zu Beratungen einladen. Der französische Außenminister Laurent Fabius schlug die Einrichtung eines Sonderfonds vor, dessen Mittel zur Rückkehr von Hunderttausenden Vertriebenen in ihre Heimat verwendet werden sollen. Die UN-Debatte war auf Initiative Frankreichs zustande gekommen. IS hat im Irak und Syrien ein „Kalifat“ ausgerufen, in dem die Terrorgruppe das islamische Religionsgesetz, die Scharia, mit äußerster Brutalität durchsetzt. Die Terroristen enthaupten, kreuzigen, vertreiben und vergewaltigen Christen, Jesiden und gemäßigte Muslime. Der Arm von IS reicht bis nach Nordafrika, etwa Libyen, sowie nach Zentralasien, etwa Pakistan und Afghanistan. In Westafrika hat sich die Terrorgruppe Boko Haram (Westliche Bildung ist Sünde) mit IS verbündet.

Irakische Politikerin: Unsere Mädchen werden verkauft

„Wir werden abgeschlachtet, unsere Mädchen werden verkauft, unsere Kinder weggenommen“, sagte die irakische Parlamentsabgeordnete Vian Dakhil in der UN-Debatte. Mehr als 420.000 vertriebene Jesiden lebten jetzt in Lagern in Kurdistan, Syrien und der Türkei. Tausende Mädchen seien von IS in die Sklaverei verkauft worden. Der chaldäisch-katholische Patriarch

Louis Raphael Sako (Kirkuk) bestätigte Dakhils Aussagen und nannte die Situation „katastrophal“. Sie lasse sich aber nicht allein militärisch lösen. Sako rief die Arabische Liga und die Konferenz Islamischer Staaten auf, Rechtssicherheit zu schaffen sowie religiöse, kulturelle und politische Vielfalt zu gewährleisten. Er betonte, dass die schweigende und friedliche Mehrheit der Muslime den Extremismus ablehne.

Deutscher UN-Vertreter: IS zerstört religiöse Vielfalt

Der ständige Vertreter Deutschlands bei den Vereinten Nationen, Harald Braun (New York), verurteilte die „systematische Zerstörung der religiösen Vielfalt im Nahen Osten“ durch IS. Die Staatengemeinschaft müsse für Pluralismus und Menschenrechte einstehen. Der österreichische Außenminister Sebastian Kurz (Wien) hob das Ausmaß der Christenverfolgung hervor. Im Irak sei in den vergangenen zehn Jahren über die Hälfte des Christentums verschwunden. Christen seien weltweit die am meisten verfolgte Religionsgruppe. Der ÖVP-Politiker forderte einen verstärkten Einsatz für die Religionsfreiheit und das friedliche Zusammenleben: „Es gibt kein natürliches Recht, das besagt, dass Muslime, Juden und Christen nicht miteinander in Frieden leben können.“ Der stellvertretende Vertreter der Schweiz bei der UN, Olivier Zehnder, appellierte an alle Konfliktparteien, das Völkerrecht und die Menschenrechte einzuhalten.

Kauder: Gewalt gegen Christen und Jesiden beenden

In Berlin begrüßte der Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Volker Kauder, die UN-Debatte. Die Weltgemeinschaft müsse dringend mehr für den Schutz der bedrohten Minderheiten, insbesondere der Christen, tun. Der menschenverachtende Terror des IS richte sich gegen die kulturelle Vielfalt im Nahen Osten sowie gegen die Menschenrechte, von denen das Recht auf Religionsfreiheit eine herausgehobene Bedeutung habe. Kauder: „Die schreckliche Gewalt gegen Christen und andere Minderheiten, etwa den Jesiden, muss beendet werden.“

Europaparlament verurteilte Christenverfolgung

Der Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen in Genf hatte bereits am 13. März eine Erklärung zur Unterstützung der Menschenrechte von Christen besonders im Nahen Osten verabschiedet. Mehr als 50 Staaten haben sich das Dokument zueigen gemacht. Das Europaparlament verurteilte am 12. März ebenfalls die religiöse Verfolgung. Es verabschiedete einen Entschließungsantrag aller Fraktionen zu den „insbesondere gegen Christen gerichteten Angriffen und Entführungen durch den IS“.


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