Warum so verbittert?

1. April 2015 in Kommentar


Was mir auffällt: Es wird (BEI kath.net und ÜBER kath.net) oft gegiftet, Häme versprüht, Bitterkeit angerührt - Ich wünsche mir ein besseres kath.net! Und arbeite gerne weiter mit an einer immer besseren KNA. Gastkommentar von Ludwig Ring-Eifel (KNA)


Bonn/Linz (kath.net) Aus der kath.net-Redaktion wurde ich zu einem Gastkommentar ermuntert. Ich soll, wenn ich es recht verstehe, etwas schreiben über die Debatte um die kath.net-„Schelte“ von Bischof Stefan Oster und die mutmaßliche „Ohrfeige“ des KNA-Redakteurs Joachim Heinz gegen das Portal und gegen das, was im kath.net Diskussionsforum so alles geäußert wird. Auch wenn ich mich nicht wirklich kompetent fühle, weil ich kath.net und die Leserkommentare aus verständlichen Gründen nicht so intensiv verfolge wie die Texte und Bilder der KNA, will ich es dennoch versuchen.

Was mir in der Debatte BEI kath.net und ÜBER kath.net immer wieder auffällt, ist die emotionale Tonlage. Es gibt – ohne dass ich das jetzt im Einzelnen belegen könnte – neben wertvollen Informationen und Anregungen viel Verbissenheit. Es wird (BEI kath.net und ÜBER kath.net) oft gegiftet, Häme versprüht, Bitterkeit angerührt. Ich habe mich schon oft gefragt, woher diese Verbissenheit kommt, und konnte es mir nie so recht erklären. Der jüngste Kommentar von Peter Winnemöller hat mich der Antwort ein wenig näher gebracht, weil er zeigt, wie das Schema funktioniert:

Wenn einer über die Gegenseite vermutet, dass sie Böses im Schilde führt und ihn fertigmachen will, dann interpretiert er jedes Attribut, mit dem sie ihn belegt, als Beschimpfung. Da wird berichtet, dass kath.net Spenden sammelt. Wenn das von der finanziell abgesicherten KNA kommt, kann es doch nur eine hämische Bemerkung sein! Da wird kath.net im konservativen Spektrum verortet. Auch das kann wohl nur als „brandmarken“ gemeint sein, denn die KNA ist doch bestimmt liberal… So geht es dann immer weiter.

Die Haltung, die dazu führt, einen ziemlich sachlich geschriebenen Bericht als Polemik und als Ohrfeige zu lesen, könnte man als „in sich geschlossene Verdachtshermeneutik“ umschreiben. Woher diese Haltung bei kath.net kommt, habe ich immer noch nicht begriffen. Aber es scheint mir offensichtlich, dass sie wenig zu einer konstruktiven Debatte beiträgt.

Ähnliches kann man über Versuche vom anderen Ende des Spektrums sagen, die jede Äußerung „aus der rechten Ecke“, wie sie auch auf kath.net manchmal zu finden sind, am liebsten mit der Ausweisung aus der demokratischen Debatte bestrafen würden. Wer das Geraune von der „Meinungsdiktatur“ dadurch bekämpfen wollte, dass er es verbietet, würde dieses Gefühl der unverstandenen konservativen „underdogs“ ja bloß abermals verstärken. Ebenso unsinnig ist es, im politischen Diskurs jede Meinungsäußerung jenseits von CDU oder ÖVP in die braune Ecke abzudrängen. Eine offene Debatte sieht anders aus.

Doch zurück zur „Ohrfeige“ der KNA gegen kath.net. Echte Ohrfeigen (gegen KNA) gibt es umgekehrt erstaunlich häufig, und die sind ganz ohne Verdachtshermeneutik zu erkennen. „Was soll das?“, frage ich mich dann meistens. Natürlich kann man darüber streiten, wie oft man über die Äußerungen von Herrn Professor Hans Küng berichten sollte (auch dazu gab es einige bittere Kommentare auf kath.net) oder welchen Stellenwert der Konflikt um die rechtliche Gleichstellung von homosexuellen Paaren in der Berichterstattung einer katholischen Agentur einnehmen sollte. Aber was bringt es eigentlich, wenn man ständig mit gestrecktem, anklagenden Zeigefinger durch die Lande rennt und dabei ruft: „Da sieht man es wieder, wie sehr alle anderen außer uns irren!“

Ich wünsche mir selbstbewusste konservative Katholiken und Publizisten, die den Streit um die kirchliche Lehre und die Moral, um Tradition und Liturgie, um die Gesetzgebung und das richtige Leben in der heutigen Zeit mit Argumenten ausfechten und dazu die relevanten Fakten berichten. Uns fehlt ein konservativer Publizist mit dem Horizont und der Souveränität eines Robert Spaemann. Weder Krawallmacher noch beleidigte Leberwürste, weder Denunzianten noch Bischofs-Umgarner werden im Streit um die Köpfe etwas gewinnen. Punkten werden Publizisten, die das bessere Argument überzeugend ins Wort bringen und die richtige Nachricht zum richtigen Zeitpunkt in den richtigen Kontext stellen. Kurzum: Ich wünsche mir ein besseres kath.net! Und ich arbeite gerne weiter mit an einer immer besseren KNA.

Ludwig Ring-Eifel (Foto) ist der Chefredakteur der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA)

Foto Ring-Eifel: (c) kath.net


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