Zsifkovics: Mit Glaubenstiefe gegen kirchliche Krankheitssymptome

3. April 2015 in Spirituelles


Eisenstädter Bischof: Der Glaube stelle "das Lebensmodell eines Menschen vor Augen, der aufrecht, ehrlich, geradlinig seinen Weg gegangen ist ... - bis zum Tod am Kreuz".


Eisenstadt-Linz (kath.net/KAP) Das Bemühen um einen vertieften Glauben schützt Christen und gerade auch Geistliche vor "Krankheitssymptomen", die in Widerspruch zur Frohbotschaft Jesu stehen. Darauf hat der Eisenstädter Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics bei der Chrisammesse hingewiesen, die er am Mittwochnachmittag mit dem burgenländischen Klerus und mit dem emeritierten Kölner Erzbischof, Kardinal Joachim Meisner, als Gast im Eisenstädter Martinsdom feierte. Er nahm dabei Bezug auf die Aufsehen erregende Weihnachtsansprache des Papstes vor der Römischen Kurie, in der Franziskus 15 "Krankheiten" wie "Glaubens-Alzheimer" und Geschwätzigkeit genannt hatte, die die Kirche befallen hätten.

Ein "realistischer Blick" auf Kirche und Gesellschaft zeige ihm, "dass es in unserer Gemeinschaft tatsächlich unübersehbare Symptome gibt, die ein Hinweis auf eine ernstzunehmende Erkrankung sind", sagte Zsifkovics in seiner Predigt. Diese Symptome würden letztlich alle Christen in der einen oder anderen Form und Stärke betreffen, "besonders schmerzhaft wirken" würden sie jedoch, "wenn sie Menschen im geistlichen Leitungsamt, wenn sie uns Priester, Diakone und Ordensleute betreffen".

Namentlich nannte der burgenländische Bischof drei Krankheitsbilder, die die "Gefahr der Ansteckung" bergen und eine Therapie erfordern würden: durch Hetze und Hektik ausgelöste "Atemnot", die die Luft ausgehen lasse, "weil ich meine, alles selbst machen und überall dabei sein zu müssen"; weiters "Gedächtnisschwund", der Jesus und seine Frohbotschaft in Vergessenheit geraten lasse, "wenn ich nur mehr um mich selber kreise, mich zum Zentrum meines eigenen Fan-Clubs stilisiere und meine erste Frage immer lautet: "Was bringt's mir?"; und schließlich "Rückgratverkrümmung", die bewirke, dass "ich für das, was ich denke, rede und tue, nicht geradestehen kann ... und nicht für die eintrete, die ungerecht behandelt werden".

"Sind wir nicht alle schon zu lau und müde?"

Die genannten "Krankheiten" haben nach den Worten von Bischof Zsifkovics "unsere Kirche und unsere Gesellschaft heute befallen und fest im Griff, nicht nur die Laienchristen, sondern vor allem auch uns Geweihte!" Seine kritische Anfrage an die Festgemeinde im Martinsdom: "Spüren wir überhaupt noch, wie leise, still und heimlich sie sich bei uns und in uns verbreiten? Sind wir nicht alle schon zu lau und müde geworden, dem entgegenzuwirken?"

Ehrliche Rückbesinnung auf Gott und den Glauben ist nach den Worten von Bischof Zsifkovics das geeignete Gegenmittel, um mit den genannten "Krankheiten" zurande zu kommen. Der Glaube gebe die Überzeugung, dass Gott da zur Seite stehe, wo die eigene Kraft nicht mehr ausreicht, er fordere immer wieder heraus, vom Mitmenschen her zu denken und zu fühlen und ihm zu einem besseren und menschlicheren Leben zu verhelfen. Und: Der Glaube stelle "das Lebensmodell eines Menschen vor Augen, der aufrecht, ehrlich, geradlinig seinen Weg gegangen ist ... - bis zum Tod am Kreuz".

Der Bischof appellierte abschließend an den Klerus, mit einem erneuerten Weiheversprechen und den in der Chrisammesse geweihten Ölen "die Wunden der uns anvertrauten Menschen, aber auch die eigenen" zu heilen. "Wo wir so mit Christus und der Kirche gemeinsam unseren pastoralen Weg gehen, da ist Seelsorge einladend, anziehend, glaubwürdig und heilsam."

Ölweih-Messe auch im Linzer Mariendom

Auch der Linzer Bischof Ludwig Schwarz weihte in der Chrisammesse im Linzer Mariendom die Heiligen Öle für das kommende Jahr für die gesamte Diözese Linz. Geistliche, kirchliche Mitarbeiter und Ministranten aus allen Teilen Oberösterreichs nahmen an der Feier teil. In seiner Predigt rief Schwarz auf, "die Freude nicht verlöschen zu lassen". Gerade die Priester blieben der Welt und den Menschen etwas schuldig, wenn sie die Frohe Botschaft nicht weitergäben. "Der christliche Glaube ist keine verbitterte, endlose Diskussion. Der Glaube ist Zuspruch. Gott ist da!", so der Linzer Bischof.

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