Wenn Christen an ihrer Kirche leiden

10. April 2015 in Kommentar


Innerprotestantische Diskussion: Persönliche Anmerkungen zur Situation der EKD. Von Uwe Holmer


Serrahn (kath.net/idea) Immer mehr Christen, für die die Bibel Gottes Wort ist, leiden an ihrer evangelischen Kirche. Sie ist tatsächlich todkrank. Ihre Krankheit begann nicht erst heute. Schon vor über 100 Jahren schrieb Pastor Friedrich von Bodelschwingh in großer Sorge: „Unaufhaltsam ergießt sich eine Flut glaubensloser und oft pietätloser Kritik von den theologischen Lehrstühlen unserer deutschen Hochschulen über unsere arme theologische Jugend und rüttelt an der Grundlage unseres Glaubens, nämlich an der Heiligen Schrift.“

Viele enttäuschte Christen traten aus

Die Situation hat sich seitdem nicht verbessert. Im Gegenteil! Waren es vor 100 Jahren Universitätsprofessoren, so sind es heute einzelne Bischöfe, Präses und Kirchenpräsidenten selbst, die den Grund unseres Glaubens leugnen: die leibliche Auferstehung Jesu von den Toten; die behaupten, die Bibel sei ein Buch wie jedes andere, also nicht Gottes Wort. Von daher darf man sich nicht wundern, dass in den letzten 20 Jahren etwa vier Millionen Mitglieder die Landeskirchen verlassen haben. Unter den Ausgetretenen sind viele enttäuschte Christen. Gab es 1950 noch 42,2 Millionen Mitglieder der EKD, so sind es jetzt weniger als 23 Millionen. Wird es in 50 Jahren noch evangelische Landeskirchen geben? Leider sind auch zahlreiche Freikirchen vom Virus der Bibelkritik betroffen und haben zurückgehende Zahlen.

Ist für die EKD Jesus bloßer Mensch?

Viele evangelikale Christen sind so heimatlos geworden. Alle paar Wochen werden sie mit neuen Irrlehren konfrontiert. So hat die EKD im Internet ein „Glaubens-ABC“ veröffentlicht, in dem Jesus als bloßer Mensch dargestellt wird: geboren in Nazareth (nicht in Bethlehem, wie es in den Evangelien heißt), sein Vater sei Josef. Da ist kein Wort vom Heiligen Geist und vom ewigen Gottessohn, der Mensch wurde. Gleichzeitig schwelt ein alter Konflikt immer weiter: dass homosexuelle Pfarrer mit ihrem Partner im Pfarrhaus leben und lehren dürfen, wie es mittlerweile in fast allen Landeskirchen üblich ist.

Was man tun könnte

Was sollte man nun tun? Eine Kirche, die nicht mehr dem Wort Gottes gehorcht, braucht Widerspruch. Evangelikale Christen sollten deshalb bibeltreue Pfarrer unterstützen und sich in entsprechenden Gemeinden sammeln. Sie sollten Spenden und Kollekten nur für Werke geben, die nicht in Zielen und Praxis dem Wort Gottes widersprechen. Evangelikale sollten für Gemeindevorstände kandidieren, Irrlehren widersprechen – notfalls durch einen Zettel im Kollektenbeutel. Ich selbst habe darüber hinaus das „Persönliche Bekenntnis zur vollen Geltung der biblischen Glaubensaussagen“ des Gemeindehilfsbundes unterschrieben, das allen Kirchenleitungen zur Kenntnis gebracht werden soll.

Wir dürfen gewiss sein: Wer der Bibel vertraut, hat die besseren Argumente. Nicht wir evangelikalen Christen stehen am Rand der Kirche. Vielmehr bilden wir die Mitte, weil wir uns an der Mitte Jesus Christus orientieren. Und er sagt: „Wer mich bekennt vor den Menschen, den will auch ich bekennen vor meinem himmlischen Vater“ (Matthäus 10,32).

Der Autor, Pastor Uwe Holmer (Serrahn/Mecklenburg), war bis 1991 Leiter der Diakonischen Anstalten Lobetal (bei Berlin). Weltbekannt wurde er, als er vor jetzt 25 Jahren den obdachlos gewordenen Ex-DDR-Staatsratsvorsitzenden Honecker und dessen Frau für zehn Wochen aufnahm.


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