'Damals: Holocaust - heute: Babycaust'

3. Mai 2003 in Deutschland


Ein christlicher Lebensrechtler bekam Recht vor dem Oberlandesgericht Karlsruhe - Ein Portrait des Lebensrechtler Klaus Günter Annen - Von Marcus Mockler


Die Meldung ging in der vergangenen Woche durch alle Medien: Abtreibungsärzte müssen es sich gefallen lassen, daß ihr Tun als Mord bezeichnet wird und daß die hohe Zahl der Schwangerschaftsabbrüche in Deutschland (zwischen 200.000 und 300.000 pro Jahr) mit dem Etikett “neuer Holocaust” belegt wird. Diesen juristischen Sieg hat der Lebensrechtler Klaus Günter Annen (Weinheim bei Heidelberg) vor dem Oberlandesgericht Karlsruhe errungen. Das Gericht sieht zwar in den Formulierungen einen “erheblichen Vorwurf und eine spürbare Kränkung”, doch sei dies durch die Meinungsfreiheit im Kampf um eine fundamentale Frage gedeckt.

Fünf Strafanzeigen

Klaus Günter Annen ist in den vergangenen Jahren zum Schrecken der Abtreibungsärzte geworden. Er verteilt Flugblätter vor ihren Praxen, wo er zum Stopp “rechtswidriger Abtreibungen” aufruft. Das hat ihm eine Fülle von Strafanzeigen beschert, derzeit laufen noch fünf. Nicht alle Urteile sind zu seinen Gunsten ausgefallen. Erst im März vertrat das Oberlandesgericht Stuttgart die Auffassung, daß Abtreibungen in der gesetzlich vorgeschriebenen Form aus der Sicht eines unvoreingenommenen Publikums nicht rechtswidrig seien. Die Richter drohten Annen ein Ordnungsgeld von bis zu 250.000 Euro oder sechs Monate Haft an, falls er seine Flugblätter noch einmal vor der Praxis eines Frauenarztes verteile. Andererseits hat ihm bereits vor drei Jahren als letzte Instanz der Bundesgerichtshof zugebilligt, daß sein Slogan “Damals: Holocaust - heute: Babycaust” mit der freien Meinungsäußerung vereinbar sei.

Begegnung mit Freikirchlern

Der 52jährige Annen ist katholisch, verheirateter Vater von zwei Kindern. Zu einem lebendigen Glauben an Jesus Christus habe er Ende der 80er Jahre durch die Begegnung mit evangelikalen Freikirchlern gefunden, berichtet er im Gespräch mit idea. Dort habe er auch bei einem Vortrag den Vorsitzenden der “Aktion Leben”, Walter Ramm (Abtsteinach bei Heidelberg), kennengelernt und dabei Feuer für das Thema Lebensschutz gefangen. Der gelernte Kaufmann Annen, der früher in der Automobilbranche tätig war, arbeitet heute selbst für die “Aktion Leben”. Allerdings legt er Wert auf die Feststellung: Die Flugblattaktionen vor Frauenarztpraxen sind seine Privatinitiative, finden in seiner Freizeit statt und haben mit seinem Arbeitgeber nichts zu tun.

Warum ist ihm der brutale Vergleich von Judenmord und Abtreibung so wichtig?

“Ich will die Leute zum Nachdenken bringen. Über die sechs Millionen Juden, die von den Nazis umgebracht wurden, sind wir heute noch schockiert. Daß seit dem Zweiten Weltkrieg doppelt so viele Kinder im Mutterleib getötet wurden, erregt dagegen kaum Aufsehen.” Mit seinen Aktionen will Annen das “große Unrecht, das unschuldige Babys erleiden”, ins Bewußtsein rufen.

“Ohne Gebet geht nichts”

Auf seiner Internetseite (www.babycaust.de) ruft er zum Gebet auf für betroffene Frauen und Abtreibungsärzte. “Ohne Gebet geht nichts”, so seine Überzeugung. Auch die Tatsache, daß er in mehr als zehn Jahren Lebensrechtsarbeit vor gewaltsamen Übergriffen verschont geblieben ist, führt er auf die Erhörung zahlloser Gebete zurück. So hart Annen in seiner Sprache auch ist, lehnt er Militanz gegenüber Abtreibungsärzten doch konsequent ab. “Mir wird manchmal vorgeworfen, von meinen Flugblättern sei es nicht weit bis zu Schüssen auf Abtreibungsärzte, wie es sie in den USA gegeben hat. Tatsächlich sage ich ohne Wenn und Aber nein zur Gewalt.” Annen kämpft weiterhin mit drastischer Sprache dafür, daß auch die Ungeborenen von Gewalt verschont bleiben. (idea)


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