Weniger über Sex und mehr über Freundschaft reden

26. April 2015 in Familie


Erster „Christustag Lippe“ beschäftigte sich mit Liebe und Sexualität - „Verheiratete dürfen etwas von der Exklusivität und Treue der Liebe Gottes abbilden, Singles etwas von ihrer Weite.“


Kalletal (kath.net/idea) In der Gesellschaft wird zu viel über Sex und zu wenig über Freundschaft geredet. Das sagte der Vorsitzende des Arbeitskreises für evangelikale Theologie, Prof. Christoph Raedel (Gießen), beim ersten „Christustag Lippe“ am 18. April in Kalletal (bei Lemgo). Die Veranstaltung mit rund 150 Besuchern stand unter dem Thema „Freude an den guten Gaben Gottes: Liebe und Sexualität in Ehe, Familie und Singlesein“. Das Neue Testament betont laut Raedel die Bedeutung und Unauflöslichkeit der „monogamen heterosexuellen Ehe“ und stelle ihr das „in Freundschaftsbeziehungen eingebundene Singlesein“ zur Seite, wie es auch Jesus und Paulus gelebt hätten. Er ermutigte, Freundschaften zu leben, weil hinter der Sehnsucht nach sexuellen Kontakten häufig der Wunsch nach engen vertrauensvollen Beziehungen stehe. Laut Raedel sind Alleinlebende keine Christen zweiter Klasse: „Verheiratete dürfen etwas von der Exklusivität und Treue der Liebe Gottes abbilden, Singles etwas von ihrer Weite.“

Das neutestamentliche Bild der Ehe zwischen einem Mann und einer Frau ist Raedel zufolge nicht beliebig erweiterbar, weil es theologisch auf die Liebe Christi zu seiner Gemeinde verweise und weil nur eine heterosexuelle Partnerschaft gemeinsame Kinder empfangen könne. Die gottesdienstliche Segnung müsse daher Ehepaaren vorbehalten bleiben. Raedel lehrt an der Freien Theologischen Hochschule in Gießen.

Diskussion um Sexualität nicht nur auf Homosexualität reduzieren

Wie einer der Organisatoren des Christustages, Pfarrer Matthias Köhler (Kalletal), der Evangelischen Nachrichtenagentur idea sagte, werden derzeit viele kirchliche Diskussionen zu Sexualität, Ehe und Familie ausschließlich auf Homosexualität und damit auf eine kleine Gruppe von Menschen reduziert. Doch die Themen seien für jeden Christen persönlich relevant. Man habe beim Christustag sowohl Singles als auch Familien Mut machen wollen, sich mit den Aussagen der Bibel zu ihrer jeweiligen Lebensform auseinanderzusetzen, diese im Alltag ernst zu nehmen und sich für deren Geltung in Kirche und Gesellschaft stark zu machen.

Ein Hintergrund sei auch der 2014 erteilte Auftrag der lippischen Synode an den Landeskirchenrat, eine Beschlussvorlage zur gottesdienstlichen Segnung gleichgeschlechtlicher Lebensgemeinschaften zu erarbeiten. Bislang ist in den reformierten „Klassen“ (Bezirke) der Landeskirche ausschließlich eine Fürbittandacht erlaubt. Köhler: „Vor dem gesamtbiblischen Bild von Ehe, Liebe und Familie ist es nicht angemessen, gleichgeschlechtliche Partnerschaften zu segnen. Damit ging von unserer Veranstaltung auch die nachdrückliche Bitte an die Landeskirche aus, eine solche Segnungshandlung nicht einzuführen.“ Veranstalter des Christustages waren die drei Evangelisch-reformierten Kirchengemeinden Almena, Hohenhausen und Langenholzhausen sowie der Jugendverband „Entschieden für Christus“ Ostwestfalen-Lippe und der Lippische Gemeinschaftsbund, der zum Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverband (Vereinigung Landeskirchlicher Gemeinschaften) gehört. Sie knüpften an die Christustage in Baden-Württemberg an, die dort schon seit mehr als 50 Jahren als Bibel- und Glaubenskonferenzen stattfinden.


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