Der Gott der Neuheiten und die Unterscheidung im Heiligen Geist

28. April 2015 in Aktuelles


Franziskus in Santa Marta: die Gnade des apostolischen Muts, aus unserem christlichen Leben kein Museum mit Erinnerungsstücken zu machen. Die Notwendigkeit, ein Risiko einzugehen. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Papst Franziskus ging in seiner Predigt bei der heiligen Messe am Dienstag der vierten Woche im Osterkreis in der Kapelle des vatikanischen Gästehauses „Domus Sanctae Marthae“ von der ersten Lesung aus der Apostelgeschichte aus (Apg 11,19-26). Die aufgrund der Verfolgungen nach der Steinigung des Stephanus verstreuten Jünger Jesu kamen in Antiochia an und begannen mit ihrer Verkündigung nicht nur vor den Juden, sondern auch bei den Griechen, die Heiden waren. Eine große Zahl von ihnen fand zum Glauben und bekehrte sich zum Herrn.

Der Papst unterstrich, dass es im Leben der Kirche immer von fundamentaler Bedeutung sei, sich für das Neue des Heiligen Geistes zu öffnen. Viele seien zu jener Zeit darüber beunruhigt gewesen, dass das Evangelium auch den Nicht-Juden verkündigt werde. Als aber Barnabas nach Antiochia komme „und die Gnade Gottes sah, freute er sich und ermahnte alle, dem Herrn treu zu bleiben, wie sie es sich vorgenommen hatte“ (V. 23). Er habe erkannt, dass die Bekehrungen der Heiden Gottes Werk gewesen seien.

Bereits in den Prophezeiungen stehe geschrieben (zum Beispiel im 60. Kapitel des Propheten Jesaja), dass der Herr kommen werde, um alle Völker zu retten. Dennoch hätten viele diese Worte nicht verstanden:

„Sie verstanden nicht. Sie verstanden nicht, dass Gott der Gott der Neuheiten ist: ‚Ich mache alles neu’, sagt er uns. Dass der Heilige Geist gerade deshalb gekommen ist: um uns zu erneuern. Und ständig tut er diese Arbeit, uns zu erneuern. Das macht ein wenig Angst. In der Geschichte der Kirche können wir von jenem Moment an bis heute sehen, wie viel Angst es gegenüber den Neuheiten des Heiligen Geistes gegeben hat. Er ist der Gott der Neuheiten!“.

„Aber ist gibt Neuheiten und Neuheiten“, so Franziskus. Bei einigen der Neuheiten könne man sehen, dass sie von Gott stammten. Bei anderen sei dies nicht der Fall. So stelle sich die Frage, wie dies unterschieden werden könne. In der Tat werde sowohl von Barnabas als auch von Petrus gesagt, dass sie vom Heiligen Geist erfüllte Männer seien: „In beiden ist da der Heilige Geist, der die Wahrheit sehen lässt. Von uns allein aus vermögen wir das nicht. Allein mit unserer Intelligenz können wir das nicht. Wir können auch die ganze Heilsgeschichte studieren, wir können die ganze Theologie studieren, doch ohne den Heiligen Geist können wir nicht verstehen. Es ist gerade der Heilige Geist, der uns die Wahrheit begreifen lässt, oder um es mit den Worten Jesus zu sagen: es ist der Geist, der uns die Stimme Jesu erkennen lässt (vgl. Tagesevangelium Joh 10, 22-3): ‚Meine Schafe hören auf meine Stimme; ich kenne sie, und sie folgen mir’ (V. 27)“.

Dass die Kirche vorwärts gehe, sei Werk des Heiligen Geistes, der uns die Stimme des Herrn hören lasse. „Und was kann ich tun“, fragte sich Franziskus, „um sicher zu sein, dass die Stimme, die ich höre, die Stimme Jesu ist, dass das, wovon ich spüre, es tun zu müssen, vom Heiligen Geist stammt?“ Beten:

„Ohne das Gebet ist da kein Platz für den Geist. Gott bitten, dass er dieses Geschenk sende: ‚Herr, gib uns den Heiligen Geist, damit wir zu aller Zeit unterscheiden können, was wir tun müssen’, was nicht immer dasselbe ist. Die Botschaft ist dieselbe: die Kirche geht vorwärts, die Kirche geht mit diesen Überraschungen vorwärts, mit diesen Neuheiten des Heiligen Geistes. Man muss sie unterscheiden, und um sie unterscheiden zu können, muss man beten, muss man um diese Gnade bitten. Barnabas war vom Heiligen Geist erfüllt und hat sofort verstanden. Petrus hat gesehen und sagte: ‚Nun, wer bin ich, um hier die Taufe zu verweigern?’. Er ist es, der uns nicht irren lässt. ‚Aber Pater, warum soll man sich denn so viele Probleme machen? Machen wir doch einfach das, was wir immer gemacht haben, dann sind wir sicherer...’“.

Doch alles einfach so zu machen, wie man es immer gemacht habe, so die Mahnung des Papstes, „ist eine Alternative des Todes“. Vielmehr sei es notwendig, ein Risiko einzugehen, mit dem Gebet, mit viel Beten, in Demut, das Risiko, zu akzeptieren, dass der Geist von uns verlange, etwas zu ändern: „Das ist der Weg“.

„Der Herr hat uns gesagt“, so Franziskus abschließend: „Wenn wir seinen Leib essen und sein Blut trinken, werden wir das Leben haben. Jetzt setzen wir diese Eucharistiefeier mit diesen Worten fort: ‚Herr, du bist hier bei uns gegenwärtig in der Eucharistie, du wirst nun in uns sein: schenke uns die Gnade des Heiligen Geistes. Schenke uns die Gnade, keine Angst zu haben, wenn der Geist uns – mit Sicherheit – sagt, einen Schritt weiterzugehen’. Und in dieser Messe wollen wir um diesen Mut, um diesen apostolischen Mut bitten, Überbringer des Lebens zu sein und aus unserem christlichen Leben kein Museum mit Erinnerungsstücken zu machen“.

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