Geschichte und Dienst – die Identität des Christen

30. April 2015 in Aktuelles


Franziskus in Santa Marta: Die Grundzüge des christlichen Lebens. Unterwegs in der Geschichte zwischen Gnade und Sünde. Christ sein heißt nicht, sich die Seele zu schminken, sondern das zu tun, was Jesus getan hat: dienen. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Die Geschichte und der Dienst: diese beiden Grundzüge der christlichen Identität standen im Mittelpunkt der Predigt von Papst Franziskus bei der heiligen Messe am Donnerstag der vierten Woche im Osterkreis in der Kapelle des vatikanischen Gästehauses „Domus Sanctae Marthae“.

Die Geschichte: Paulus, Petrus und die ersten Jünger „verkündeten keinen Jesus ‚ohne Geschichte’“. Sie verkündeten Jesus in der Geschichte des Volkes, eines Volkes, das Gott durch die Jahrhunderte wandern lassen habe, damit es zur Reife, „zur Fülle der Zeiten“ gelange. Gott trete in die Geschichte ein und gehe mit seinem Volk:

„Die Christen sind Männer und Frauen der Geschichte, weil sie nicht sich selbst gehören, sie sind in ein Volk eingegliedert, in ein Volk, das unterwegs ist. Ein christlicher Egoismus ist undenkbar, nein, das geht nicht. Ein Christ ist ein geistlicher Mann, eine geistliche Frau, die arbeiten, er ist ein geistlicher Mann, eine geistliche Frau, die in ein Volk eingegliedert sind, das eine lange Geschichte hat und weiter unterwegs ist, bis der Herr zurückkehrt“.

Diese Geschichte „ist eine Geschichte der Gnade, aber auch der Sünde“:

„Wie viele Sünder, wie viele Verbrechen! Auch heute (vgl. Apg 13,13-25) erwähnt Paulus den König David, der heilig ist. Aber bevor er heilig wurde, ist er ein großer Sünder gewesen. Ein großer Sünder. Unsere Geschichte muss Heilige und Sünder annehmen. Und meine persönliche Geschichte, die Geschichte eines jeden, muss unsere Sünde annehmen, die eigene Sünde und die Gnade des Herrn, der mit uns ist und uns in der Sünde begleitet, um zu vergeben, der uns in der Gnade begleitet. Es gibt keine christliche Identität ohne Geschichte“.

Der zweite Grundzug der christlichen Identität sei der Dienst. Jesus wasche den Jüngern die Füße und lade sie so dazu ein, wie er zu dienen:

„Die christliche Identität besteht im Dienst, nicht im Egoismus. ‚Aber Pater, wir alle sind doch Egoisten!’. Ach ja? Das ist eine Sünde, das ist eine Gewohnheit, von der wir uns lösen müssen. Um Vergebung bitten, dass der Herr uns bekehre. Wir sind zum Dienst berufen. Christ sein ist kein einfacher Schein oder ein soziales Verhalten. Christ sein heißt nicht, sich die Seele etwas zu schminken, damit sie ein wenig schöner ist. Christ sein heißt, das zu tun, was Jesus getan hat: dienen“.

Abschließend mahnte der Papst dazu, sich diese Frage zu stellen: „Was stellt sich in meinem Herzen öfter ein? Lasse ich mich von den Anderen bedienen, bediene ich mich der Anderen, der Gemeinschaft, der Pfarrei, meiner Familie, meiner Freunde – oder diene ich, in wessen Dienst stehe ich?“.

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