Die Dimension des Martyriums im Leben des Christen

11. Mai 2015 in Aktuelles


Franziskus in Santa Marta: Wer den Weg des Martyriums und das ‚Ärgernis des Kreuzes’ nicht ernst nimmt, hat den Weg Jesu noch nicht begriffen. Ein Telefonat mit dem koptischen Patriarchen Tawadros. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Papst Franziskus konzentrierte sich in seiner Predigt bei der heiligen Messe am Montag der sechsten Woche im Osterkreis in der Kapelle des vatikanischen Gästehauses „Domus Sanctae Marthae“ auf das Tagesevangelium (Joh 15,26-16, 4a). Jesus verkündigt seinen Jüngern den Heiligen Geist: „Noch vieles habe ich euch zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht tragen. Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch in die ganze Wahrheit führen. Denn er wird nicht aus sich selbst heraus reden, sondern er wird sagen, was er hört, und euch verkünden, was kommen wird“ (Joh 16,12-13).

Der Herr spreche von der Zukunft, „vom Kreuz, das uns erwartet, und er spricht vom Geist, der uns vorbereitet, das christliche Zeugnis abzulegen“. So spreche er vom „Skandal der Verfolgungen“, vom „Ärgernis des Kreuzes“.

Das Leben der Kirche, so der Papst, sei ein vom Geist geleiteter Weg, der uns die Worte Jesu in Erinnerung rufe und uns die Dinge lehre, die Jesus uns noch nicht sagen konnte: „Er ist ein Weggefährte und verteidigt uns auch vor dem ‚Ärgernis des Kreuzes’“. Das Kreuz nämlich ist Ärgernis für die Juden, die Zeichen fordern, und „Torheit“ für die Griechen, das heißt für die Heiden, „die Weisheit, neue Ideen fordern“. Die Christen dagegen verkündigten Jesus, den Gekreuzigten. Auf diese Weise bereite Jesus die Jünger vor, damit sie am Kreuz Christi keinen Anstoß nähmen: „Sie werden euch aus der Synagoge ausstoßen, ja es kommt die Stunde, in der jeder, der euch tötet, meint, Gott einen heiligen Dienst zu leisten“ (Joh 16,2):

„Heute sind Zeugen von jenen, die die Christen im Namen Gottes töten, weil sie ihrer Ansicht nach ‚Ungläubige’ sind. Das ist das Kreuz Christi: ‚Das werden sie tun, weil sie weder den Vater noch mich erkannt haben’ (Joh 16,3). ‚Das ist mir geschehen – sagt Jesus – so wird es auch euch geschehen – die Verfolgungen, die Bedrängnisse –, doch bitte: nehmt keinen Anstoß. Der Geist wird euch führen und euch begreifen lassen“.

Der Papst erinnerte an ein Telefongespräch, das er gestern – „am Tag der koptisch-katholischen Freundschaft“ – mit dem koptischen Patriarchen Tawadros geführt habe:

„Ich gedachte seiner Gläubigen, die auf dem Strand abgeschlachtet wurden, weil sie Christen waren. Diese Gläubigen haben aufgrund der Kraft, die ihnen der Heilige Geist gegeben hat, keinen Anstoß genommen. Sie starben mit dem Namen Jesu auf den Lippen. Das Zeugnis. Es ist wahr, gerade das ist das Martyrium, das höchste Zeugnis“.

Es gebe aber auch das Zeugnis aller Tage, das Zeugnis, das die Fruchtbarkeit von Ostern gegenwärtig werden lasse, eine Fruchtbarkeit, die uns der Heilige Geist schenke, der uns zur vollen Wahrheit, zur ganzen Wahrheit führe und uns das in Erinnerung rufe, was Jesus sage:

„Ein Christ, der diese Dimension des Martyriums seines Lebens nicht ernst nimmt, hat den Weg noch nicht begriffen, den Jesus uns lehrt: den Weg des Martyriums aller Tage. Weg des Martyriums bei der Verteidigung der Rechte der Menschen. Weg des Martyriums bei der Verteidigung der Kinder: Väter, Mütter, die ihre Familie verteidigen. Weg des Martyriums vieler, vieler Kranker, die aus Liebe zu Jesus leiden. Wir alle haben die Möglichkeit, diese österliche Fruchtbarkeit auf diesem Weg des Martyriums voranzubringen, ohne Anstoß zu nehmen“.

Franziskus beschloss seine Betrachtungen mit diesem Gebet: „Bitten wir den Herrn um die Gnade, den Heiligen Geist zu empfangen, der uns an die Dinge Jesu erinnern wird, der uns zur vollen und ganzen Wahrheit führen und uns jeden Tag vorbereiten wird, dieses Zeugnis zu geben, dieses kleine Martyrium aller Tage oder ein großes Martyrium, dem Willen des Herrn entsprechend“.

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