Wollbold: Das ZdK ist in der Kirche Deutschlands auch ein Machtfaktor

21. Mai 2015 in Deutschland


Pastoraltheologe der Universität München: „Was Bischof Oster sagt, ist nicht seine Privatmeinung, sondern die verbindliche Lehre der katholischen Kirche, die auf die Heilige Schrift gegründet ist“.


München (kath.net) Mit seinen Forderungen nach Brücken zwischen der Lebenswelt der Gläubigen und der Kirche durch einen „neuen Zugang zur Sexualität“ wolle das ZdK „offensichtlich, dass sich die Kirche auf die andere Seite begibt und dort verharrt“ und sage, so, „wie die Leute leben, so soll es gut sein und die Kirche soll dazu am besten den Mund halten“, sagte Prof. Andreas Wollbold (Foto), Pastoraltheologe der Ludwig-Maximilians-Universität München, im Interview mit Piscator TV Berlin. Thema des Interviews waren die jüngsten Auseinandersetzungen um den Richtungsstreit in der katholischen Kirche in Deutschland und den Forderungen des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) u.a. nach Sakramentenzulassung von wiederverheirateten Geschiedenen und Segnung von homosexuellen Partnerschaften. „Ich bin mir sicher, dass keiner der deutschen Bischöfe diese Forderungen des ZdK befürworten wird“, stellte Wollbold klar. „Freilich ist das ZdK, sagen wir es offen, in Deutschland auch ein Machtfaktor in der katholischen Kirche. Ob die Bischöfe tatsächlich so offen und klar wie Bischof Oster sprechen werden, werden wir sehen, wir dürfen hoffen.“ Bischof Oster stehe mit seiner Aussage, dass jede Form gelebter Sexualität außerhalb der Ehe Unzucht oder Ehebruch sei, nicht allein, sondern habe die ganze katholische Kirche auf seiner Seite. „Was Bischof Oster sagt, ist nicht seine Privatmeinung, sondern die verbindliche Lehre der katholischen Kirche, die auf die Heilige Schrift gegründet ist“. Er wisse aus vielfacher Erfahrung, dass es „viele Menschen gibt, auch keineswegs nur treue Kirchgänger, die zwar manches in der katholischen Kirche nicht verstehen, die aber – manchmal auch durch schwere eigene Erfahrung – sagen, die Kirche MUSS daran festhalten, sie ist die Einzige, die noch eine Alternative aufzeigt zu dem, wie es heute aussieht“.

Die Forderung des „Zentralkomitees der deutschen Katholiken“ (ZdK) nach einer Segnung homosexueller Paare sei mit dem Glauben der katholischen Kirche „wohl kaum“ vereinbar. „Wenn der Glaube, gegründet auf die Heilige Schrift, uns sagt, dass Gott den Menschen als Mann und Frau geschaffen und füreinander in der Zweiheit der Geschlechter bestimmt hat, kann der Mensch, kann die Kirche – gerade in ihrer Liturgie – nicht das Gegenteil behaupten“. „Ein Segen, d.h. ‚Gutheißung‘, ‚Benedictio‘, setzt voraus, dass das, was gesegnet wird, gut ist, dass es nach Gottes Plänen geordnet ist, dort, wo das nicht gegeben ist, wäre ein Segen widersinnig“. „Eine homosexuelle Verbindung steht gegen den Plan, die Ordnung, die Schöpfung Gottes“. Eine Segnung einer solchen Beziehung würde durch die Kirche auch den Menschen „einen Bärendienst erweisen“, in sie suggeriere, dass das, was da getan werde, gut sei und gutgehießen würde“. Wollbold wies ausdrücklich darauf hin, dass jeder Mensch, keineswegs nur der homosexuelle, kämpfen müsse. Wirklich jeder Mensch sei „Sünder“, jeder „muss aus der Sünde herauskommen, muss sich bekehren, muss zu Glaube, Hoffnung und Liebe finden“.

Menschen mit homosexueller Veranlagung sollte die Kirche liebend begegnen, also „verständnisvoll, mit Mitgefühl, Mitgehen, treu sein“, aber „mit wahrer Liebe, d.h. mit einer Liebe, die nicht verschweigt, was der Wille Gottes auch für diese Menschen ist“, erläuterte der Pastoraltheologe. Auch den Geschiedenen, die zivilrechtlich wiederverheiratet sind, soll sich die Kirche zuwenden und „auf sie zugehen. Ich beklage, dass es häufig fast keine Seelsorge für wiederverheiratete Geschiedene gibt“. Eine zweite Chance für Menschen, deren Ehe gescheitert ist, müsse wirklich „eine Chance sein, d.h., etwas, was tatsächlich weiterführt und was vor Gott und der Kirche nicht letztlich in eine Sackgasse“ hineinführe. „Die Chance muss in diesem Fall berücksichtigen, dass es bereits ein Eheband gibt, das von Gott selbst geschlossen ist und das der Mensch nicht zerschneiden kann.“

„Barmherzigkeit“ sei heute ein „Modewort“ geworden, in das jeder hineinpacke, was er gerade möchte. Biblisch sei der Barmherzigkeitsbegriff, dass Gott die Arme wie gegenüber dem verlorenen Sohn ausstrecke, aber nicht sage, „Bleib wo du bist“, sondern „Komm zu mir zurück, bekehre dich, fang das Leben neu an auf dem festen Grund des Willens Gottes“.

Interview mit Prof. Andreas Wollbold, Pastoraltheologe der Ludwig-Maximilians-Universität München, über die ZdK-Forderung Segnung homosexueller Paare


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Pastoral mit wiederverheirateten Geschiedenen
Gordischer Knoten oder ungeahnte Möglichkeiten?
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Taschenbuch, 272 Seiten
2015 Pustet, Regensburg
ISBN 978-3-7917-2661-8
Preis 22.70 EUR

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Foto Prof. Wollbold (c) Piscator TV


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