Pfingsten: Globalisierung im Geist der Liebe

24. Mai 2015 in Deutschland


Erzbischof Schick: „Der Primat des Geistes muss Vorrang haben vor dem Primat der Materie“


Bamberg (kath.net/ bbk)
Erzbischof Ludwig Schick hat zu Pfingsten dazu aufgerufen, den Menschen nicht als Materie und Körper, als Funktionsträger und „homo faber“, sondern vor allem als Geistwesen zu betrachten. „Der Primat des Geistes muss Vorrang haben vor dem Primat der Materie“, sagte er anlässlich des Pfingstfestes und betonte: „An Pfingsten bekennen wir, dass der Mensch mehr ist als seine Effizienz und gesellschaftliche Position, als sein Reichtum und seine Macht. Er ist Geistwesen von Gott geschaffen und geliebt.“ Deshalb sei das Pfingstfest gerade in einer Zeit so wichtig, in der das Materielle und Effiziente, Körperliche und Dingliche immer bedeutender werden und der Geist bewusst zurückgedrängt oder unbewusst vergessen wird. Das wirke sich zum Schaden für den Einzelnen und die ganze Gesellschaft aus.

Während Sinn und Bedeutung von Weihnachten und Ostern bekannt seien und diese Feste selbst von Nichtchristen begangen würden, sei Pfingsten ein Stiefkind: „Mit Pfingsten können viele Menschen nichts anfangen. Der Heilige Geist ist das unbekannte Wesen.“ Der Geist sei aber wichtig, und es müsse mehr von ihm geredet werden. Der Geist gebe den Menschen Würde und Rechte, unabhängig von seiner Rasse und Nation, Gesundheit und Einsatzfähigkeit. Der Geist verbinde auch die Menschen in ihrer Verschiedenheit, Sprache, Kultur und Herkunft und sei die Voraussetzung für die Formung der Menschheit in Solidarität, Einheit und Friede. „Ohne diesen verbindenden Heiligen Geist gibt es auch keine globale Menschheitsfamilie, sondern nur Globalisierung des Kapitals, der Technik und der Informationen, die oft den Menschen nur bewerten und verwerten.“ Nur durch den Geist könne sich auch Kultur entwickeln, die zu Gerechtigkeit und Frieden beiträgt. „Der Geist ist es auch, der die Wahrheit sucht und erkennt, dass jeder Mensch nicht Zufallsprodukt der Natur ist, sondern in Gottes Plan und Willen seinen unverwechselbaren Platz hat. Der Geist erkennt Gott und ehrt ihn.“

Wenn der „Primat der Materie“ die Oberhand gewinne, so Schick, werde der Mensch als Mensch nicht geachtet und geschätzt, sondern er werde als Produkt seiner Gene und Entwicklung betrachtet, und er zähle für die Gewinnmaximierung, den materiellen Fortschritt und das Bruttosozialprodukt. Nur noch der perfekte Mensch habe dann Geltung. Die Folge sei, dass bereits im Mutterleib durch Gentests diejenigen ausgesondert werden, die nicht in das Denkschema des perfekten Menschen passen. Und am Ende des Lebens würden die ausgesondert, die als Arbeitskraft nicht mehr zu gebrauchen seien. Menschen mit Behinderung hätten in dieser Denkweise keinen Platz. Gegen diese Trends verkünde die Kirche den Primat des Geistes. Erzbischof Schick betonte: „Wir werden nur die Globalisierung als Globalisierung der Solidarität und Liebe für die Menschheit gestalten können, wenn wir den Geist, der in jedem Menschen ist, als Grundprinzip des Menschen anerkennen und ihn in allem walten lassen. Wenn wir den Primat des Geistes hoch halten und verkünden, tragen wir zur Würde des Menschen und zum Wohl der Menschheit bei und geben Gott die Ehre. Deshalb ist Pfingsten ein so wichtiges Fest.“


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