Drei Lebensstile

29. Mai 2015 in Aktuelles


Franziskus in Santa Marta: Das Leben der Unfruchtbaren im spirituellen Egoismus, der Geschäftemacher und Ausbeuter in der Räuberhöhle – und das Leben aus dem Glauben, der Wunder wirkt. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Drei Lebensstile schlägt das heutige Evangelium (Mk 11,11-25) mit drei Bildern vor: mit dem Bild des Feigenbaums, der keine Früchte gibt, der Geschäftemacher im Tempel, die Jesus hinaustreibt, und des Menschen, der glaubt. In seiner Predigt am Freitag der achten Woche im Jahreskreis bei der heiligen Messe in der Kapelle des vatikanischen Gästehauses „Domus Sanctae Marthae“ erläuterte Papst Franziskus diese Lebensweisen.

Der Feigenbaum „repräsentiert die Unfruchtbarkeit, das heißt ein unfruchtbares, steriles Leben, das nichts zu geben vermag. Ein Leben, das keine Frucht trägt und unfähig ist, das Gute zu tun“:

„Er lebt für sich. In Ruhe. Ein Egoist. Er will keine Probleme. Und Jesus verfluchte den Feigenbaum, weil er unfruchtbar ist, weil er nicht das Seine getan hat, um Frucht zu tragen: ‚In Ewigkeit soll niemand mehr eine Frucht von dir essen’ (V. 14). Der Baum steht für den Menschen, der nichts tut, um zu helfen, der immer für sich selbst lebt, damit ihm auch ja nichts fehlt. Am Ende werden diese Leute neurotisch, alle! Jesus verurteilt die spirituelle Unfruchtbarkeit, den spirituellen Egoismus. ‚Ich lebe für mich, damit mir nichts fehlt. Die Anderen können zusehen, wie sie weiterkommen’“.

Eine zweite Art zu leben ist für den Papst die der Ausbeuter, „der Geschäftemacher im Tempel. Sie nutzen auch den heiligen Ort Gottes aus, um Geschäfte zu machen: sie wechseln Geld, sie verkaufen die Opfertiere, unter sich haben sie auch eine Art Gewerkschaft, um sich zu verteidigen. Das war nicht nur toleriert, sondern auch von den Priestern des Tempels erlaubt“. Sie seien jene, „die aus der Religion ein Geschäft machen“. Franziskus erinnerte an die biblische Geschichte der Söhne eines Priesters, „die die Leute dazu drängten, Opfer zu geben, und viel damit verdienten, auch mit den Armen“. Jesus spare nicht an Worten: „Mein Haus soll ein Haus des Gebetes für alle Völker sein? Ihr aber habt daraus eine Räuberhöhle gemacht“ (V. 17):

„Die Leute, die dorthin pilgerten, um den Segen des Herrn zu erbitten, um ein Opfer darzubringen...: diese Leute wurden dort dann ausgebeutet! Die Priester lehrten sie nicht beten, sie gaben ihnen keine Katechese... Es war eine Räuberhöhle. ‚Zahlt, dann geht rein...’. Sie zelebrierten die Riten, leer, ohne Frömmigkeit. Ich weiß nicht, ob es uns gut tun wird daran zu denken, ob bei uns an bestimmten Orten Ähnliches geschieht. Ich weiß nicht? Derartiges bedeutet: die Dinge Gottes für den eigenen Profit missbrauchen!“.

Die dritte Lebensart bestehe schließlich im „Leben aus dem Glauben“, wie es Jesus zeige: „Ihr müsst Glauben an Gott haben. Wenn jemand zu diesem Berg sagt: Heb dich empor, und stürz dich ins Meer!, und wenn er in seinem Herzen nicht zweifelt, sondern glaubt, dass geschieht, was er sagt, dann wird es geschehen“ (V. 22-23). Es werde also genau das geschehen, worum wir mit Glauben bäten:

„Das ist der Lebensstil des Glaubens. ‚Pater, was muss ich dafür tun?’. ‚Tja, bitte den Herrn, dass er dir hilft, Gutes zu tun, aber mit Glauben. Da ist nur eine Bedingung: wenn ihr betet und darum bittet – wenn ihr aber etwas gegen einen anderen habt, dann vergebt. Das ist die einzige Bedingung dafür, dass auch euer Vater im Himmel euch vergibt, eure Schuld’. Das ist der dritte Lebensstil. Der Glaube, der Glaube, um den Anderen zu helfen, um sich Gott anzunähern. Dieser Glaube, der Wunder wirkt“.

Abschließend betete der Papst: „Wir wollen den Herrn heute bitten..., dass er uns diesen Lebensstil des Glaubens lehre und dass er uns helfe – uns, einem jeden einzelnen von uns, der Kirche –, nie der Unfruchtbarkeit und der Geschäftemacherei zu verfallen“.

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