Sachsen: 'Schweigemarsch für das Leben' von Protesten begleitet

3. Juni 2015 in Deutschland


650 Christen demonstrierten in Annaberg-Buchholz – 150 Linke störten - UDATE: Grußwort der CDL-Vorsitzenden Mechthild Löhr


Annaberg-Buchholz (kath.net/idea) An einem „Schweigemarsch für das Leben“ im sächsischen Annaberg-Buchholz haben sich am 1. Juni rund 650 Christen beteiligt. Sie demonstrierten für das Lebensrecht ungeborener Kinder, Alter und Kranker. Am Rande der Veranstaltung kam es zu Protesten. Die Polizei verhinderte jedoch Übergriffe der Störer. Zu Gegendemonstrationen hatte unter anderem das Bündnis „Schweigemarsch Stoppen“ aufgerufen. „Mein Körper gehört weder Kirche noch Deutschland – Weg mit §218 – Für das Recht auf Schwangerschaftsabbruch“, hieß es auf Handzetteln. Außerdem hatten Vertreter der Linken, von Bündnis90/Die Grünen und der SPD gegen den Schweigemarsch mobil gemacht. Die Landesvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen Sachsen, Eva Brackelmann (Leipzig), erklärte, als Feministin und Christin betrachte sie diesem Marsch als „blanken Hohn“. Man versuche, die Zeit zurückzudrehen: „Das lassen wir nicht zu. Die SPD Sachsen steht für das Recht von Frauen auf Schwangerschaftsabbruch.“

CDL: Unsere Gesellschaft braucht Anwälte für das Leben

Die Bundesvorsitzende der „Christdemokraten für das Leben“ (CDL), Mechthild Löhr (Glashütten/Taunus), erklärte bei der Abschlusskundgebung, angesichts von über 100.000 erfassten Abtreibungen pro Jahr und über 100.000 erkannten Suizidversuchen in Deutschland zeige sich immer deutlicher, „dass unsere Gesellschaft dringend mehr Anwälte für das Leben braucht“. Es dränge sich der Eindruck auf, dass eine neue Kultur des Todes und der Gleichgültigkeit immer weiter um sich greift. Laut Statistischem Bundesamt seien seit 1973 in ganz Deutschland knapp 5,6 Millionen Kinder abgetrieben worden. Es mache sie betroffen, dass viele Menschen trotz aller Aufklärung beispielsweise nicht wüssten, wie perfekt sämtliche Organe eines ungeborenen Kindes bereits am Ende der zehnten Lebenswoche funktionieren, so Löhr. Sie erlägen der Propaganda, dass bei einer Abtreibung lediglich „Schwangerschaftsgewebe“ beseitigt werde. Löhr: „Hier setzt unsere Hauptaufgabe ein – aufklären darüber, wie die Wirklichkeit ist.“

Gegen eine „Lizenz zum Töten“ am Beginn und Ende des Lebens

Der Mitinitiator des Schweigemarsches und CDL-Vorsitzende im Erzgebirge, Thomas Schneider (Breitenbrunn), sagte, Schwangere brauchten keine Beratungsstellen, wo ihnen ein Schein zur Abtreibung ausgestellt wird: „Werdende Mütter brauchen Zuspruch und Ermutigung, das heranwachsende Kind auszutragen. Sie brauchen Fürsorge und fachkundige und ärztliche Beratung.“ Auch am Ende des Lebens dürfe es keine „Lizenz zum Töten“ geben: „Wer mitleidet, hilft zum Leben und nicht zum Tod.“ Christen hätten auch die Aufgabe, Flagge zu zeigen für die Schwächsten in der Gesellschaft. Schneider: „Lasst uns nicht Totengräber, sondern Lebensretter sein!“

kath.net dokumentiert die schriftliche Vorlage des Grußwortes der CDL-Vorsitzenden Mechthild Löhr in voller Länge:
Grußwort Annaberg, 1. Juni 2015
Mechthild Löhr
Liebe Freunde!
Seit vielen Jahren streiten wir für eine neue, kinderfreundliche Kultur des Lebens in unserem Land. Dazu haben wir uns heute hier zu einem Marsch für das Leben versammelt, wie er nun schon einige Jahre erfreulicherweise in Annaberg stattfindet. Ich danke Ihnen, dass Sie gekommen sind, um hiermit Ihr ganz persönliches Zeugnis für den Schutz des Lebens zu geben. Besonders danke ich dem Landesvorstand der CDL und unserem Landesvorsitzenden, Herrn Hadlich, für die Vorbereitung!

Gerade in diesen Tagen, wo in den Medien viel über die Forderung nach Sterbehilfe gesprochen wird, kann sich manchmal der Eindruck aufdrängen, dass leider eine neue „Kultur des Todes und der Gleichgültigkeit“ immer weiter um sich greift. Daher sind wir heute gemeinsam unterwegs, weil wir sicher sind, dass es für die Zukunft unserer Gesellschaft unverzichtbar ist, den Wert des Lebens immer und in allen Lebenssituationen zu verteidigen! Insbesondere aber dann, wenn Menschen an Lebensanfang oder Lebensende besonders hilflos und schutzbedürftig und auf unsere Zuwendung und Annahme angewiesen sind! Denn die Tötung eines Menschen kann und darf keine Alternative sein, davon sind wir nicht nur als Christen überzeugt. Angesichts von über 100.000 erfassten Abtreibungen pro Jahr und interessanterweise auch über 100.000 erkannten Suizidversuchen (und 10.000 „erfolgreichen“ Suiziden!) zeigt sich immer deutlicher, dass unsere Gesellschaft wirklich dringend mehr Anwälte für das Leben braucht, die auf die Frage: „Lohnt sich dieses Leben?“ immer und unbeirrt die überzeugte Antwort geben: „Ja!“ Ja, jedes Leben lohnt sich, denn das Geschenk des Lebens ist nicht nur für Christen, sondern für Jeden kostbar, einmalig, einzigartig und unwandelbar wertvoll. Unser „Ja“ zum Leben, zu unserem eigenen und zu dem aller anderen, darf nicht von Bedingungen wie Lebensalter, Gesundheit oder Krankheit oder gar von ökonomischen Kriterien und Motiven abhängen. Auch wenn ein neues“ Menschenrecht auf Abtreibung“ wie auf „Sterbehilfe“ inzwischen öffentlich und vehement gefordert wird, ermutigt uns dies umso deutlicher und klarer, diesen Forderungen entgegenzutreten und für den Schutz jedes Lebens weiter zu streiten und zu protestieren. Denn es gibt kein „gutes“ Töten und es gibt kein Recht, das Leben eines anderen aktiv zu beenden, wann und warum auch immer!

Besonders besorgt macht mich und vielleicht auch Sie alle, dass so viele Menschen, junge wie alte, heute, trotz bester Ausbildung, kaum etwas über die Schönheit eines ungeborenen Menschen bereits in den ersten Monaten seiner Existenz wissen. Sie wissen trotz aller angeblichen Aufklärung häufig nicht, wie perfekt z.B. sämtliche Organe bereits am Ende der 10. Lebenswoche funktionieren. Sie erliegen leichtfertig einer Propaganda, die ihnen bewusst Abtreibung leicht machen will. Abtreibung sei keine Tötung, sondern nur Beseitigung von Schwangerschaftsgewebe, ist dann zu hören. Hier setzt unsere Hauptaufgabe ein: aufklären darüber, wie die Wirklichkeit ist, sei es bei der „Pille danach“, beim Bluttest auf Down-Syndrom bei Schwangeren, bei der PID , bei der Abtreibung oder eben jetzt auch bei der Sterbehilfe. Heute erleben wir leider bei der „Sterbebeihilfe“ eine sehr ähnliche Debatte wie seinerzeit bei der Abtreibung. Um „Not“ zu lindern, aus Mitleid, oder weil das Leben dieses Mensch jetzt nur eine Belastung für ihn selbst und die Anderen wäre oder dieser Mensch eben unerwünscht sei oder auch behindert sei. So lauteten damals wie heute die Gründe, warum Abtreibung dafür die richtige „Lösung“ sei.

Das Statistische Bundesamt hat vor einigen Wochen bestätigt, dass seit 1973 in (Gesamt-)Deutschland über 5.580.000 Kinder durch Abtreibung getötet wurden. (Inzwischen hat Deutschland sogar die niedrigste Geburtenrate der Welt, so eine aktuelle Studie des Hamburger Weltwirtschaftsinstitutes HWWI.) So wird aus vielen Einzelfällen und manchen Notlagen eine tödliche Normalität und Alltag.

Das gleiche droht nun mit der Beihilfe zum Suizid am Lebensende, durch Vereine, Angehörige oder sogar durch „fachkundige“ Ärzte. Doch erfreulicherweise gibt es in der Debatte um ein Sterbebeihilfe-Gesetz (§ 217 StGB) von zwei jüngeren CDU-Abgeordneten einen neuen Gesetzentwurf, der jede aktive Mitwirkung, auch von Ärzten und Angehörigen, beim Suizid eines Menschen untersagt. Denn auch hier gilt für den Staat: Entweder jeder darf Beihilfe leisten oder keiner. Oder soll weiterhin jeder straffrei Beihilfe zur Selbsttötung leisten dürfen? Die Abgeordneten Sensburg und Dörflinger wollen das Beihilfeverbot erreichen, benötigen aber für ihren Antrag noch weitere Unterstützung von anderen MdB´s. Daher heute die große Bitte an Sie, wenden Sie sich sofort an Ihre MdB´s und fordern Sie sie persönlich, per Telefon oder Brief auf, den Antrag zum § 217 StGB Suizidbeihilfeverbot, der allen vorliegt, mit zu unterschreiben, damit er nun auch im Bundestag tatsächlich in die Debatte abgestimmt werden kann!

Durch unseren heutigen Marsch, durch die Medien, durch das Internet und auch durch unsere sonstigen Aktionen wollen wir immer wieder neu Aufmerksamkeit und Begeisterung für das Menschenrecht auf Leben für wirklich Alle und für einen aktiven Lebensschutz entfachen. Schaffen wir Transparenz über die zahlreichen Gefährdungen besonders am Lebensanfang und zunehmend auch am Lebensende und verweisen wir auf die Fakten! Es geht um das Leben vieler Ungeborener und um Menschen, die alt, krank, allein und lebensmüde sind. Zeigen wir mit Ausdauer und Überzeugung und ganz persönlich als Christen unsere Solidarität und Dankbarkeit für jeden Menschen, auch wenn das lebendige Zeugnis manchmal anstrengend und belastend sein kann!

Dass uns das durchaus gelingt, spüren wir auch am wachsenden Protest gegen unsere Arbeit. Nicht zuletzt auch daran erkennen wir, wie aufmerksam unser Widerstand gegen das schweigsame Töten mitten in unserer Gesellschaft aufgenommen wird. Und diese Begeisterung für das Leben, das Ja zu jedem Leben, muss und wird weiter wachsen. Helfen Sie dabei! Dafür sind wir heute hier!


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