'IMABE' unterstützt weltweiten Vorstoß gegen Leihmutterschaft

16. Juni 2015 in Familie


Weltweite Petition "Stop Surrogacy Now" und EU-weite Petition "No maternity traffic" machen gegen Leihmutterschaft mobil


Wien (kath.net/KAP) Das kirchliche Institut für Medizinische Anthropologie und Bioethik (IMABE) unterstützt die internationale und interreligiöse Plattform gegen Leihmutterschaft "Stop Surrogacy Now". Das Institut teile die Kritik der Plattform, Leihmutterschaft führe zur Ausbeutung der Frau, Zwangsverhältnissen sowie medizinischen Risiken, heißt es im aktuellen "IMABE"-Newsletter. Die Plattform ist eine Initiative von 16 NGOs aus 18 Ländern. Unter www.stopsurrogacynow.com kann ihr Anliegen mit einer Unterschrift der gleichnamigen Petition unterstützt werden.

Bedenken äußert die Plattform auch angesichts der psychischen Folgen des Fortpflanzungstourismus für Frauen: Eine Leihmutterschaft unterdrücke vorsätzlich das sogenannte Bonding - die Phase der Bindungsentwicklung zwischen Mutter und Kind währen der Schwangerschaft. Außerdem bestünde die Gefahr der Kommerzialisierung. Fakt sei aber: "Niemand, ob heterosexuell, homosexuell oder als freiwilliger Single, hat ein Recht auf ein Kind", heißt es im Manifest der Plattform.

Auf EU-Ebene macht die Petition "No maternity traffic" der "International Union for the Abolition of Surrogacy" - eine Dachorganisation von europäischen Initiativen zum Schutz der Rechte von Kindern - gegen Leihmutterschaft mobil. Über 69.000 Bürger haben die Petition unter www.nomaternitytraffic.eu bereits unterzeichnet. Sie fordern darin den Europarat in Straßburg auf, Leihmutterschaft zu verbieten.

"Das Anmieten von ärmeren Frauen durch Reichere als Gebärmütter stellt eine neue Form der Kolonialisierung und Ausbeutung dar", betonte "IMABE"-Geschäftsführerin Susanne Kummer, die die Petitionen ausdrücklich begrüßt. "Wir haben es hier mit einer neuen Form von Menschenhandel zu tun. Die psychischen und gesundheitlichen Auswirkungen auf Frauen und Kinder sowie das Problem, dass reiche Länder offenbar von Frauen profitieren, die sich aus finanzieller Not zu Dumping-Preisen als lebende Brutkästen zur Verfügung stellen, ist ein Skandal, der bis jetzt unter den Teppich gekehrt worden ist."

Eine indische Leihmutter bekomme etwa zwischen 1.000 und 4.000 Euro, die Agenturen verlangen von den "Baby-Bestellern" mitunter das Fünfache. Bezahlt werde die Frau pro Lebendgeburt, das meiste Geschäft mache jedoch die Vermittlungsagentur. "Wenn Indien Leihmutterschaft bereits als profitablen Industriezweig ins BIP miteinberechnet, müssen bei uns die Alarmglocken läuten", so Kummer.

Jährlich wird in dem ein Milliarden-Einwohner-Land so ein Umsatz von rund 2,3 Milliarden US-Dollar (rund 1,5 Milliarden Euro) gemacht, zitiert Kummer die indische Industriellenvereinigung. 50 Prozent der Auftraggeber stammten aus dem Westen, rund 25.000 Babys werden in Indien jährlich von Leihmüttern geboren. Seit Dezember 2013 ist hier zudem die Einfuhr von tiefgefrorenen Embryonen aus dem Ausland erlaubt.

Das Ausmaß des florierenden Fortpflanzungstourismus habe sich auch nach dem Erdbeben in Nepal gezeigt: Israel ließ kurze Zeit nach dem Beben rund 40 Babys, die von Leihmüttern geboren worden waren, evakuieren, mehr als 100 Leihmütter sind noch mit zukünftigen israelischen Staatsbürgern schwanger, so Kummer. In der Mehrzahl der Fälle stammen die Kinder von einem israelischen Vater und einer westlichen Eizellspenderin ab. Die in Nepal angemieteten Frauen sind indische Gastarbeiterinnen, da Leihmutterschaft für Nepalesinnen verboten ist.

Copyright 2015 Katholische Presseagentur KATHPRESS, Wien, Österreich
Alle Rechte vorbehalten


© 2015 www.kath.net