Der Lärm des Teufels und der wahre Christ, der keinen Anstoß gibt

15. Juni 2015 in Aktuelles


Franziskus in Santa Marta: das ‚Jetzt’ der Zeit Gottes. Das Herz vor den Leidenschaften behüten, um die Gnade nicht vergebens zu empfangen. Das Ärgernis des Christen, der wie ein Heide lebt. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) „Jetzt“ ist der Moment, das unentgeltliche Geschenk der Gnade Gottes anzunehmen. Dessen muss sich der Christ bewusst sein, um so ein Herz zu haben, das auf dieses Geschenk vorbereitet ist, ein Herz, das frei ist vom „weltlichen Lärm“, dem „Lärm des Teufels.

In seiner Predigt am Montag der elften Woche im Jahreskreis bei der heiligen Messe in der Kapelle des vatikanischen Gästehauses „Domus Sanctae Marthae“ konzentrierte sich Papst Franziskus auf die beiden Lesungen des Tages (2 Kor 6,1-10; Mt 5,38-42). Dem heiligen Paulus entnahm der Papst die Warnung, die Gnade Gottes nicht vergebens zu empfangen (vgl. V. 1), die „jetzt“ offenbar werde: „Jetzt ist sie da, die Zeit der Gnade; jetzt ist er da, der Tag der Rettung“ (V. 2). Dies bedeute, dass der Herr uns zu jeder Zeit die Gnade erneut schenke: das unentgeltliche Geschenk.

Franziskus mahnte dazu, dieses Geschenk anzunehmen und dabei auf das Weitere zu achten, worauf Paulus hinweise. Unsererseits „dürfen wir keinem einen Anlass zu Ärgernis geben, ‚niemand geben wir auch nur den geringsten Anstoß, damit unser Dienst nicht getadelt werden kann’ (V. 3)“:

„Es ist dies das Ärgernis des Christen, der sich Christ nennt, der auch in die Kirche geht, der am Sonntag die Messe besucht, aber nicht wie ein Christ lebt: der weltlich lebt oder wie ein Heide. Und wenn ein Mensch so ist, dann gibt er Anstoß. Wie oft haben wir in unseren Wohnvierteln, beim Einkaufen gehört: ‚Schau dir den oder die da an, jeden Sonntag in der Messe – und dann macht er oder sie das und das und das...’ Und die Leute nehmen Anstoß. Das ist es, was Paulus sagt: ‚Nicht vergebens empfangen. Und wie müssen wir empfangen? Vor allem: es ist ‚die Zeit der Gnade’, sagt er. Wir müssen achtsam sein, um die Zeit Gottes zu verstehen, wenn Gott durch unser Herz geht“.

Die Schwelle dieser Achtsamkeit erreiche der Christ, wenn er sich in die Lage versetze, „sein Herz zu behüten, indem er den Lärm fernhält, der nicht vom Herrn kommt“, indem er jene Dinge fernhalte, „die den Frieden nehmen“. Ein von den „Leidenschaften“ befreites Herz, von jenen Leidenschaften, die Jesus im Evangelium mit dem Wort „Auge für Auge und Zahn für Zahn“ zusammenfasse, um dann die Perspektive mit der Rede „Wenn dich einer auf die rechte Wange schlägt, dann halt ihm auch die andere hin“ (V. 39), mit der Rede „Wenn dich einer zwingen will, eine Meile mit ihm zu gehen, dann geh zwei mit ihm“ (V. 41), umzukehren:

„Frei sein von den Leidenschaften und ein demütiges Herz, ein sanftmütiges Herz haben. Das Herz durch die Demut, durch die Sanftmut behüten, nie durch die Kämpfe, durch die Kriege. Nein! Das ist der Lärm: weltlicher Lärm, heidnischer Lärm oder der Lärm des Teufels. Das Herz in Frieden. ‚Niemand geben wir auch nur den geringsten Anstoß, damit unser Dienst nicht getadelt werden kann’, sagt Paulus, doch er spricht auch vom Dienst des christlichen Zeugnisses, damit es nicht getadelt werde“.

Das Herz behüten, um immer von Gott zu sein, oder – wie der heilige Paulus aufzähle – „in Bedrängnis, in Not, in Angst, unter Schlägen, in Gefängnissen, in Zeiten der Unruhe, unter der Last der Arbeit, in durchwachten Nächten, durch Fasten“ (V. 4-5):

„Aber das sind doch alles hässliche Dinge, und ich soll mein Herz behüten, um diese Unentgeltlichkeit und das Geschenk Gottes zu empfangen? Ja! Und wie soll ich das tun? Paulus fährt fort: ‚Durch lautere Gesinnung, durch Erkenntnis, durch Langmut, durch Güte, durch den Heiligen Geist, durch ungeheuchelte Liebe’ (V. 6). Die Demut, die Güte, die Geduld dessen, der allein auf Gott sieht, und das Herz offen hat für den Herrn, der vorübergeht“.

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