Bundeskanzlerin: Christen sollen über ihren Glauben sprechen

20. Juni 2015 in Deutschland


Angela Merkel beim EAK der Union: Für das eigene Glaubensverständnis streiten.


Berlin (kath.net/ idea)
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat Christen aufgerufen, über ihren Glauben zu sprechen. Sie sollten den Mut haben, aus der Bibel zu zitieren und über christliche Festtage zu reden, sagte sie bei der 50. Bundestagung des Evangelischen Arbeitskreises (EAK) der CDU/CSU am 19. Juni in Berlin. Zudem komme es darauf an, im Dialog der Religionen für das eigene Glaubensverständnis zu streiten.

Dies setze voraus, dass man den eigenen Glauben kenne und von ihm überzeugt sei. Auch in der Ökumene könne es nicht schaden, wenn Protestanten und Katholiken darüber reden, was sie voneinander unterscheidet. Zugleich sei es richtig, dass das „C“ in der CDU/CSU beide Konfessionen verbinde. Merkel zufolge beschäftigt die Frage nach dem Sinn des Lebens und der Herkunft von Werten auch Menschen, die nicht zur Kirche gehen. Merkel: „Diese Chance sollten wir nutzen.“

Mit dem Tod darf kein Geschäft gemacht werden

Hinsichtlich der Debatte um die Sterbehilfe kündigte die Kanzlerin an, dass sie den Gesetzesantrag unterstützen werde, der die geschäftsmäßige Suizidbeihilfe unter Strafe stellt. Merkel: „Es darf mit Tod und Sterben kein Geschäft gemacht werden.“ Vielmehr gelte es, Schwachen und Kranken beizustehen. Merkel erinnerte an das Jesus-Wort: „Was ihr einem meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“ (Matthäus 25,40). Jeder, der heute stark sei, könne morgen schwach sein. Lebensfreude könne man auch als Kranker haben.

Bundesgesundheitsminister Gröhe gegen ärztlich assistierten Suizid

Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) forderte dazu auf, Schwerstkranken und Sterbenden mit menschlicher Zuwendung und guter Betreuung beizustehen. Ein ärztlich assistierter Suizid oder die organisierte Sterbehilfe seien ungeeignet, einem qualvollen Sterben zu entgehen. Es sei nicht im Sinne des im Grundgesetz geregelten Schutzes der Menschenwürde, Beihilfe zur Selbsttötung zu leisten. Vielmehr solle man dem Lebensmüden helfen, wieder Mut zum Leben zu fassen, und den Sterbenden umsorgen, damit er in Frieden und schmerzfrei seinen Lebensweg zu Ende gehen kann.

Der Bundesregierung liege der Ausbau der Palliativ- und Hospizversorgung im Gesundheitswesen besonders am Herzen. Die Begleitung Sterbender werde ausdrücklicher Bestandteil des Versorgungsauftrages der sozialen Pflegeversicherung. Der EAK-Bundesvorsitzende, der Parlamentarische Staatssekretär Thomas Rachel (Berlin/Düren), forderte dazu auf, die Sorgen und Ängste der Menschen beim Thema Sterben ernst zu nehmen. Schwerkranke wünschten sich, dass Leiden und Schmerzen auf der letzten Lebensstrecke gelindert werden. Anstatt Sterbehilfe müsse man die bestmögliche Sterbebegleitung ermöglichen.

Rachel: Der EAK der CDU/CSU ist für die Ehe zwischen Mann und Frau

Rachel äußerte sich auch zu Forderungen, die Ehe für gleichgeschlechtliche Partnerschaften zu öffnen. Nach seinen Worten gibt es neben der Ehe zwischen Mann und Frau auch andere verlässliche Formen des Zusammenlebens: „Das ist auch gut so, und das erkennen wir an.“ Die Möglichkeit, Nachwuchs zu bekommen, mache die Ehe jedoch einzigartig. Der EAK der CDU/CSU sehe in der grundgesetzlich geschützten Ehe zwischen Mann und Frau die beste und verlässlichste Grundlage für das Gelingen von Familie. Beim Adoptionsrecht müsse das Kindeswohl an erster Stelle stehen. Das sei besonders dann der Fall, wenn das Kind von Mutter und Vater erzogen werde. Rachel wurde in seinem Amt als EAK-Bundesvorsitzender bestätigt. Als Stellvertreter wiedergewählt wurde Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU).

Lieberknecht: Gott ist auch in Grenzsituationen beim Menschen

Die frühere thüringische Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (Erfurt) sagte in einer Andacht, die frühere Eindeutigkeit der Menschenwürde am Anfang und am Ende des Lebens scheine unsicher zu werden. Angesichts dessen sei es hilfreich, sich auf Gottes Wort zu besinnen. Gott sei auch in Grenzsituationen wie dem Sterben beim Menschen. Lieberknecht verwies auf eine Aussage des Apostels Paulus im Brief an die Philipper (1,21): „Christus ist mein Leben und Sterben ist mein Gewinn.“ Die Tagung stand unter dem Motto „Menschenwürde am Ende des Lebens“.


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