Jesuit Zollner: Kirche muss mehr auf Missbrauchsopfer zugehen

25. Juni 2015 in Chronik


Pater Hans Zollner: Die Kirche das Problem jahrzehntelang «einfach weggedrückt, einfach nicht darüber nachgedacht». Das öffentliche Amtsverständnis von Bischöfen und Priestern habe deshalb in Ländern mit Missbrauchsskandalen Risse bekommen.


Vatikanstadt (kath.net/KNA) Der Präsident des Kinderschutzzentrums der Päpstlichen Universität Gregoriana, Hans Zollner, hat die katholische Kirche aufgerufen, noch stärker auf Missbrauchsopfer zuzugehen. Sie verschenke «immer noch große Chancen», sagte der Jesuit und Psychologieprofessor am Mittwoch im Gespräch mit Radio Vatikan.

Menschen die als Minderjährige von Priestern missbraucht wurden, seien Jesus, der ebenfalls unschuldig gelitten habe, besonders nahe, so Zollner. Deshalb gebe es für die Kirche aus theologischer Sicht von diesen Menschen «unglaublich viel zu lernen».

Zollner, der auch der Päpstlichen Kinderschutzkommission angehört, äußerte sich anlässlich eines internationalen Symposions zum theologisch-spirituellen Umgang mit sexuellem Missbrauch im kirchlichen Bereich. Nach seinen Worten hat die Kirche das Problem jahrzehntelang «einfach weggedrückt, einfach nicht darüber nachgedacht». Das öffentliche Amtsverständnis von Bischöfen und Priestern habe deshalb in Ländern mit Missbrauchsskandalen Risse bekommen.

Nun gelte es, wichtige Fragen zu stellen. «Was bedeutet Verantwortlichkeit in der Kirche? (...) Auf welche Dinge müssen Bischöfe, müssen Obere achten? Wie soll ich zu einem Opfer von Missbrauch von Erlösung sprechen (...), ohne dass es schal, ohne dass es leer ist?», so der Vizepräsident Gregoriana. Das Symposion sei der erste Kongress, der das Missbrauchsphänomen aus theologischer Sicht in den Blick nehme. Neben dem Kinderschutzzentrum zählten auch Bischofskonferenzen aus englischsprachigen Ländern zu den Organisatoren der Tagung.

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