Katholische Kirche zum US-"Homo-Ehe"-Entscheid: Ein tragischer Fehler

26. Juni 2015 in Aktuelles


Vorsitzender der katholischen US-Bischofskonferenz, EB Kurtz: Entscheidung des obersten Verfassungsgerichts im Fall genauso wenig wie einst das Abtreibungsurteil «Roe gegen Wade» in der Wahrheit verwurzelt: Wird am Ende keinen Bestand haben


Washington (kath.net/KNA/red)
Der Vorsitzende der katholischen US-Bischofskonferenz, Erzbischof Joseph Kurtz, wertete die knappe Fünf-zu-vier-Entscheidung zugunsten der «Homo-Ehe» am Freitag als «einen tragischen Fehler, der dem Gemeinwohl und verletzlichsten unter uns schadet.» Die Entscheidung des obersten Verfassungsgerichts im Fall «Obergefell gegen Hodges» sei genauso wenig wie einst das Abtreibungsurteil «Roe gegen Wade» in der Wahrheit verwurzelt. «Beide werden am Ende keinen Bestand haben». Der Erzbischof sagte, es sei «unmoralisch und ungerecht» von der Regierung «zu behaupten, dass »zwei Menschen desselben Geschlechts eine Ehe schließen könnten«. Das sei allein dem »Bund von einem Mann und einer Frau« vorbehalten.

Der Vorsitzende der katholischen US-Bischöfe drückt die auch von anderen Religionsgruppen geteilte Sorge aus, das Urteil könne dazu benutzt werden, die Kirche zu zwingen, gegen ihre Überzeugungen zu handeln. »Ich fordere nun alle auf, ihre Macht und Befugnisse so auszuüben, dass sie die gottgegebene Freiheit derer respektieren, die die Wahrheit suchen, leben und Zeugnis dafür ablegen.«

Russell Moore von der größten protestantischen Kirche der USA, den Southern Baptist, fürchtet, die landesweite Legalisierung der »Homo-Ehe« könnte nun zu einer Diskriminierung religiöser Gemeinschaften führen - etwa durch die Aberkennung von Steuervorteilen für christliche Schulen und Universitäten, die gleichgeschlechtliche Ehepaare aufgrund ihrer Glaubensüberzeugungen nicht mit heterosexuellen Paaren gleichstellen wollten.

Moore und andere Kritiker des Urteils beziehen sich dabei auf Äußerungen des Justiziars der Regierung, Donald Verilli. Der hatte während der Anhörung im Frühjahr auf die Frage nach möglichen Konsequenzen einer Legalisierung der Homo-Ehe für die Steuerprivileg religiöser Einrichtungen erklärt: »Das wird ein Thema werden.« Die katholischen Bischöfe unterstützen einen Vorstoß der Republikaner im Senat und Repräsentantenhaus, der darauf abzielt, die Freiheit der Gegner der »Homo-Ehe« aus religiösem Gründen nicht zu beschneiden. »In einem Klima der Intoleranz wird solch ein Schutz gebraucht«, erklärten zuletzt die Erzbischöfe von San Francisco und Baltimore, Salvatore Cordileone und William Lori.

Diese Sorge teilt die unterlegene Minderheit im Supreme Court. Chef-Richter John Roberts schrieb in seiner abweichenden Meinung, die Mehrheit des Gerichts habe eine »soziale Institution verändert, die
über Jahrtausende das Fundament menschlicher Gesellschaften gebildet hat«. Dafür gebe es in der Verfassung keine Grundlage. »Wer denken wir, wer wir sind?«

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