Evangelikale verhaftet, weil sie Datteln verteilten

23. Juli 2015 in Weltkirche


Ägypten: Die Polizei wirft ihnen Verachtung der Religion vor


Kairo (kath.net/idea) In Ägypten sind drei evangelikale Christen festgenommen und verhört worden, weil sie im Fastenmonat Ramadan Datteln und Traktate an Muslime verteilt haben. Der Vorfall ereignete sich am 13. Juli in der Hafenstadt Alexandria, wie die Internetzeitung „Egypt Independent“ (Kairo) berichtet. Die jungen Männer werden der „Verachtung der Religion“ und des „Proselytismus“ (religiöse Abwerbung) beschuldigt. Im Ramadan, der am 17. Juli zu Ende ging, sind Muslime aufgerufen, von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang unter anderem auf Essen und Trinken zu verzichten. Vor dem abendlichen Fastenbrechen hatten die Christen Tüten mit Datteln verteilt. Wie Stephen Botros Fayed über das Soziale Netzwerk Facebook mitteilte, hielt ein Mann, der sich als Journalist ausgab, einen 16-jährigen Christen fest und schlug ihn. Er habe ferner den Ausweis fotografiert und die drei Christen der Polizei gemeldet. Dort seien sie bis Mitternacht verhört worden. Die Gesetzeshüter hätten die Tüten mit Datteln sowie Handys und Ausweise beschlagnahmt. Gegen Zahlung einer Kaution von umgerechnet mehr als 1.100 Euro pro Person habe man sie schließlich auf freien Fuß gesetzt. Jemand, den man im Ramadan mit Haschisch oder Alkohol erwischt hätte, wäre besser behandelt worden, meinte Fayed. In Ägypten waren Christen besonders unter der Herrschaft der Muslimbrüder unter Druck geraten.

Mittlerweile hat sich ihre Situation nach eigener Einschätzung verbessert. Die meisten der 87 Millionen Ägypter sind Muslime. Etwa zehn Millionen Bürger gehören zur koptisch-orthodoxen Kirche. Hinzu kommen etwa 300.000 Mitglieder der koptisch-evangelischen Kirche, 200.000 Katholiken, mehr als 100.000 Mitglieder von Pfingstgemeinden, Brüdergemeinden und anglikanischen Gemeinden sowie 40.000 Griechisch-Orthodoxe.


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