Krautwaschl: Den Himmel kann man sich nicht selbst machen

15. August 2015 in Spirituelles


Steirische Bischöfe Krautwaschl und Kapellari erläuterten Botschaft des Festes Mariä Himmelfahrt - "Viele erleben heute weltweit das Gegenteil von Himmel"


Graz (kath.net/KAP) Die Sehnsucht des Menschen nach bleibender Bedeutung all dessen, was das Leben geprägt hat, und die Glaubensaussage über die Existenz eines durch den Menschen "nicht machbaren Himmels" haben die steirischen Bischöfe Wilhelm Krautwaschl und Egon Kapellari in ihren Festpredigten zu Mariä Himmelfahrt thematisiert. Der neue Grazer Diözesanbischof Krautwaschl feierte den Gottesdienst am 15. August in der Pfarr- und Wallfahrtskirche Graz-Straßgang, der emeritierte Diözesanbischof Kapellari in Mariazell.

"Gerade angesichts all dessen, was rund um uns an Unvollendetheit erfahrbar wird, tagaus, tagein", mache das Fest Mariä Himmelfahrt deutlich, dass "alles in der Welt vor Gott Bedeutung hat und nicht einfach nur im Nichts versinkt", sagte Krautwaschl.

Das Dasein des Menschen als jemand, der auf Gott hin lebt, werde im Festgeheimnis der Aufnahme Mariens in den Himmel deutlich: "Dort, in jenem Moment also, wo der Mensch sich selbst ganz genommen ist, er aufhört zu sein, dort bekennen wir, dass er zur Fülle des Daseins gelangt - in Gott", wobei dies "geschenkt ist - der Mensch kann es nicht selbst 'machen'". Das gebe wirklich Hoffnung, betonte der Bischof.

Er nahm Bezug auf das berühmte gotische Straßganger Schutzmantelmadonnabild, das die Christen, den Kaiser und den Papst unter dem Mantel Marias zeigt. "Jede und jeder von uns weiß sich vielem im Leben ausgesetzt. Er muss - ob gewollt oder auch nicht - mitunter Schutz suchen. Beide Momente - das Eingebundensein und die Schutzbedürftigkeit - sind in dieser altehrwürdigen Darstellung enthalten."

Bischof Kapellari erinnerte in Mariazell, dass der christliche Himmel "kein Ort" sei, sondern "eine Beziehung" - "die vollendete und als solche ewig bleibende Beziehung des Menschen zu Gott" und "ewige Heimat bei Gott. Dabei gebe es schon während des irdischen Lebens immer wieder "höllische und himmlische Situationen", und es gebe auch ein "Fegefeuer" vor dem Tod: "Es gibt auch das oftmalige Gericht als Stimme unseres Gewissens, das uns wie ein Fegefeuer läutern will, wenn wir unsere großen und kleinen Fehler nicht verdrängen," sagte der emeritierte steirische Bischof.

Viele Menschen - ebenso Christen wie Anhänger anderer Religionen und Menschen ohne ausdrückliche Bindung an eine Religion - erlebten heute weltweit das Gegenteil von Himmel. "Das sind Schwerkranke ohne Trost, das sind Opfer von Naturkatastrophen, von Hunger und Vertreibung aus ihrer Heimat. Und das sind Opfer von Terror, dessen Urheber sich damit auf unbegreifliche Weise oft auch im Namen ihrer missbrauchten Religion in den Himmel bomben wollen. Unter diesen Opfern sind weltweit heute besonders viele Christen", so Kapellari.

Angesichts dieser globalen Situation, die durch Medien täglich vermittelt werde, seien Christen besonders herausgefordert, "menschenfreundlich solidarisch zu sein, als Konsequenz unseres Auftrags zur Nachfolge Christi".

Wörtlich sagte der Bischof: "Wir brauchen dabei aber einen realistischen Idealismus, der fordert, aber nicht überfordert. Wir brauchen gerade auch betreffend die riesige Frage der Migration einen Blick auf das Ganze, um Aggressionen abzubauen, statt ungewollt noch zu fördern."

Notwendig sei in all dem "ein wetterfester Glauben", so Kapellari: "Daran habe ich in Mariazell beim Mitteleuropäischen Katholikentag und beim Besuch von Papst Benedikt XVI. die hier versammelten Christen einladend erinnert."

Das Fest der "so genannten Himmelfahrt Mariens" solle helfen, "das Höllische und Böse im Leben so vieler Menschen und Völker nicht zu übersehen, nicht zu verdrängen, sondern unsere oft nur kleinen Kräfte des Fühlens, Denkens und Tuns einzusetzen, damit es da und dort auch mehr Himmel auf Erden gibt".

Italienische Originalfilmaufnahmen der Verkündigung des Dogmas der leiblichen Aufnahme Marias in den Himmel durch Papst Pius XII. am 3.11.1950


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