US-Evangelikale werden politisch unterschätzt

18. August 2015 in Weltkirche


Englischer Journalist: Es ist allzu leicht, Witze über sie zu machen


London (kath.net/idea) Eine Lanze für die Rolle der Evangelikalen in der US-Politik bricht der englische Journalist Justin Webb. Es sei für Europäer und säkularisierte Amerikaner verführerisch, Witze über fromme Amerikaner und die „religiöse Rechte“ zu reißen. Aber das wirkliche Bild der evangelikalen Christenheit mit ihrem sozialen und politischen Engagement sei vielschichtig und nicht auf eine Partei beschränkt. Webb, der als Korrespondent der BBC in den USA gearbeitet hat, erinnert an Präsident Jimmy Carter. Der heute von Krebs geplagte 90-jährige Baptist, ein Demokrat vom linksgerichteten Flügel seiner Partei, war der erste evangelikale US-Präsident. Vor seiner Wahl 1976 – zwei Jahre nach dem Ende der Watergate-Affäre und dem Rücktritt von Präsident Richard Nixon (1913-1994) – seien die Amerikaner begeistert gewesen, einen Kandidaten über seine persönliche Beziehung zu Jesus Christus reden zu hören, schreibt Webb in der Londoner Zeitung „The Times“. Freilich hätten sich inzwischen die Evangelikalen und die Demokraten entfremdet.

Dem Nächsten dienen und ihn zu Jesus bringen

Heute scheine es undenkbar, dass ein Evangelikaler diese Partei anführe. Aber obwohl mehr als genug theologisch konservative US-Amerikaner dem Zerrbild von Waffennarren und Steuervermeidern entsprächen, gebe es auch die anderen: Sie hegten den tiefen Wunsch, das Schicksal ihres Nächsten zu verbessern und ihn zu Jesus zu bringen. Er selbst habe das in einem Gefängnis im Bundesstaat Arkansas erlebt, schreibt Webb, wo ein ganzer Flügel von einer evangelikalen Organisation betreut wurde: Vor allem anderen hätten diese Christen die Strafgefangenen gelehrt, wie man friedlich lebt. Webb hält daher die Frage einer Teilnehmerin an der jüngsten Fernsehdebatte aller 17 republikanischen Präsidentschaftsbewerber gar nicht für banal. Die Frage lautete: „Hat irgendeiner der Kandidaten ein Wort Gottes empfangen, worum sie sich an erster Stelle kümmern sollen?“


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