Unterwegs zur endgültigen Begegnung mit dem Herrn

1. September 2015 in Aktuelles


Franziskus in Santa Marta: Der Trost des Christen ist allein in Christus. Reden wir darüber, dass der Herr kommen wird? Dass wir ihm begegnen werden? Oder schwätzen wir über anderes? Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Erste heilige Messe in Santa Marta mit Papst Franziskus nach der Sommerpause. „Leben wir wirklich in Erwartung des Herrn?“, fragte sich der Papst, der die Lesung vom Dienstag der zweiundzwanzigsten Woche im Jahreskreis aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an die Thessalonicher, der ältesten Schrift des Neuen Testaments, betrachtete (1 Thess 5,1-6.9-11).

Ein sicherer Glaube an die endgültige Begegnung mit Christus, der stärker ist als alle Zweifel und so fest, dass er alle Tage froh stimmt: ein derartiger Glaube besitze seine Wurzeln nicht im Gerede und im leeren Dunst, sondern im Trost, den sich die Christen gegenseitig zu geben vermögen. Der Papst betrachtete das Verhalten der antiken Gemeinde von Thessaloniki, wie es aus dem Brief des Apostels Paulus hervorgeht. Es habe sich um eine „unruhige“ Gemeinde gehandelt, die sich nach dem „Wie“ und dem „Wann“ der Wiederkunft Christi gefragt habe, nach dem Schicksal, das den Verstorbenen zuteil werde. Paulus sei sogar vor der Notwendigkeit gestanden zu erklären: „Wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen“ (vgl. 2 Thess 3,11).

Der Völkerapostel bekräftige, „dass der Tag des Herrn kommt wie ein Dieb in der Nacht“ (1 Thess 5,2). Doch er füge hinzu: „Gott hat uns nicht für das Gericht seines Zorns bestimmt, sondern dafür, dass wir durch Jesus Christus, unseren Herrn, das Heil erlangen“ (V. 9) und schließe mit den Worten: „Darum tröstet und ermahnt einander, und einer richte den andern auf, wie ihr es schon tut“ (V. 11). Gerade dieser Trost sei es, so Franziskus, der die Hoffnung schenke:

„Das ist der Rat: ‚Tröstet euch’. Tröstet einander. Darüber reden... – doch ich frage euch: reden wir darüber, dass der Herr kommen wird? Dass wir ihm begegnen werden? Oder reden wir einfach über viele Dinge, auch über Theologien, über Kirchliches, Priester, Schwestern, Monsignori, über all das? Und: ist unser Trost diese Hoffnung? ‚Tröstet einander’: tröstet einander in der Gemeinde. Spricht man in unseren Gemeinden, in unseren Pfarreien davon, dass wir in Erwartung des Kommens der Herrn sind? Oder wird da über das und das und das geschwätzt, um sich die Zeit ein wenig zu vertreiben und sich nicht zu langweilen?“.

Im Antwortpsalm „haben wir wiederholt: ‚Ich bin gewiss, zu schauen die Güte des Herrn im Land der Lebenden’ (Ps 27,13). Aber du: hast du diese Gewissheit, den Herrn zu schauen?“. Das Beispiel, das es nachzuahmen gelte, sei das des Ijob, der trotz allen Unglücks, das ihm zugestoßen sei, entschlossen bekräftigt habe: „Ihn selber werde ich dann für mich schauen; / meine Augen werden ihn sehen, nicht mehr fremd. / Danach sehnt sich mein Herz in meiner Brust“ (19,27):

„Es ist wahr, er wird kommen, uns zu richten, und wenn wir in die Sixtinische Kapelle gehen, sehen wir jene schöne Szene des Jüngsten Gerichts, das ist richtig. Doch wir denken auch daran, dass er kommen wird, um mich aufzusuchen, damit ich ihn mit diesen Augen sehe, ihn umarme und immer bei ihm bleibe. Das ist die Hoffnung, von der uns der Apostel Petrus sagt, dass wir sie mit unserem Leben den anderen erklären sollen, dass wir Zeugnis von dieser Hoffnung geben sollen (vgl. 1 Petr 3,15). Das ist der wahre Trost, das ist die wahre Gewissheit: ‚Ich bin gewiss, die Güte des Herrn zu schauen’“.

„Tröstet einander mit den guten Werken und einer richte den anderen auf. So werden wir vorangehen“, so der Papst abschließend:

„Bitten wir den Herrn um diese Gnade: dass sich jener Same der Hoffnung, den er in unserem Herzen gesät hat, entfalte, dass er wachse bis zur endgültigen Begegnung mit ihm. ‚Ich bin gewiss, dass ich den Herrn schauen werde’. ‚Ich bin gewiss, dass der Herr lebt’. ‚Ich bin gewiss, dass der Herr kommen wird, um mich zu besuchen’: und das ist der Horizont unseres Lebens. Wir wollen den Herrn um diese Gnade bitten und einander auf diesem Weg mit den guten Werken und den guten Worten trösten“.

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