Die Faszination des Bösen und der am Kreuz erhöhte Jesus

14. September 2015 in Aktuelles


Franziskus in Santa Marta: Jesus – Er hat sich zur Sünde gemacht, um uns zu retten. Der Weg Gottes: die Erniedrigung, die Vernichtung seiner selbst, um den Menschen zu retten. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) „Und wie Mose die Schlange in der Wüste erhöht hat, so muss der Menschensohn erhöht werden, damit jeder, der an ihn glaubt, in ihm das ewige Leben hat“ – heilige Messe in der Kapelle des vatikanischen Gästehauses „Domus Sanctae Marthae“ am Fest Kreuzerhöhung. Es konzelebrierten die Mitglieder des Kardinalrates „K9“, die bis zum Mittwoch im Vatikan tagen werden.

In seiner Predigt warnte Papst Franziskus eindringlich, sich vor den Versuchungen des Bösen vorzusehen, der den Menschen in Versuchung führe, um ihn zu zugrunde zu richten. Der Papst ging bei seinen Betrachtungen von den Lesungen vom Tag aus (Num 21,4-9; Joh 3,13-17), deren Protagonist die Schlange ist. Das Buch Genesis zeige uns bereits, dass die Schlange die Schlaueste sei, „sie ist eine Blenderin, der es nicht der Fähigkeit ermangelt, zu faszinieren“.

Die Bibel sage auch, dass die Schlange „lügt, dass sie neidisch ist, denn durch den Neid des Teufels, der Schlange, ist die Sünde in die Welt gekommen“. Und diese Fähigkeit der Verführung richte uns zugrunde:

„Sie verspricht dir vieles, doch wenn die Stunde des Zahlens gekommen ist, dann zahlt sie schlecht, sie ist ein schlechter Zahler. Doch ihr eignet diese Fähigkeit, zu verführen, zu verblenden. Paulus ärgert sich über die Christen von Galatien, die ihm viel zu schaffen gemacht haben, und er sagt ihnen: ‚Ihr unvernünftigen Galater, wer hat euch verblendet?’ (Gal 3,1). ‚Ihr seid zur Freiheit berufen worden – wer hat euch verblendet?’. Und diese da – es war die Schlange, die sie verdorben hat. Und das ist nichts Neues, das war im Bewusstsein des Volkes Israel“.

Franziskus ging dann darauf ein, dass der Herr dem Mose aufträgt, eine Schlange aus Kupfer zu machen (vgl. Num 21,8-9). Wer sie ansehe, werde gerettet. Dies sei ein Bild, aber auch eine Prophezeiung, „es ist eine Verheißung, eine Verheißung, die nicht leicht zu verstehen ist“. Jesus selbst erkläre dem Nikodemus: wie Mose in der Wüste die Schlange erhöht habe, so müsse der Menschensohn erhöht werden, damit jeder, der an ihn glaube, in ihm das ewige Leben habe (vgl. Joh 3,14-15).

So sei jene Schlange ein Bild für Jesus gewesen, der am Kreuz erhöht werde:

„Warum aber hat der Herr dieses so hässliche, so schlechte Bild gewählt? Einfach weil er gekommen ist, um alle unsere Sünden auf sich zu nehmen, und er ist zum größten Sünder geworden, ohne je gesündigt zu haben. Und Paulus sagt: ‚Er hat sich für uns zur Sünde gemacht (vgl. 2 Kor 5,21). Er nimmt dabei jenes Bild wieder auf: ‚Er hat sich zur Schlange gemacht’. Das ist hässlich! Er hat sich zur Sünde gemacht, um uns zu retten, das ist die Botschaft der heutigen Liturgie, der Weg Jesu“.

Gott sei Mensch geworden und habe die Sünde auf sich genommen. Und Paulus erkläre den Philippern, „die er sehr gern hatte“, dieses Geheimnis: „Er war Gott gleich, / hielt aber nicht daran fest, wie Gott zu sein, sondern er entäußerte sich / und wurde wie ein Sklave / und den Menschen gleich. / Sein Leben war das eines Menschen; er erniedrigte sich / und war gehorsam bis zum Tod, / bis zum Tod am Kreuz“ (Phil 2,7-8).

Jesus „vernichtete sich selbst, er hat sich für uns zur Sünde gemacht, er, der keine Sünde kannte“. Dies „ist das Geheimnis. Wir können sagen: ‚Er hat sich für uns zur hässlichen Schlange gemacht’“:

„Wenn wir auf Jesus am Kreuz blicken – da gibt es schöne Gemälde, doch die Wirklichkeit ist eine andere: er war allem entrissen worden, blutig aufgrund unserer Sünden. Das ist der Weg, den er eingeschlagen hat, um die Schlange auf ihrem Schlachtfeld zu beisiegen. Auf das Kreuz Jesu blicken, nicht aber auf jene künstlerischen, schön gemalten Kreuze; auf die Wirklichkeit blicken, was das Kreuz in jener Zeit war. Und auf den Weg und auf Gott blicken, der sich selbst vernichtete, der sich erniedrigte, um uns zu retten. Das ist auch der Weg des Christen. Wenn ein Christ auf dem Weg des Lebens vorankommen will, muss er sich erniedrigen, wie Jesus sich erniedrigt hat. Das ist der Weg der Demut, ja, aber es heißt auch, die Erniedrigungen auf sich zu nehmen, wie sie Jesus ertragen hat“.

Am Fest der Kreuzerhöhung betete Franziskus abschließend zur Gottesmutter um die Gnade, „aus Liebe zu weinen, aus Dankbarkeit zu weinen, weil uns unser Gott so sehr liebte, dass er seinen Sohn gesandt hat, der sich erniedrigte und vernichtete, um uns zu retten“.

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