Patriarch warnt vor Extremisten unter Syrien-Flüchtlingen

21. Oktober 2015 in Österreich


Syrisch-Orthodoxer Patriarch Moran Mor Ignatius Aphrem II. bei Pressegespräch in Salzburg: Kämpfer des Islamischen Staates oder anderer radikaler Gruppen könnten sich als Flüchtlinge tarnen


Salzburg (kath.net/KAP) Der Syrisch-Orthodoxe Patriarch Moran Mor Ignatius Aphrem II. hat für die Aufnahme von Flüchtlingen in Europa gedankt und zugleich davor gewarnt, dass sich auch Kämpfer des Islamischen Staates oder anderer radikaler Gruppen als Flüchtlinge tarnen könnten. "Mit internationaler Zusammenarbeit müsste Frieden in Syrien möglich sein", meinte der Patriarch zugleich optimistisch. Bislang seien aber schon 40 Prozent der Christen in Syrien geflüchtet, "im Irak sind bereits 90 Prozent weg". Der Patriarch äußerte sich am Montagnachmittag in Salzburg bei einem Pressegespräch anlässlich des Starts des weltweit ersten außersyrischen Universitätslehrgangs für Syrische Theologie an der Universität Salzburg.

Patriarch Moran Mor Ignatius Aphrem II. wird am Dienstag im Rahmen eines Festakts den Universitätslehrgang "Master of Arts in Syriac Theology" an der Katholisch-Theologischen Fakultät eröffnen. "Das ist das Ergebnis eines unter Kardinal König begonnenen Dialogs unserer Kirchen," freute sich der Patriarch beim Pressegespräch.

Erzbischof Franz Lackner berichtete, dass die Erzdiözese mit dem vom Land Salzburg angekauften ehemaligen Leprosenhaus in Mülln geeignete Räume für ein Studienkolleg anbieten konnte. "Es ist ein bedeutender Schritt in der Ökumene", sagte er.

Besonders stolz auf den neuen Studiengang an seiner Fakultät zeigte sich Dekan Prof. Dietmar Winkler. In den letzten Jahren sei die ökumenische Zusammenarbeit zwischen der katholischen und der syrisch-orthodoxen Kirche immer intensiver geworden. "Studierende aus der ganzen Welt - sowohl syrische Christen in der Diaspora als auch Wissenschafter aus Europa, den USA, dem Nahen Osten, Asien und Indien werden in Salzburg erwartet". Das syrische Christentum sei einer der ältesten Zweige des Christentums und pflege auch noch das Aramäische - die Sprache Jesu.

"Das Lehren und Forschen der syrischen Theologie erschließt das reiche Erbe dieser aramäischen Christen und sucht nach Perspektiven, dieses Erbe im Westen zu integrieren und am Leben zu erhalten", betonte der Leiter des neuen Universitätslehrgangs, Prof. Aho Shemunkasho. Man werde in Salzburg Fachkräfte für Pfarren, Schulen und Universitäten ausbilden.

Die Bedeutung der neuen Bildungseinrichtung sei auch deshalb nicht hoch genug einzuschätzen, weil durch den Bürgerkrieg, durch Diskriminierung und Verfolgung zahlreiche Christen aus Syrien und dem Irak geflüchtet oder ausgewandert seien. "Der Lehrgang trägt dazu bei, dass diese Menschen ihr reiches geistiges und religiöses Erbe nicht verlieren", sagte Shemunkasho. Interessiert hatten sich 16 Studenten, der Kurs beginnt mit zehn Studierenden aus verschiedenen Nationen, darunter ist eine Frau.

Patriarch Moran Mor Ignatius Aphrem II. kam eigens aus Damaskus nach Salzburg. "Wir haben zwar syrisch-orthodoxe Klöster, Kirchen und Gemeinden auf der ganzen Welt, aber keine akademische Bildungseinrichtung", zeigte er sich über den neuen Universitätslehrgang erfreut.

Die Erzdiözese Salzburg hatte für das Syrisch-Orthodoxe Studienkolleg die ehemalige Leprosenanstalt in Salzburg-Mülln vom Land Salzburg um rund zwei Millionen Euro angekauft. Das Obergeschoß wurde für die Studenten um rund 300.000 Euro umgebaut.

Der Universitätslehrgang "Syriac Theology" ist ein viersemestriges Master-Studium, das syrisch-orthodoxen Theologen eine akademische Qualifikation (Master of Arts in Syriac Theology/MAST) für die Bereiche Seelsorge, Katechese, Religionsunterricht, religiöse Erwachsenenbildung bieten, aber auch anderen Studierenden z.B. der Theologie, Geschichte, Orientalistik eine Spezialisierung ermöglichen soll. Das Studienprogramm umfasst Sprache und Literatur, Bibelstudien, Kirchengeschichte, Liturgie, Spiritualität und monastische Literatur, patristische Studien und systematische Theologie, Kirchenrecht, praktische Theologie und Religionspädagogik.

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