Schönborn: Nach Synode Ehevorbereitung stärken

26. Oktober 2015 in Familie


Wiener Erzbischof wertet neue Sichtweise des Synodendokuments auf Realität von Ehe und Familie als "kirchengeschichtlich entscheidenden Schritt"


Wien (kath.net/KAP) Dem weltweiten "Ja" der Bischofssynode zu Ehe und Familie müssen in den Ortskirchen jetzt Maßnahmen folgen. Für Österreich ortet Kardinal Christoph Schönborn Handlungsbedarf beim Ausbau der kirchlichen Ehevorbereitung, der Begleitung von Ehepaaren und bei einem verstärkten Focus auf Familienpolitik. Das mit Zweidrittelmehrheit in allen Punkten beschlossene Synodenpapier sei ein "kirchengeschichtlich entscheidender Schritt" gewesen. Das Dokument biete für die konkrete Realität von Ehe und Familie Kriterien, "Positives zu sehen ohne Defizite zu unterschlagen", so der Kardinal im Interview mit "Kathpress" am Montag in Wien nach seiner Rückkehr aus Rom.

Die Kirche in Österreich werde in Ehevorbereitung und Familienbegleitung "massiv investieren müssen", zeigte sich der Kardinal überzeugt und sagte: "Auf die Priesterweihe bereitet man sich sieben Jahre lang vor, auf die Ehe nur einen Nachmittag. Das kann es ja nicht gewesen sein." Die bestehenden kirchlichen Familieneinrichtungen müsste dafür noch besser zusammenwirken, um das "Momentum nicht zu versäumen", so Schönborn.

Hinschauen, unterscheiden, begleiten

De Prozess der beiden Synoden und das vorliegende Schlussdokument könne mit den Worten "hinschauen, unterscheiden, begleiten" charakterisiert werden, führte der Wiener Erzbischof aus. Die Synode habe sich dabei ganz an Papst Franziskus und seiner Herangehensweise an Themen, die vom Dreischritt "sehen, urteilen, handeln" geprägt sei, leiten lassen. Als Beispiel dafür nannte der Kardinal die Aussagen des Synodenpapiers über das unverheiratete Zusammenleben sehr vieler Menschen. Man hätte in der Synode zuerst einmal genau hingeschaut, ohne diese Form des Zusammenlebens so wie früher vorschnell "als wilde Ehe" zu beurteilen. Vielmehr führe das Dokument jetzt beispielsweise soziale, wirtschaftliche und auch steuerliche Gründe auf, die Menschen daran hindern zu heiraten.

Dieses Bild der Realität gelte es in einem weiteren Schritt im Blick auf das Evangelium zu deuten und zu unterscheiden. Oft zeichne ein unverheirateten Zusammenleben ein hohes Maß an Liebe, Treue und Offenheit für das Leben aus. In einem dritten Schritt gelte es solche Paare kirchlich zu begleiten getragen vom Wunsch, "dass sich dieses Zusammenleben öffentlich und verbindlich macht durch die Eheschließung". Es sei ein "kirchengeschichtlich entscheidender Schritt", "Positives zu sehen ohne Defizite zu unterschlagen", wie dies im Synodendokument geschehe. "Damit knüpft die Synode wieder am Zweiten Vatikanischen Konzil an", erklärte der Kardinal .

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Foto Kardinal Schönborn (c) Erzdiözese Wien


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