Weihbischof Renz bittet bei Pietisten-Konferenz um Vergebung

3. November 2015 in Deutschland


Rottenburger Weihbischof ermutigt bei Konferenz der „Apis“, ökumenisch zusammen für christliche Überzeugungen einzutreten (bsp. Lebensschutz) – Renz widersprach der Gender-Ideologie: „Das Ebenbild Gottes sind Männer und Frauen“


Stuttgart (kath.net/idea) Der Weihbischof der katholischen Diözese Rottenburg-Stuttgart, Thomas Maria Renz (Foto), hat um Vergebung gebeten, wenn seine Kirche andere Christen verletzt oder ihnen Anlass zum Ärgernis gegeben habe. Er sprach beim Jahrestreffen des pietistischen württembergischen Gemeinschaftsverbandes „die Apis“ am 1. November in Stuttgart. Zu der Konferenz waren über 3.000 Besucher in die Porsche-Arena gekommen. Renz zufolge ist Ökumene im biblischen Sinne nur möglich, wenn die Kirchen einander demütig begegneten. Alle hätten denselben Meister, nämlich Jesus Christus. Es gebe mehr Gemeinsamkeiten als Trennendes, insbesondere die Bibel, den Glauben an den auferstandenen Christus, die Taufe, die Rechtfertigungslehre und das Vaterunser.

Deshalb sollten die Kirchen auch zusammen für christliche Überzeugungen eintreten. Dazu gehörten der Schutz des Lebens von der Befruchtung bis zum Ende, das christliche Menschenbild als Grundlage für das gesellschaftliche Miteinander und der Auftrag, den nach Deutschland kommenden Flüchtlingen den christlichen Glauben nahezubringen.

„Wir glauben, dass Gott die Welt nach seiner Weisheit gut geschaffen hat“, betonte Renz. Er widersprach der Gender-Ideologie, nach der Menschen frei wählen können, ob sie männlich, weiblich oder etwas Drittes sein wollen. „Das Ebenbild Gottes sind Männer und Frauen“, so der Weihbischof.

Bildungsplan: Bedenken von Pietisten weitgehend berücksichtigt

Auch der Api-Vorsitzende, Pfarrer Steffen Kern (Walddorfhäslach bei Reutlingen), forderte, dass sich die Politik weiter am christlichen Menschenbild orientiere. Dies habe in Westdeutschland seit 70 Jahren Freiheit und Frieden ermöglicht. In der Diskussion um den baden-württembergischen Bildungsplan für allgemeinbildende Schulen seien die Bedenken der Vertreter des Pietismus und anderer Gruppen weitgehend berücksichtigt worden. Anstelle des ursprünglichen Schwerpunkts „sexuelle Vielfalt“ gehe es jetzt darum, niemanden wegen seiner Kultur oder Religion oder wegen einer Behinderung zu diskriminieren. Allerdings habe die grün-rote Landesregierung einen Aktionsplan zur Akzeptanz sexueller Vielfalt beschlossen, der neue Schwierigkeiten bereiten könne. Kern appellierte an die Konferenzbesucher, nicht schwarz zu sehen. Christen sollten an ihrer Liebe zu anderen Menschen erkannt werden. Das gelte auch im Blick auf Flüchtlinge: „Wer gegen Menschen auf der Flucht Stimmung macht und Ängste schürt, wer Hass und Ablehnung kultiviert, kann niemals sagen, er habe Jesus auf seiner Seite.“

Gäckle: Es gibt keinen Grund zur Furcht

Der Rektor der Internationalen Hochschule Liebenzell, Prof. Volker Gäckle (Bad Liebenzell/Nordschwarzwald), mahnte, sich nicht von der Angst leiten zu lassen. Die Flüchtlingskrise und eine wachsende antichristliche Stimmung in Deutschland sowie zunehmende Christenverfolgungen in anderen Ländern könnten zwar verunsichern, seien aber kein Grund zur Furcht. Gott zu vertrauen, bedeute auch, zuversichtlich Schritte in die Zukunft zu gehen. Gäckle erinnerte daran, dass Westdeutschland nach dem Zweiten Weltkrieg rund zwölf Millionen geflohene und vertriebene Deutsche integriert habe. Dass derzeit „zum Volk, das durch den Holocaust große Schuld auf sich geladen“ habe, Hunderttausende Flüchtlinge kommen, sollten Christen „mit Gottes Augen sehen“.

Gemeinsames Gebet für Pädagogen und Politiker

Einen wichtigen Teil der Konferenz bildete eine „große Koalition des Gebets“. Daran beteiligten sich der Katholik Renz, der evangelische Oberkirchenrat Werner Baur (Stuttgart) und der Generalsekretär der Deutschen Evangelischen Allianz, Hartmut Steeb (Stuttgart), sowie die Leiter zahlreicher geistlicher Bewegungen. Das gemeinsame Gebet für Kinder und Jugendliche, für Pädagogen, für Ehen und Familien und für die Verantwortlichen in der Politik habe deutlich gemacht, dass allen Christen das Wohl der Gesellschaft am Herzen liege, sagte Kern der Evangelischen Nachrichtenagentur idea.

Theologen sollen nicht Gottes Macht anzweifeln

Im Eröffnungsgottesdienst beklagte der Vorsitzende der missionarischen Initiative ProChrist, Roland Werner (Marburg), einen Streit in der evangelischen Kirche darüber, ob die biblischen Wunderberichte Tatsachen wiedergäben oder Mythen seien. Zahlreiche Theologen bezweifelten, dass Jesus Wasser in Wein verwandelte, angeborene Behinderungen heilte oder Tote auferweckte. Damit aber werde Gottes Macht angezweifelt, kritisierte Werner. Jesus habe seine ungewöhnlichen Taten als Zeichen der Liebe und Barmherzigkeit bezeichnet, die zum Staunen über Gottes Herrlichkeit führen sollten. Das größte Wunder sei, dass Jesus durch seinen Tod am Kreuz und seine anschließende Auferstehung Menschen einen Zugang zu Gott ermöglicht habe. Dies habe die Kirche zu verkünden, meinte Werner.



Archivfoto Weihbischof Renz © kath.net/Petra Lorleberg


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