Einschließen, immer einschließen!

5. November 2015 in Aktuelles


Franziskus in Santa Marta: die zwei Wege des Lebens. Gott hat alle in das Heil eingeschlossen! Wenn ich ausschließe, werde ich eines Tages vor dem Richterstuhl Gottes stehen und Rechenschaft über mich ablegen müssen. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) „Wie kannst also du deinen Bruder richten? Und du, wie kannst du deinen Bruder verachten? Wir werden doch alle vor dem Richterstuhl Gottes stehen“: in seiner Predigt bei der heiligen Messe in der Kapelle des vatikanischen Gästehauses „Domus Sanctae Marthae“ am Donnerstag der 31. Woche im Jahreskreis ging Papst Franziskus von der ersten Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Römer aus (Röm 14,7-12).

Paulus mahne, den Bruder nicht zu richten oder zu verachten, weil dies dazu führe, ihn von „unserem Grüppchen“ auszuschließen, „selektiv“ zu sein, was nicht christlich sei. Mit seinem Kreuzesopfer nämlich eine Christus und schließe alle Menschen in das Heil ein.

Im Evangelium vom Tag (Lk 15,1-10) kämen dann Zöllner und Sünder zu Jesus, „das heißt die Ausgeschlossenen, alle, die ‚draußen’ waren“. „Die Pharisäer und die Schriftgelehrten empörten sich darüber und sagten: Er gibt sich mit Sündern ab und isst sogar mit ihnen“ (V. 2):

„Die Haltung der Schriftgelehrten, der Pharisäer ist dieselbe – sie schließen aus: ‚Wir sind die Vollkommenen, wir folgen dem Gesetz. Dies da sind Sünder, sie sind Zöllner’. Und die Haltung Jesu dagegen ist es, einzuschließen. Es gibt zwei Wege im Leben: den Weg des Ausschließens der Menschen von unseren Gemeinschaften und den Weg des Einschließens, der Inklusion. Der erste kann klein sein, doch er ist die Wurzel aller Kriege: alle Katastrophen, alle Kriege beginnen mit dem Ausschließen. Man schließt von der internationalen Gemeinschaft aus, doch auch von den Familien, unter Freunden, wie viele Streitereien... Und der Weg, den uns Jesus sehen lässt, den uns Jesus lehrt – er ist ein ganz anderer, er ist das Gegenteil des ersteren: einschließen“.

„Es ist nicht leicht“, merkte der Papst an, „die Leute einzuschließen, denn da ist Widerstand. Da ist jene selektive Haltung“. Aus diesem Grund erzähle Jesus zwei Gleichnisse: das Gleichnis vom verlorenen Schaf und das Gleichnis von der Frau, die ein Geldstück verliere. Sowohl der Hirt als auch die Frau unternähmen alles, um das wiederzufinden, was sie verloren hätten. Und als es ihnen gelinge, seien sie voller Freude:

„Sie sind voller Freude, weil sie das gefunden haben, was sie verloren haben, und sie gehen zu Freunden und Nachbarn, weil sie so glücklich sind: ‚Ich habe gefunden, ich habe eingeschlossen’. Das ist das Einschließen, die Inklusion Gottes, gegen das Ausschließen dessen, der richtet, der die Leute, die Menschen wegjagt: ‚Nein, den da nicht, den nicht, den nicht...’, und man schafft sich einen kleinen Kreis von Freunden, der dann das Umfeld ist. Das ist die Dialektik zwischen Ausschließen und Einschließen. Gott hat alle in das Heil eingeschlossen, alle! Das ist der Anfang. Wir – mit unseren Schwächen, mit unseren Sünden, mit unseren Neidereien, mit unserer Eifersucht – immer haben wir diese Haltung des Ausschließens, die – wie ich gesagt habe – in Kriegen enden kann“.

Jesus handle, wie der Vater, der ihn gesandt habe, um uns zu retten, „er sucht nach uns, um uns einzuschließen, um eine Familie zu sein“:

„Denken wir ein wenig nach, und machen wir etwas – wenigstens, wenigstens! – in unserem Kleinen: richten wir nie! ‚Aber der macht doch das....’. Doch Gott weiß: es ist sein Leben, ich aber schließe ihn nicht von meinem Herzen aus, von meinem Gebet, von meinem Gruß, von meinem Lächeln, und wenn sich die Gelegenheit ergibt, dann lass ich ihm ein gutes Wort zukommen. Nie ausschließen, dazu haben wir kein Recht! Und wie Paulus in der Lesung endet: ‚Wir werden doch alle vor dem Richterstuhl Gottes stehen. ... Also wird jeder von uns vor Gott Rechenschaft über sich selbst ablegen’ (Röm 14, 10.12). Wenn ich ausschließe, werde ich eines Tages vor dem Richterstuhl Gottes stehen und Rechenschaft über mich ablegen müssen. Bitten wir um die Gnade, Männer und Frauen zu sein, die immer, immer einschließen, in dem Maß der gesunden Klugheit, doch immer. Die Tür vor niemandem schließen, immer offenen Herzens: ‚Der gefällt mir, der gefällt mir nicht!’, doch das Herz ist offen. Der Herr schenke uns diese Gnade“.

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