Luther und die Juden: EKD will Schuldgeschichte aufarbeiten

13. November 2015 in Deutschland


Synode: Seine Äußerungen widersprechen dem Glauben an den einen Gott


Bremen (kath.net/idea) Im Vorfeld des 500-jährigen Reformationsjubiläums im Jahr 2017 möchte die EKD das Verhältnis des Reformators Martin Luther (1483–1546) zu den Juden aufarbeiten. „Wir können an dieser Schuldgeschichte nicht vorbeigehen“, heißt es in einer Kundgebung, die die EKD-Synode zum Abschluss ihrer Tagung am 11. November in Bremen einstimmig bei einer Enthaltung verabschiedete. Die Reformatoren hätten in einer Tradition judenfeindlicher Denkmuster gestanden, deren Wurzeln bis in die Anfänge der Kirche zurückreichten.

Die Tatsache, dass die judenfeindlichen Ratschläge des späten Luthers für den nationalsozialistischen Antisemitismus in Anspruch genommen wurden, stelle eine weitere Belastung für die evangelische Kirche dar. „Heute sehen wir, dass Luthers Sicht des Judentums und seine Schmähungen gegen Juden im Widerspruch zum Glauben an den einen Gott stehen, der sich in dem Juden Jesus offenbart hat.“

Der Reformator habe die biblischen Aussagen zur bleibenden Erwählung Israels verkannt. Deshalb müsse man kritisch mit dem reformatorischen Erbe in der Auslegung der Heiligen Schrift umgehen: „Das weitreichende Versagen der Evangelischen Kirche gegenüber dem jüdischen Volk erfüllt uns mit Trauer und Scham.“

Aus dem Erschrecken über historische und theologische Irrwege und aus dem Wissen um Schuld am Leidensweg der Juden erwachse die Verantwortung, jeder Form von Judenfeindschaft entgegenzutreten. Erarbeitet hat die Kundgebung mit dem Titel „Martin Luther und die Juden - Notwendige Erinnerungen zum Reformationsjubiläum“ der Ausschuss Schrift und Verkündigung.

Foto Lutherdenkmal (c) EKD


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