Der Götzendienst an der Immanenz und an den Gewohnheiten

13. November 2015 in Aktuelles


Franziskus in Santa Marta: die einzige ewige Schönheit ist Gott. Der Mensch darf den Untergang nicht vergessen und nicht zurückblicken. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) „Die große Schönheit“ Gottes, von der der Himmel erzählt: in seiner Predigt bei der heiligen Messe in der Kapelle des vatikanischen Gästehauses „Domus Sanctae Marthae“ am Freitag der 32. Woche im Jahreskreis ging Papst Franziskus von der ersten Lesung aus dem Buch der Weisheit aus (Weish 13,1-9).

Das Problem des Menschen bestehe darin, dass er oftmals vor dem niederfalle, was nur ein Widerschein jener Schönheit sei, ein Widerschein, der eines Tages erlösche. Schlimmer noch sei es, wenn der Mensch etwas verehre, was noch vergänglicher sei.

Der Papst hob die beiden Götzendienste hervor, denen auch ein Gläubiger verfallen könne. Die erste Lesung und der Psalm sprächen von der Schönheit der Schöpfung. Gleichzeitig unterstrichen sie den Irrtum jener Menschen, die unfähig seien, jenseits dieser Dinge auf die Transzendenz zu blicken. Franziskus bezeichnete dies als den „Götzendienst der Immanenz“. Man bleibe bei der Schönheit stehen und gehe nicht darüber hinaus:

„Sie haben sich an diesen Götzendienst gehängt. Sie lassen sich vom Staunen über ihre Macht und Energie beeindrucken. Sie habe nicht bedacht, um wie viel höher ihr Souverän steht, da sie jener erschaffen hat, der Prinzip und Urheber der Schönheit ist. Es ist ein Götzendienst, auf die vielen Schönheiten zu schauen, ohne daran zu denken, dass da ein Untergang sein wird. Auch der Untergang hat seine Schönheit... Und dieser Götzendienst, der darin besteht, an den Schönheiten von hier zu hängen, ohne die Transzendenz: das ist die Gefahr für uns. Es ist dies der Götzendienst der Immanenz. Wir glauben, dass die Dinge, so wie sie sind, fast Götter sind und nie enden werden. Wir vergessen den Untergang“.

Ein weiterer Götzendienst bestehe in den Gewohnheiten, die das Herz taub machten. Der Papst erinnerte an die Worte Jesu im Evangelium vom Tag (Lk 17,26-37), an seine Beschreibung der Männer und Frauen zur Zeit des Noach oder jener von Sodom: „Sie aßen und tranken, kauften und verkauften, pflanzten und bauten“ (V. 28), ohne sich um den anderen zu kümmern, bis zu dem Moment, da die Sintflut oder der Regen von Feuer und Schwefel gekommen seien, bis zu dem Moment der absoluten Zerstörung:

„Alles ist wie gewohnt. Das Leben ist so: wir leben so, ohne an den Untergang dieser Art des Lebens zu denken. Auch das ist ein Götzendienst: an den Gewohnheiten hängen, ohne daran zu denken, dass dies ein Ende haben wird. Und die Kirche lässt uns auf das Ende dieser Dinge blicken. Auch die Gewohnheiten können als Götter gedacht werden. Der Götzendienst? So ist das Leben, so gehen wir voran... Und da die Schönheit in einer anderen Schönheit enden wird, wird unsere Gewohnheit in einer Ewigkeit enden, in einer anderen Gewohnheit. Aber das ist Gott“.

Franziskus mahnte dagegen, dass man den Blick „immer darüber hinaus“ richten müsse, auf die „endgültige Gewohnheit“, auf den einzigen Gott, der über dem Ziel der geschaffenen Dinge stehe, wie Kirche in diesen Tagen lehre, die das Kirchenjahr abschlössen, um nicht den fatalen Irrtum zu wiederholen, zurückzublicken, wie dies der Frau des Lot geschah: „Wer sein Leben zu bewahren sucht, wird es verlieren; wer es dagegen verliert, wird es gewinnen“ (V. 33). Dabei müsse man die Gewissheit haben, dass – wenn das Leben schön sei – auch der Untergang schön sein werde:

„Wir Gläubigen – wir sind keine Menschen, die zurückkehren, die nachgeben, sondern Menschen, die immer vorwärtsgehen. Immer vorwärts gehen in diesem Leben, mit dem Blick auf die Schönheiten und mit den Gewohnheiten, wie wir alle haben, doch ohne sie zu Götzen werden zu lassen... Diese kleinen Schönheiten, die die große Schönheit widerspiegeln, sollen unsere Gewohnheiten sein, um im ewigen Gesang zu überleben, in der Betrachtung der Herrlichkeit Gottes“.

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