Der Geist der Weltlichkeit – Einheitsdenken, Abfall, Zerstörung

16. November 2015 in Aktuelles


Franziskus in Santa Marta: die giftige Wurzel, die im Verborgenen wächst. Das Einheitsdenken will die christliche Identität preisgeben lassen. Der falsche Humanismus, der an die Stelle Jesu Christi tritt. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Die Weltlichkeit – sie führt zum Einheitsdenken und zur Apostasie, zum Abfall. In seiner Predigt bei der heiligen Messe in der Kapelle des vatikanischen Gästehauses „Domus Sanctae Marthae“ am Montag der 33. Woche im Jahreskreis, Gedenktag der heiligen Gertrude von Helfta und der heiligen Margareta von Schottland, ging Papst Franziskus von der Lesung aus dem ersten Buch der Makkabäer aus (1 Makk,1,10-15.41-43.54-57.62-64).

Sie berichte von „einem perversen Spross“, der aus den Nachfolgern Alexanders des Großen hervorgegangen sei: Antiochus Epiphanes, der Sohn des Königs Antiochus. Dieser erlege dem Volk Israel, dem „auserwählten Volk“, das heißt: „der Kirche in jenem Moment“, die heidnischen Bräuche auf.

Der Papst kommentierte das Bild vom „Spross“, „von der Wurzel, die unter der Erde ist“. Die Phänomenologie der Wurzel sei die folgende: „Man sieht sie nicht, sie scheint nicht zu schaden, doch dann wächst sie und legt etwas an den Tag, sie lässt ihre Wirklichkeit sehen“. Es sei dies eine „vernünftige Wurzel“ gewesen, die einige Israeliten dazu gebracht habe zu sagen: „Wir wollen einen Bund mit den fremden Völkern schließen, die rings um uns herum leben; denn seit wir uns von ihnen abgesondert haben, geht es uns schlecht“ (V. 11), „gehen wir zu ihnen, wir sind gleich“.

Franziskus erklärte den Inhalt dieser Lesung mit drei Worten: „Weltlichkeit, Abfall, Verfolgung“. Die Weltlichkeit bestehe darin, das zu tun, was die Welt tue. Sie bedeute zu sagen: „Versteigern wir unseren Personalausweis! Wir sind wie alle anderen!“. So hätten viele Israeliten den Glauben verraten und sich vom Heiligen Bund entfernt. Und – was so vernünftig schien: „Wir sind wie alle anderen“ – gereichte zur Zerstörung:

„‚Dann schrieb der König seinem ganzen Reich vor, alle sollen zu einem einzigen Volk werden’ – das Einheitsdenken; die Weltlichkeit – ‚und jeder solle seine Eigenart aufgeben’. Alle Völker fügten sich dem Erlass des Königs. ‚Auch vielen Männern aus Israel gefiel der Gottesdienst, den er angeordnet hatte; sie opferten den Götterbildern und entweihten den Sabbat’ (V. 43). Der Abfall. Das heißt: die Weltlichkeit bringt dich zum Einheitsdenken und zum Abfall. Die Unterschiede – sie sind nicht gestattet: alle sind gleich. Und in der Geschichte der Kirche, in der Geschichte, die wir gesehen haben, denke ich da an einen Fall, daran, dass der Name der religiösen Feste geändert worden ist – das Geburtsfest unseres Herrn hat einen anderen Namen –, um die Identität auszulöschen“.

In Israel seien die Buchrollen des Gesetzes zerrissen und verbrannt worden (vgl. V. 56), „und wenn jemand dem Gesetz gehorchte, so wurde er aufgrund der königlichen Anordnung zum Tod verurteilt“. So komme es zur Verfolgung, die aus einer „giftigen Wurzel“ hervorgegangen sei. „Mich hat immer beeindruckt“, so Franziskus, „dass der Herr beim letzten Abendmahl in jenem langen Gebet für die Einheit der Seinen betet und den Vater bittet, dass er sie vom Geist der Welt befreie, von jeglicher Weltlichkeit, denn die Weltlichkeit zerstört die Identität. Die Weltlichkeit führt zum Einheitsdenken“:

„Es fängt bei einer Wurzel an, die klein ist, und es endet im Schrecken der Verzweiflung, in der Verfolgung. Das ist der Trug der Weltlichkeit, und aus diesem Grund bat Jesus bei jenem Abendmahl den Vater: ‚Vater, ich bitte dich nicht, sie aus der Welt zu nehmen, doch behüte sie vor der Welt’, vor dieser Mentalität, vor diesem Humanismus, der kommt, um den Platz des wahren Menschen einzunehmen, Jesus Christus, dem Humanismus, der kommt, um uns die christliche Identität zu nehmen, und uns zum Einheitsdenken führt: ‚Das machen alle so, warum wir nicht?’. Das muss uns in diesen Zeiten darüber nachdenken lassen: wie ist meine Identität? Ist sie christlich oder weltlich? Oder: nenne ich mich Christ, weil ich als Kind getauft oder in einem christlichen Land geboren wurde, wo alle Christen sind? Die Weltlichkeit, die langsam eintritt, wächst – sie rechtfertigt sich und ist ansteckend: sie wächst wie jene Wurzel, sie rechtfertigt sich – ‚Nun, machen wir es wie alle Leute, wir sind nicht anders’ –, sie sucht immer eine Rechtfertigung, und am Ende steckt sie an, und viele Übel entstehen daraus“.

In diesen letzten Tagen des Kirchenjahres, so der Papst abschließend, mahne uns die Liturgie, auf diese „giftigen Wurzeln“ zu achten, die vom Herrn entfernten:

„Und beten wir zum Herrn für die Kirche, dass er sie vor jeder Form von Weltlichkeit bewahre. Dass die Kirche immer die von Jesus Christus verfügte Identität habe. Dass wir alle die Identität haben, die wir in der Taufe empfangen haben, und dass diese Identität nicht deshalb, weil man sein will wie alle, aus ‚Gründen der Normalität’, hinausgeworfen werde. Der Herr schenke uns die Gnade, unsere christliche Identität gegen den Geist der Weltlichkeit, der immer wächst, sich rechtfertigt und ansteckend ist, aufrechtzuerhalten und zu bewahren“.

Dem Autor auf Twitter folgen!


© 2015 www.kath.net