Wir wollen für den Papst und seine schwere Aufgabe beten!

20. November 2015 in Kommentar


Nach der Bischofssynode ist jetzt der Papst am Wort. Es ist zu vermuten, dass er sich Zeit nehmen wird. Ein kath.net-Klartext von Bischof Andreas Laun


Salzburg-Vatikan (kath.net) Über die Familien-Synode, die Papst Franziskus einberufen hat, ist schon viel geredet und geschrieben worden! Nun liegt ein Abschlussbericht vor. Was auf der Synode im Einzelnen geredet wurde, wissen nur die Teilnehmer, und auch diese werden wohl kaum mitgeschrieben haben und stützen sich vielfach nur auf ihre Erinnerung. Jetzt, nachsynodal, wäre es wohl das einzig Richtige zu schweigen, um den Papst nicht unter irgendeinen Druck zu setzen. Wir sollten nur für ihn beten angesichts der übermenschlich schwierigen Aufgabe, die vor ihm liegt: den vorliegenden Text so zu bearbeiten, dass er sowohl berechtigte Anliegen einfängt und zugleich ohne Abstriche die Lehre der Kirche, wie sie etwa in „Familiaris consortio“ vorliegt, neu zum Leuchten bringt.

Gut ist es auch sich gerade jetzt zu erinnern: Papst Johannes Paul II. hatte ein prophetisches Gespür für die heutigen Gefahren und Angriffe gegen die Familie, als er zur Lehre der Kirche über die Familie der Welt sein Schreiben „Familiaris consortio“ vorlegte!

In dieselbe Richtung weist Kardinal Sarah, wenn er über seine bischöfliche Arbeit schreibt: „In der Regel treffen die Maßnahmen revolutionärer Regierungen immer die Familie. Daher waren all meine Hirtenbriefe während der fünf ersten Jahre meines Episkopats der Verteidigung der christlichen Familie gewidmet!“

Zu denken gibt auch das geheimnisschwere Wort der Schwester Lucia dos Santos, einer der Seherinnen von Fatima: „Die letzte Schlacht zwischen dem Herrn und der Herrschaft Satans wird um die Ehe und die Familie geschlagen.“ Dieser Satz steht in einem Brief, den Sr. Lucia, eine der Seherinnen von Fatima, an Kardinal Carlo Caffarra, den Erzbischof von Bologna, geschrieben hat. Mit der Gender-Ideologie scheint diese Prophetie dramatisch bestätigt worden zu sein!

Auch den jetzigen Papst Franziskus treibt das Thema Familie um, sonst hätte er die Synode nicht einberufen. Dass auf der Synode heftige diskutiert werden werde, hat er sicher vorausgewusst, auch, dass es dabei unannehmbare Wortmeldungen geben werde. Ebenso war dem Papst klar, dass das Ergebnis unmöglich eine neue, andere „Lehre der Kirche“ sein kann als jene, die die Kirche seit immer verkündet hat. Schließlich hat er im Vorfeld und während der Synode mehrfach an Familiaris consortio, also das Lehrschreiben von Papst Johannes Paul II. zur Familie erinnert!

Diese offene „Schere“ blieb bestehen, und sie lässt sich auch in den „Erinnerungen“ und „Berichten“ über die Synode wiederfinden. So etwa meinte jemand sagen zu können: Die Synode habe „auf die noch unvollkommenen Formen des Zusammenlebens einen wohlwollenden Blick geworfen. Denn auch außerhalb der vollen Verwirklichung im Ehesakrament gibt es positive Elemente und Formen von gelebter Verantwortung und Stabilität.“ Das sagt zwar ohnehin der „pastorale Hausverstand“ und lässt sich auch auf andere, objektiv sündige Beziehungen übertragen, unterschlägt aber gleichzeitig, dass die Kirche nur auf den Sünder ihren wohlwollenden Blick richtet, nicht aber auf die Sünde und ihre Strukturen, zum Beispiel nicht auf ein Zusammenleben, das im Widerspruch steht zu jenem „Anfang“, den Jesus als moralischen Maßstab nannte! Zudem könnte man meinen, es gibt neben dem „vollen“ Sakrament auch ein „halbes, eben nicht volles“ Sakrament, das zu empfangen wohl „weniger gut“, aber doch auch gut sei und sicher nicht Materie einer Beichte sein müsste (trotz KKK 2390).

Merkwürdig ist auch die Behauptung eines Kommentators der Synode, diese bestärke „die seelsorgliche Praxis, die vielerorts zur gelebten Realität in Österreich gehört“. Ausdruck davon seien „die im deutschsprachigen Arbeitskreis der Synode einstimmig beschlossenen Texte, die in der Folge das Synodendokument maßgeblich geprägt haben.“

Dem Leser bleibt überlassen nachzudenken, was mit dieser „gelebten Praxis“ gemeint sein könnte und warum die „einstimmig beschlossenen Texte“ einiger deutschsprachigen Teilnehmer der Synode einen angeblich so großen Einfluss auf den endgültigen Synodentext hatten? Warum nicht ebenso Arbeitskreise aus anderen Kulturen und Sprachwelten? Kann nicht der Verdacht hochkommen, die Rede von der „gelebten Praxis“ sei nur eine Verschleierung für „gelebten Ungehorsam“?

Der Leser solcher Kommentare wüsste zudem auch gerne, was mit der „Kunst der Seelenführung“ in diesem Kontext gemeint sein könnte? Auf Grund welchen Lehrfundaments, welche Personengruppe und in welche Richtung kann und soll der Priester „führen“? Man ahnt: So wie auf der Synode die Ansichten auseinandergingen, ist es auch jetzt: Die Beurteilungen, soweit schon möglich, gehen auseinander, auch auf der Ebene der Bischöfe.

Nun, der Papst ist jetzt am Wort. Es ist zu vermuten, dass er sich Zeit nehmen wird, weil er Zeit braucht und es gar nicht anders geht, als mit dem Zwischenergebnis der Synode sehr behutsam und auch kritisch umzugehen. Der Papst wird es nicht leicht haben, die genannte Spannung zu überwinden und zu befrieden, bevor er seine Unterschrift unter das Dokument setzen wird. Er wird wohl auch andere Berater zuziehen, gleich welchen Standes sie sind. Vielleicht wird er auch mit seinem großen Vorgänger den einen oder anderen Punkt besprechen. Auch bei der Endfassung seiner Enzyklika über den Glauben war sich Papst Franziskus nicht zu gut, dies zu tun. Erinnert man sich an manche Wortmeldungen auf der Synode, die bekannt wurden, wäre eine solche Perspektive sehr beruhigend. Aber da der Kirche der Beistand des hl. Geistes verheißen ist, gibt es genug Grund zuversichtlich zu sein. Wir sollten den Papst nicht „beraten wollen“, sondern für Ihn und Seine schwere Aufgabe beten!

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