Sollte auf den IS mit Gegengewalt reagiert werden?

21. November 2015 in Aktuelles


Führende Repräsentanten in der EKD sind uneins


Berlin/Bielefeld (kath.net/idea) Kontroverse Meinungen bestehen unter führenden evangelischen Kirchenrepräsentanten zur Frage, ob man auf die Gewalt der Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) mit Gegengewalt antworten sollte. Der ehemalige EKD-Ratsvorsitzende, Wolfgang Huber (Berlin), äußerte in der ARD-Fernsehsendung „hart aber fair“ am 16. November Verständnis für die militärische Reaktion Frankreichs in Syrien. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass es möglich ist, diese Art von Gewaltausübung ohne Gegengewalt zu bändigen. Das fällt mir schwer, aber ich muss es in diesem Fall sagen“, so Huber. Er verstehe, dass Frankreich die Terroranschläge von Paris als Krieg bezeichnet. Denn dies sei der einzig gangbare Weg, um das Recht auf Selbstverteidigung nach den Regeln der Vereinten Nationen für sich in Anspruch zu nehmen.

Die stellvertretende EKD-Ratsvorsitzende, Präses Annette Kurschus (Bielefeld), warnte dagegen vor militärischen Reaktionen auf die Anschläge. Eine Spirale der Gewalt helfe nicht, zu einer Lösung zu kommen, sagte Kurschus dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Bielefeld. Mehr Gewalt werde wieder mehr Gewalt erzeugen. Die Präses der westfälischen Kirche befürworte aber alle Maßnahmen, die dem Schutz der Bevölkerung dienten.

Bereits einen Tag nach den Anschlägen in der französischen Hauptstadt hatte der EKD-Ratsvorsitzende, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm (München), in einer Sondersendung von „hart aber fair“ erklärt: „Das Wort Krieg sollte man in der gegenwärtigen Situation nicht gebrauchen … Worte können vergiften.“ Auch dürfe man die Möglichkeiten militärischer Gewalt nicht überschätzen. Wichtig sei eine erfolgreiche Diplomatie, um die Unterstützung für den IS zu stoppen.

Der französische Staatspräsident François Hollande hatte am 14. November erklärt, sein Land befinde sich im Krieg. Papst Franziskus meinte sogar, „eine Art dritter Weltkrieg“ sei im Gang.


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