Publizist Weidenfeld: Menschen bekennen sich zu nichts mehr

14. Dezember 2015 in Kommentar


«Offenbar hat man in Deutschland nicht mehr den Mut, sich zu den christlichen und abendländischen Werten zu bekennen» - Heute «sehe ich nur noch Fußballfans, es gibt kein Bekenntnis mehr für irgendwas, schon gar nicht für unsere westliche Freiheit»


Berlin (kath.net/KNA) Lord George Weidenfeld (96), österreichisch-jüdischer Publizist und Diplomat, hat den Deutschen mangelnde Bekenntnisfreude vorgeworfen. «Offenbar hat man in Deutschland nicht mehr den Mut, sich zu den christlichen und abendländischen Werten zu bekennen», sagte er der «Welt am Sonntag». In seiner Jugend seien die Menschen bereit gewesen, «sich für irgendeine Ideologie zu schlagen». Heute dagegen «sehe ich nur noch Fußballfans, es gibt kein Bekenntnis mehr für irgendwas, schon gar nicht für unsere westliche Freiheit».

Pazifismus und Offenheit gegenüber Flüchtlingen seien oftmals ein Versuch, die Schuld der Großeltern zu tilgen, so Weidenfeld weiter: «Hitler ausmerzen, indem die Deutschen endlich die Guten sind.» Man nehme jedoch «die Verbrechen von morgen hin, um die Verbrechen von gestern wiedergutzumachen», wenn man die Vertriebenen aufnehme, aber die Vertreiber nicht verfolge. Von gemäßigten Muslimen forderte Weidenfeld, sie müssten «endlich klarstellen, wo sie im Verhältnis zu unserer Zivilisation stehen».

Der langjährige Verleger warnte, künftig werde sich der Antisemitismus in Mitteleuropa wieder festsetzen. Man wisse nicht, wie sich die Flüchtlinge im Westen einleben würden, so Weidenfeld, der selbst vor den Nazis nach Großbritannien flüchtete.

Weidenfelds Hilfsorganisation «Safe Havens» (dt. Sichere Häfen) konzentriert sich nach eigenen Angaben auf christliche Flüchtlinge aus Syrien. Daran gebe es durchaus Kritik, sagte er. «Aber warum darf man diese Christen, die aus den ältesten Gemeinden der Welt kommen, nicht bevorzugen?» Die Betroffenen seien «in ihrer Heimat völlig verloren» und hätten keine Chance, in den Nachbarländern unterzukommen.

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