Kurienkardinal Koch: Christentum nicht in Subkultur abdrängen

21. Dezember 2015 in Schweiz


Auch heute sind „die Mehrheit der Schweizer Christen. Und Mehrheiten sollten in einer Demokratie einen anderen Respekt erfahren – auch und gerade an Weihnachten.“


Basel (kath.net) Es gebe heute „eine starke Tendenz, die Religion überhaupt aus der gesellschaft­lichen Öffentlichkeit in die Privatsphäre des einzelnen Menschen oder gar in eine gesellschaftliche Subkultur abzudrängen“. Dies stellte Kurienkardinal Kurt Koch (Foto) gegenüber dem „Blick.ch“ in einem Statement fest. Der aus der Schweiz stammende Präsident des Päpstlichen Rats zur Förderung der Einheit der Christen erläuterte weiter, dass dies zumeist mit der Toleranz begründet werde, „die man gegenüber anderen Religionen üben müsse“. Doch zeige sich hierin „ein fataler Irrtum. Denn die meisten Muslime in der Schweiz erblicken eine Bedrohung nicht im Christentum, sondern gerade in der totalen Säkularisierung und Verdrängung des Religiösen aus der Öffentlichkeit“.

Koch äußerte, dass er Muslime kenne, „die ihre Kinder in den katholischen Religionsunterricht schicken, damit sie eine religiöse Unterweisung mitbekommen. Denn eine Gesellschaft, die dem Göttlichen gegenüber taub ist und die Religion in den Bereich einer Subkultur abdrängt, erweist sich als unfähig zum Dialog der Kulturen und Religionen.“

Auch zeige sich an der Einstellung zur öffentlichen Darstellung von Weihnachten, ob eine Gesellschaft noch darum wisse, „dass Religion zur Kultur gehört, und sie deshalb nicht als Subkultur behandelt“.

Der Kurienkardinal schloss sein Statement im „Blick.ch“ mit der Aussage: „Die Kultur Europas und deshalb auch der Schweiz hat christliche Wurzeln; sie zu vergessen und zu verabschieden, bedeutet auch eine Infragestellung der geschichtlich gewordenen Kultur. Zudem sind auch heute die Mehrheit der Schweizer Christen. Und Mehrheiten sollten in einer Demokratie einen anderen Respekt erfahren – auch und gerade an Weihnachten.“

Auch der Schriftsteller Pedro Lenz äußerte sich. „Es kommt einem vor, als hätten wir uns darauf geeinigt, die Geschichte von der Geburt unseres Religionsstifters zu banalisieren. Aus der frohen Botschaft ist eine frivole Botschaft geworden“, schrieb er im „Blick.ch“. Doch gerade in der Weihnachtszeit scheine uns die eigene religiöse Prägung lästig zu sein. „Unser Christentum ist fett geworden wie der Weihnachtsmann, der uns von allen Weihnachtskarten zuwinkt – fett, zahnlos und austauschbar. Vielleicht glauben manche von uns, das Nichtwissen und das Nichtreden über die Weihnachtsbotschaft habe mit einer aufgeklärten Haltung zu tun. Aber Aufklärung steht nicht im Widerspruch zu Besinnung. Wann, wenn nicht an Weihnachten, hätten wir Gelegenheit, uns auf unsere Werte zu besinnen? Laut war im Zusammenhang mit den Anschlägen von Paris der Ruf nach einer Wertedebatte in Europa. Aber eine Wertedebatte ohne Werte wird schwer zu führen sein.“

Foto Kurienkardinal Koch (c) kath.net/Petra Lorleberg


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