USA: Die Lebensschützer sind 'stärker denn je'

26. Jänner 2016 in Familie


Seit 2010 wurden bereits 282 Gesetze für das Lebensrecht Ungeborener erlassen – Evangelikales Netzwerk kritisiert: Die Kirche wolle zwar einen positiven Einfluss auf die Gesellschaft haben, thematisiere aber Abtreibungen in den eigenen Reihen kaum.


Washington (kath.net/idea) Die Lebensrechtsbewegung in den USA macht nach Einschätzung ihrer führenden Vertreter Fortschritte im Kampf gegen die Abtreibung. Zum einen schließen sich ihr zunehmend junge Leute an, zum anderen verabschieden immer mehr Bundesstaaten Gesetze, die die Abtreibungspraxis eindämmen. „Die Lebensrechtsbewegung ist stärker denn je“, sagte der republikanische Kongressabgeordnete Chris Smith (Bundesstaat New Jersey) am 22. Januar beim „Marsch für das Leben“ in Washington. Allein seit 2010 seien 282 Gesetze zum Schutz ungeborener Kinder erlassen worden. Das sei „historisch“. So ist etwa in manchen der 50 Bundesstaaten bei minderjährigen Schwangeren eine Einverständniserklärung der Eltern erforderlich. Andere Staaten verlangen Wartezeiten vor einem Abbruch oder strengere Kontrollen für Abtreibungskliniken.

Gottesdienst mit Altar aus Schnee

Bei der Demonstration am 43. Jahrestag der Legalisierung der Abtreibung durch ein Grundsatzurteil des Obersten Gerichts zogen laut Presseberichten „Tausende“ Abtreibungsgegner trotz des Schneesturms „Jonas“ durch die US-Hauptstadt. Genauere Schätzungen der Teilnehmerzahlen liegen nicht vor. In den vergangenen Jahren waren bis zu 500.000 katholische, evangelische und orthodoxe Lebensrechtler auf die Straße gegangen. An der diesjährigen Demonstration beteiligten sich Beobachtern zufolge auffällig viele junge Katholiken, die zum Zeitpunkt des höchstrichterlichen Urteils noch nicht geboren waren. Wegen des Wintersturms an der US-Ostküste blieben zahlreiche Teilnehmer des Marsches während ihrer Heimreise stecken. Eine Gruppe junger Katholiken nutzte die Zeit, um aus Schnee einen Altar zu fertigen und im Freien einen Gottesdienst zu feiern.

Christen unterstützen die Abtreibungsindustrie mit 100 Millionen Dollar jährlich

Seit 1973 sind in den USA insgesamt etwa 58 Millionen Babys im Mutterleib – teilweise bis kurz vor der Geburt – getötet worden. Jährlich sollen es nach Schätzungen 1,1 Millionen sein. Studien zufolge treiben auch viele Frauen ab, die sich selbst als Christen bezeichnen. Das hat der Leiter des evangelikalen Netzwerkes für Schwangere in Not „Care Net“, Roland C. Warren (Lansdowne/Bundesstaat Virginia), scharf kritisiert. Die Kirche wolle zwar einen positiven Einfluss auf die Gesellschaft haben, thematisiere Abtreibungen in den eigenen Reihen aber kaum: „Wir sehen den Splitter im Auge der säkularen Gesellschaft, aber den Balken in unserem eigenen sehen wir nicht.“ Wenn jedes Jahr vermutlich 200.000 Christinnen einen Schwangerschaftsabbruch vornehmen ließen, dann unterstützten sie damit die Abtreibungsindustrie mit 100 Millionen Dollar (92,5 Millionen Euro): „Wir fordern, dass Planned Parenthood die Unterstützungen gestrichen werden, aber wir selbst unterstützen sie mit dieser riesigen Summe.“ Planned Parenthood ist einer der größten Abtreibungsanbieter in den USA.


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