Die Versuchung der Religion: Gott als Investment zu betrachten

31. Jänner 2016 in Aktuelles


Franziskus: die Aktualität und Notwendigkeit des Heils, das Jesus der Menschheit gebracht hat. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) In seiner Ansprache vor dem traditionellen Mittagsgebet des Angelus konzentrierte sich Papst Franziskus auf das Tagesevangelium (Lk 4,21-30), als Jesus in der Synagoge von Nazareth spricht und erklärt: „Heute hat sich das Schriftwort vom künftigen Messias, das ihr eben gehört habt, erfüllt“:

„Seine Rede fand bei allen Beifall; sie staunten darüber, wie begnadet er redete, und sagten: Ist das nicht der Sohn Josefs? Da entgegnete er ihnen: Sicher werdet ihr mir das Sprichwort vorhalten: Arzt, heile dich selbst! Wenn du in Kafarnaum so große Dinge getan hast, wie wir gehört haben, dann tu sie auch hier in deiner Heimat! Und er setzte hinzu: Amen, das sage ich euch: Kein Prophet wird in seiner Heimat anerkannt“ (V. 22-24).

„Wahrhaftig, das sage ich euch: In Israel gab es viele Witwen in den Tagen des Elija, als der Himmel für drei Jahre und sechs Monate verschlossen war und eine große Hungersnot über das ganze Land kam. Aber zu keiner von ihnen wurde Elija gesandt, nur zu einer Witwe in Sarepta bei Sidon. Und viele Aussätzige gab es in Israel zur Zeit des Propheten Elischa. Aber keiner von ihnen wurde geheilt, nur der Syrer Naaman. Als die Leute in der Synagoge das hörten, gerieten sie alle in Wut. Sie sprangen auf und trieben Jesus zur Stadt hinaus; sie brachten ihn an den Abhang des Berges, auf dem ihre Stadt erbaut war, und wollten ihn hinabstürzen“ (V. 25-29). So sei seine Stunde noch nicht gekommen gewesen.

Franziskus erläuterte, dass dieser Bericht nicht allein die Erzählung eines Streites sei. Vielmehr setze er eine Versuchung ins Licht, der der religiöse Mensch immer ausgesetzt sei und von der man Abstand nehmen müsse: die Versuchung, die Religion als rein menschliches Investment anzusehen und daher mit Gott zu „verhandeln“ und sein eigenes Interesse zu suchen. Vielmehr müsse es darum gehen, die Offenbarung eines Gottes anzunehmen, der Vater sei und sich um all seine Geschöpfe kümmere. Gerade darin bestehe der prophetische Dienst Jesu: zu verkündigen, dass nichts den Menschen vom Herz des Vaters ausschließe. Das einzige Privileg in den Augen Gottes "besteht darin, keine Privilegien zu haben, seinen Händen überlassen zu sein".

Das „Heute“, das Christus verkündige gelte für alle Zeiten und erinnere an die Aktualität und Notwendigkeit des Heils, das Jesus der Menschheit gebracht habe. Gott komme dem Menschen aller Zeiten und an allen Orten entgegen, in der konkreten Situation, in der sie sich befänden. Gott komme mit seiner Barmherzigkeit, um uns aus dem Staub unserer Sünden zu erheben. Er komme, um uns die Hand zu reichen, um uns aus der Tiefe aufsteigen zu lassen, in die wir durch den Stolz gefallen seien. Gott lade ein, die tröstende Wahrheit des Evangeliums anzunehmen und auf den Wegen des Guten zu gehen.

Nach dem Angelus erinnerte der Papst an den heutigen Weltlepratag.

Am Ende verlasen wie jedes Jahr zwei Kinder der Katholischen Aktion zum Abschluss der „Karawane des Friedens“ eine Botschaft. Statt weißer Tauben wurden auch dieses Jahr einige Luftballons auf dem Petersplatz zum Zeichen des Friedens fliegen gelassen.

Video Angelus:




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