Der Christ – Hüter des Staunens

2. Februar 2016 in Aktuelles


Papst Franziskus feiert den Welttag und das Jubiläum des geweihten Lebens. Die gesunde Unruhe im Herzen für den Herrn. Jesus hat uns nicht ‚von außen’ gerettet. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Am Fest der Darstellung des Herrn feierte Papst Franziskus die heilige Messe in der Petersbasilika. Der Festtag ist auch der Welttag des geweihten Lebens, an dem im Heiligen Jahr der Barmherzigkeit das Jubiläum des geweihten Lebens begangen wird.

In seiner Predigt ging der Papst vom Tagesevangelium (Lk 2, 22-40) der Darstellung Christi im Tempel zu Jerusalem aus – ein Kind wie viele andere, das jedoch einzigartig sei: der eingeborene Sohn Gottes, der zu allen kommen. Jesus „ist das Antlitz der Barmherzigkeit des Vaters“.

Das heutige Fest werde vor allem im Orient „Fest der Begegnung“ genannt. Im Evangelium des Tages seien mehrere Begegnungen sichtbar. In der Begegnung Jesu mit Simeon und Hanna – der Erwartung und der Prophetie, wo Vergangenheit und Zukunft aufeinanderträfen – könne der Beginn des geweihten Lebens gesehen werden. Die geweihten Personen seien dazu berufen, vor allem Menschen der Begegnung zu sein. Die Berufung entspreche keinem am Tisch geplanten Projekt, sondern entstamme einer Gnade des Herrn, die durch eine Begegnung komme und das Leben ändere. Jesus sei die Neuheit, die alles neu mache. Wer ihm begegne, werde Zeuge, ermögliche die Begegnung für die anderen und fördere die Kultur der Begegnung.

In der Lesung aus dem Brief an die Hebräer (Hebr 2,11-12.13c-18) erinnere Paulus daran, dass Jesus unser Menschsein angenommen habe: „Da nun die Kinder Menschen von Fleisch und Blut sind, hat auch Christus in gleicher Weise Fleisch und Blut angenommen“ (V. 14).

Jesus habe uns nicht „von außen“ gerettet, sondern er habe unser Leben teilen wollen. Die geweihten Personen seien dazu berufen, konkretes und prophetisches Zeichen dieser Nähe Gottes zu sein. Alle Formen des geweihten Lebens seien dazu berufen, in einem Zustand permanenter Mission zu sein: „Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art, sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi“ (Gaudium et spes, 1).

Das Evangelium sage auch: „Sein Vater und seine Mutter staunten über die Worte, die über Jesus gesagt wurden“ (V. 33). Dies gelte für alle Christen und Personen des geweihten Lebens: Hüter des Staunens zu sein, eines Staunens, das immer erneuert werden müsse: „Wehe der Gewohnheit im geistlichen Leben! Wehe, wenn wir unsere Charismen in einer abstrakten Lehre kristallisieren!“. Die Gründungscharismen dürften nicht wie in einer Flasche versiegelt werden: „Sie sind keine Stücke in einem Museum“. Die Gründer hätten das Evangelium nicht gezähmt. Vielmehr hätten sie in ihrem Herzen stets eine gesunde Unruhe für den Herrn gehabt, das dringliche Verlangen, ihn den anderen zu bringen, wie dies Maria und Josef im Tempel getan hätten. Auch wir seien dazu berufen, prophetische und mutige Entscheidungen zu treffen.

Aus dem heutigen Fest sei auch zu lernen, die Dankbarkeit für die Begegnung mit Jesus und für das Geschenk der Berufung zum geweihten Leben zu leben - Eucharistie: „Das ist ein Wort, das alles zusammenfassen kann, was wir in diesem Jahr des geweihten Lebens erlebt haben: Dankbarkeit für die Gabe des Heiligen Geistes, der die Kirche immer durch unterschiedliche Charismen beseelt“.

Papst Franziskus: Lichterprozession im Petersdom zu Beginn der Heiligen Messe zum Abschluss des Jahres des geweihten Lebens


Die Predigt auf Video


Papst Franziskus - Heilige Messe zum Abschluss des Jahres des geweihten Lebens: Der Christ, Hüter des Staunens (in voller Länge, ohne Übersetzung)



© 2016 www.kath.net