Der Stil Gottes – der Sieg in der Demut

5. Februar 2016 in Aktuelles


Franziskus in Santa Marta: Johannes der Täufer – der letzte der Propheten, der größte Mensch, der je von einer Frau geboren wurde. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Das Tagesevangelium von der Enthauptung Johannes des Täufers (Mk 6, 14-29) stand im Mittelpunkt der Betrachtungen in der Predigt von Papst Franziskus bei der heiligen Messe in der Kapelle des vatikanischen Gästehauses „Domus Sanctae Marthae“ am Freitag der vierten Woche im Jahreskreis, Fest der heiligen Jungfrau und Märtyrerin Agatha.

Johannes der Täufer – der Größte unter den Menschen, der „Gerechte und Heilige“: er hatte die Menschen auf das Kommen des Messias vorbereitet. Sein Leben endet mit der Enthauptung, in einer finsteren Zelle, verurteilt durch den rachsüchtigen Hass einer Königin und der Feigheit eines ihr unterlegenen Königs.

Dennoch: Gott siege auf diese Weise, so der Papst, durch den letzten der Propheten:

„Johannes der Täufer. ‚Der größte Mensch, der je von einer Frau geboren wurde’: so sagt die Formel der Heiligsprechung des Johannes. Doch diese Formel hat kein Papst gesprochen. Jesus hat sie gesprochen. Jener Mensch ist der größte Mensch, der je von einer Frau geboren wurde. Der größte Heilige: so hat ihn Jesus heiliggesprochen (vgl. Mt 11,11). Und er endet im Gefängnis, enthauptet, und der letzte Satz scheint auch Resignation zum Ausdruck zu bringen: ‚Als die Jünger des Johannes das hörten, kamen sie, holten seinen Leichnam und legten ihn in ein Grab’ (V. 29). So endet ‚der größte Mensch, der je von einer Frau geboren wurde’. Ein großer Prophet. Der letzte der Propheten. Der einzige, dem es gestattet worden ist, die Hoffnung Israels zu sehen“.

Franziskus ging über den Text des Evangeliums hinaus und versuchte, in die Zelle des Johannes vorzudringen, die Seele des Rufers in der Wüste auszuforschen, der die Menschenmengen im Namen dessen getauft habe, der kommen sollte, und der nun wohl nicht allein mit Eisen gefesselt sei, sondern, sondern auch mit den Ketten von Ungewissheiten, die ihn trotz allem verzehrten:

„Im Kerker – hat er auch, sprechen wir das Wort aus, die innere Qual des Zweifels erlitten: ‚Habe ich mich vielleicht getäuscht? Dieser Messias ist nicht so, wie ich es mir vorgestellt habe, dass ein Messias sein sollte...’. Und er hat seine Jünger eingeladen, Jesus zu fragen: ‚Du, sag die Wahrheit: bist du der, der kommen soll?’, denn jener Zweifel ließ ihn leiden. ‚Habe ich den Fehler gemacht, einen anzukündigen, der nicht der ist, der er sein soll? Habe ich das Volk getäuscht?’. Das Leiden, die innere Einsamkeit dieses Manns... ‚Ich dagegen, ich muss klein werden, aber richtig klein: in der Seele, im Leib... in allem...’“.

„Klein werden, klein werden, kein werden“: so sei das Leben des Johannes gewesen. Ein Großer, der nicht seinen eigenen Ruhm gesucht habe, sondern den Ruhm Gottes, und der „auf derart prosaische Weise, in der Anonymität endet“. Doch mit dieser seiner Haltung, so der Papst abschließend, „hat er Jesus den Weg bereitet“, Jesus, der auf ähnliche Weise in der Angst, allein und ohne die Jünger gestorben sei:

„Es wird uns gut tun, heute diesen Abschnitt aus dem Evangelium zu lesen, aus dem Evangelium nach Markus, sechstes Kapitel. Jenen Abschnitt lesen, sehen, wie Gott siegt: der Stil Gottes ist nicht der Stil des Menschen. Den Herrn um die Gnade der Demut bitten, die Johannes eignete, und nicht Verdienste und Ruhm anderer anzunehmen. Und vor allem um die Gnade, dass in unserem Leben immer Platz sei, damit Jesus wachsen und wir kleiner werden können bis zum Ende“.

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