Autor Abdel-Samad plädiert für «Islam light»

8. Februar 2016 in Aktuelles


Ägyptisch-deutscher Publizist: Es komme darauf an, ein Mittelmaß zu finden. In einer modernen Gesellschaft sei es unmöglich, Religion so zu leben, wie das über Jahrhunderte der Fall gewesen sei.


München (kath.net/KNA) Der ägyptisch-deutsche Publizist Hamed Abdel-Samad (44) hat sich für eine Art «Islam light» ausgesprochen. Dazu gehöre eine gewisse Distanz zum eigenen Glauben, führt er in der Rubrik «Glaubensbekenntnis» der «Süddeutschen Zeitung» (Wochenende) aus. Damit wolle er nicht die Menschen, die jetzt nach Deutschland kämen, zum Atheismus aufrufen. Aber es komme darauf an, ein Mittelmaß zu finden. In einer modernen Gesellschaft sei es unmöglich, Religion so zu leben, wie das über Jahrhunderte der Fall gewesen sei.

Er glaube nicht an große, endgültige Antworten, bekannte Abdel-Samad. «Aber ich glaube an Fragen, an Selbsterkenntnis, an Vernunft, an die Liebe und an die Macht der Worte.» Der Sohn eines Imams wuchs nach eigenen Angaben «sehr religiös» auf. Als geborener Individualist habe er sich aber schon als Kind in diesem Kollektiv fremd gefühlt. «Mich bedrückte vor allem die Idee der sozialen Kontrolle und dass mich Gott 24 Stunden am Tag intensiv beobachtet.» Das führe automatisch zu einem schlechten Gewissen.

Dass er sich davon habe befreien könne, zählt der Autor zu den größten Leistungen in seinem Leben. Der Weg dahin sei jedoch lang und schmerzhaft gewesen. Als er mit 23 Jahren nach Deutschland gekommen sei, habe er in Freiheit leben wollen, doch nicht gewusst, wie er mit dieser umgehen solle. Anfangs habe er sich einer Gruppe von Muslimen angeschlossen, «die versuchten mich und andere zu missionieren». Das habe so lange geklappt, bis er bemerkt habe, dass er sich im Kreis drehe.

Religion ist laut dem Politologen nicht nur eine große Stütze, sondern auch eine Art Gummiband. «Je mehr man sich von der Religion entfernt und je länger das Band dadurch wird, desto heftiger ist der Zusammenprall, wenn man zu ihr zurückkehrt.»

Mit Bestsellern wie «Mohammed. Eine Abrechnung» (2015) und «Der islamische Faschismus» (2014) hatte Abdel-Samad in den letzten Jahren sehr viel Kritik von muslimischer Seite hervorgerufen. In Ägypten war sogar eine Fatwa, ein islamisches Rechtsgutachten, gegen ihn verhängt worden. Trotz etlicher Beschimpfungen und Bedrohungen wolle er aber weiterhin den Islam öffentlich kritisieren, betonte er immer wieder.

Abdel-Samads jüngstes Buch heißt «Ein Araber und ein Deutscher müssen reden». Co-Autor ist Hans Rath. Bekannt wurde der Politologe auch durch die politischen TV-Satiresendungen «Entweder Broder», in der er mit Henryk M. Broder in Deutschland und Europa «Forschungsreisen» in Sachen Rassismus, Antijudaismus, Islamophobie, Religion und Verschwörungstheorie unternahm.

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Im Dialog: Michael Krons mit Hamed Abdel-Samad am 26.09.2015


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