Meine drei Osterwunder

22. März 2016 in Spirituelles


Ostern – für Christen heißt: Jesus lebt. Dass das wahr ist und konkret erfahren werden kann, das habe ich selbst dreimal in bewegender Weise erlebt. idea-Kommentar des emeritierten evangelischen Landesbischofs und Theologieprofessors Ulrich Wilckens


Lübeck (kath.net/idea) Ostern – für Christen heißt: Jesus lebt. Dass das wahr ist und konkret erfahren werden kann, das habe ich selbst dreimal in bewegender Weise erlebt.

1. Christus sprach im Krieg zu mir

Zuerst, als ich ein 16-jähriger Junge war. Es war ein Irrsinn am Ende des Krieges: Wir sollten eine ganze Panzerbrigade der Amerikaner aufhalten. Zwei Stunden später sah ich mich um: Viele Kameraden lagen zerschossen überall herum! In der vergangenen Nacht hatte ich noch im selben Saal mit einigen von ihnen geschlafen – jetzt waren sie tot! Zum ersten Mal in meinem jungen Leben sah ich tote Menschen! Wie zerschlagen war meine junge Seele. Da schlug ich eine kleine Taschenbibel auf. Eine Schulfreundin hatte sie mir zum Abschied mitgegeben. Selbst darin gelesen hatte ich bisher noch nicht, denn meine Familie war dem Christentum völlig entfremdet. Nun las ich: „In der Welt habt ihr Angst. Aber seid getrost: ICH habe die Welt überwunden!“. Es war die Stimme des auferstandenen Jesus, die da zu mir sprach. Noch nie hatte ich sie gehört. Jesus sprach mir unmittelbar zu Herzen. Auf einmal spürte ich Mut diesem ganzen Schrecklichen gegenüber. Seitdem lebe ich mit seiner Stimme Tag für Tag, Jahr für Jahr. 2. Christus errettete mich vom ganz nahen Tod

Das zweite Auferweckungswunder erlebte ich am Ende meines Bischofsdienstes 1991. Bis dahin kerngesund, wurde ich urplötzlich todkrank: Bauchspeicheldrüsenkrebs! Ein Chirurg operierte mich stundenlang. Gleichwohl sagten befreundete Ärzte zu mir: „Höchstens ein paar Monate hast du nur noch.“ Was sehr selten geschieht, widerfuhr mir: Ich wurde gesund! Und mir war bewusst: Wieder war es Jesus, der mich vom ganz nahen Tod errettet hatte – so wie damals! Er wollte, ich solle nun in meinem Ruhestand meine beiden bisherigen Berufe verbinden: den Professor für Neues Testament mit dem darauf folgenden Bischofsdienst. Ich schrieb eine „Theologie des Neuen Testaments“ in sechs Bänden – ganz wissenschaftlich und zugleich ganz im Glauben. Der Dank und Lobpreis für meine Gesundung bilden den Abschluss jedes Kapitels des zweiten Teiles dieses Werkes. So etwas hat es in der neutestamentlichen Wissenschaft noch nicht gegeben.

3. Wozu mein drittes Osterwunder dient

Vor zwei Jahren stürzte ich bei Glatteis und wurde wieder kompliziert operiert. Während dieser Krankheitszeit bekam ich außerdem auch noch einen Schlaganfall. Monate später aber konnte ich wieder nach Hause kommen: Mit mancher bleibender Nachwirkung zwar, aber mein Verstand ist heil geblieben. Wieder weiß ich, warum und wozu: Zum dritten Mal hat mir Jesus ein Wunder seiner Auferstehungsliebe widerfahren lassen. Und ich soll – in meinem Alter von 88 Jahren – noch einmal ein Buch schreiben: zum Gedenken an die Reformation vor 500 Jahren. Aber gegen den Trend: nicht als das Ereignis, durch das der Protestantismus in seiner modernen Überlegenheit über den Katholizismus entstanden ist, sondern so wie Luther Reformation gewollt hat: als Erneuerung des Glaubens, die heute die evangelische Kirche noch ungleich tiefgreifender nötig hat als die römische damals. Wer heute ein Christ sein will, muss in seinem eigenen Leben die Botschaft der Bibel unendlich wieder ernst nehmen! Deren Herz ist die Wahrheit der Auferstehung Jesu. Jesus ist wirklich auferstanden und will seine Wunder tun in einem jeden von uns. Ein fröhliches Ja und ein gehorsam gelebter Glaube seien unsere Antwort!

Der Autor, Ulrich Wilckens (Lübeck), war Professor für Neues Testament an der Universität Hamburg, Bibelübersetzer und von 1981 bis 1991 Bischof von Holstein-Lübeck. Ab 1986 amtierte er gleichzeitig als Vorsitzender der Leitung der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche.


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