Christen wollen Zeichen des Lebens, der Liebe setzen

25. März 2016 in Deutschland


Münchner Kardinal Marx: „Dass wir angesichts aktueller Bedrohungen Angst haben, ist verständlich. Aber ich sage auch ganz klar: Wenn wir zulassen würden, dass die Angst unser Leben bestimmt, dann würde der Terror siegen“.


München (kath.net/pem) Angesichts der Terroranschläge von Brüssel und Istanbul hat Kardinal Reinhard Marx davor gewarnt, dass Angst nicht das alltägliche Leben bestimmen dürfe. „Dass wir angesichts aktueller Bedrohungen Angst haben, ist verständlich. Aber ich sage auch ganz klar: Wenn wir zulassen würden, dass die Angst unser Leben bestimmt, dann würde der Terror siegen“, so der Erzbischof von München und Freising bei der traditionellen Karfreitagsprozession durch die Münchner Innenstadt am 25. März.

Dagegen wollten die Christen gerade am Karfreitag und an Ostern „ein Zeichen des Lebens, der Liebe und der Verbundenheit miteinander setzen“, erklärte Marx, der auch Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz ist: „Der Kreuzweg der Völker heute hier in München bringt zum Ausdruck: Im Kreuz Jesu verbindet sich Gott mit allen Leidenden, unabhängig von Hautfarbe, Religion und nationaler Zugehörigkeit. Seine Barmherzigkeit kennt keine Grenze.“ Jeder Mensch sei Kind Gottes, „und so sind wir alle – unabhängig von Sprache, Kultur, Herkunft und Religion – wirklich Brüder und Schwestern und Teil der einen, großen Menschheitsfamilie. Wir alle gehören zusammen“, sagte der Kardinal.

Jeden Tag erführen die Menschen in diesen Tagen sehr schmerzlich die Unzulänglichkeit dieser Welt. „Menschen richten sich in Krieg, in Terror, in blinder Gewalt gegen andere Menschen. Hass ist der Nährboden für Unterdrückung, für Angst, für Not und vor allem für noch mehr Gewalt“, beklagte Marx. „Aber Gewalt lässt sich durch nichts rechtfertigen. Im Namen Gottes darf es niemals Gewalt geben!“, betonte er. Die Christen wüssten auch aus der eigenen Geschichte, dass sie selbst nicht frei von Schuld seien und von der Versuchung der Gewalt: „Religion wird jedoch immer dann missbraucht, wenn sie zum Vorwand wird, andere Menschen zu unterdrücken oder gar zu töten.

Was in Istanbul und in Brüssel geschehen sei, betreffe und treffe alle. „Die unfassbare Gewalt in Syrien und auch im Irak macht uns hilflos. Die Not der Menschen auf der Flucht trifft unser Herz“, so der Kardinal: „Besonders sind wir mit unseren verfolgten christlichen Brüdern und Schwestern verbunden.“ In Anbetracht der derzeitigen Krisensituation forderte Marx die politisch Verantwortlichen auf, an einem Strang zu ziehen: „Die Gemeinschaft der Staaten in Europa muss stärker als bisher zu einem gemeinsamen Handeln finden.“

Geleitet von dem biblischen Wort „Ich war fremd und obdachlos, und ihr habt mich aufgenommen“ (Mt 25,35) soll die diesjährige Karfreitagsprozession ein Zeichen für einen menschlichen Umgang mit Flüchtlingen setzen. Traditionell ziehen mehrere tausend Gläubige beim „Kreuzweg der Völker“ von der Kirche St. Michael durch die Fußgängerzone in der Neuhauser Straße zur Mariensäule auf dem Marienplatz, wo Erzbischof Marx das Schlussgebet und den Segen spricht.

Foto Kardinal Marx (c) Erzbistum München und Freising


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