'Natürlich hat das auch mit dem Islam zu tun'

25. März 2016 in Kommentar


Terror von Brüssel und Paris darf nicht für Islamophobie missbraucht werden. Aber es ist naiv, solche Wahnsinnstaten auf ein Problem der inneren Sicherheit oder verpassten Integration zu reduzieren. Gastkommentar von Generalvikar Martin Grichting


Chur (kath.net/blick.ch) Der französische Aufklärer Denis Diderot hoffte Mitte des 18. Jahrhunderts, noch den Tag zu erleben, an dem der letzte König mit den Gedärmen des letzten Pfaffen erwürgt würde. Dieser Wunsch ist nur teilweise in Erfüllung gegangen. Die Aristokratie wurde zwar mit der Französischen Revolution weitgehend entmachtet. Sie spielt heute fast nur noch in den Spalten der Klatsch-Presse eine Rolle. Die Religion aber ist präsent geblieben. Das haben die im Namen Mohammeds verübten Attentate der letzten Monate gezeigt.

Natürlich darf der Terror von Brüssel oder Paris nicht für Islamophobie missbraucht werden. Aber es ist auch naiv, solche Wahnsinnstaten auf ein Problem der inneren Sicherheit oder der verpassten Integration zu reduzieren. Denn es müsste inzwischen allen klar sein, dass da nicht einfach ein paar durchgeknallte Globalisierungsverlierer am Werk sind. Wer bereit ist, sich ins Jenseits zu sprengen, den kann man nicht mit Jobs und Handys zum angepassten Konsumbürger machen.

Nach den Ereignissen von Brüssel werden die aufgeklärten Gesellschaften in Europa deshalb nicht länger darum herumkommen, sich wieder mit Religion zu befassen. Das Osterfest, das wir am Sonntag feiern, kann uns da einen Hinweis geben. Denn es sagt uns: Der Gründer des Christentums hat sein Reich nicht mit Gewalt verbreitet, sondern ist selbst am Kreuz Opfer von Gewalt geworden. Das ist der Grund, weshalb Christen sich nicht auf ihren Gründer berufen können, wenn sie religiös motivierte Gewalt üben. Sicher, sie haben es trotzdem und allzu oft getan. Aber sie haben damit Christus verraten.

Anders die Moslems: Wenn sie religiös motivierte Gewalt üben, folgen sie dem Gründer ihrer Religion, der zum Töten aufgerufen hat. Angehörige dieser Religion haben es deshalb zweifellos schwerer, anzuerkennen, was mit der Aufklärung durchgesetzt wurde: das Gewaltmonopol des Staates. Die europäischen Staaten werden deshalb von jedem Angehörigen dieser Religion, der bei uns leben will, ein Bekenntnis zum staatlichen Gewaltmonopol verlangen müssen. Und wer es nicht ablegen will oder dagegen verstösst, kann nicht in Europa bleiben.

Dabei muss uns bewusst sein, dass auch Christen religiös motivierte Gewalt geübt haben. Und Diderots Aufklärung ist bekanntlich schnell in Terror gekippt. Das sollte uns Europäer davor bewahren, hochmütig zu werden. Mit dem Gewaltmonopol des Staates verteidigen wir ein hohes Gut, dem wir auch nicht immer gerecht geworden sind.

Der Autor Martin Grichting (Foto) ist Generalvikar des Bistums Chur.
- Wiedergabe des Textes erfolgt mit freundlicher Genehmigung des „Blick“ -



Foto (c) Bistum Chur


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