‚Rede, Herr; denn dein Diener hört’

14. April 2016 in Aktuelles


Franziskus in Santa Marta: es ist die Fügsamkeit gegenüber dem Geist, die die Kirche voranbringt, nicht der Buchstabengehorsam, der dann dem Geist Widerstand leistet. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Papst Franziskus betrachtete in seiner Predigt bei der heiligen Messe in der Kapelle des vatikanischen Gästehauses „Domus Sanctae Marthae“ am Donnerstag der dritten Woche im Osterkreis die erste Lesung aus der Apostelgeschichte (Apg 8,26-40) über das Wirken des Apostels Philippus.

Philippus führt einen Äthiopier zum Glauben, einen „Kämmerer, Hofbeamten der Kandake, der Königin der Äthiopier, der ihren ganzen Schatz verwaltete“ (V. 27). Der Papst richtete seine Aufmerksamkeit auf das Thema der Fügsamkeit gegenüber dem Heiligen Geist.

Die Hauptperson in diesem faszinierenden Abschnitt aus der Schrift sei nämlich weder Philippus noch der Äthiopier, sondern gerade der Heilige Geist. „Er ist es“, unterstrich Franziskus, „der die Dinge tut. Es ist der Heilige Geist, der die Kirche entstehen und wachsen lässt“:

„In den vergangenen Tagen hat uns die Kirche das Drama des Widerstandes gegen den Heiligen Geist vorgelegt: die verschlossenen, harten, törichten Herzen, die dem Geist widerstehen. Wir sahen die Dinge – die Heilung des Gelähmten durch Petrus und Johannes an der ‚Schönen Pforte’ des Tempels. Die Worte und die großen Dinge, die Stephanus wirkte.... – Doch sie sind gegenüber diesen Zeichen des Geistes verschlossen geblieben und leisteten Widerstand gegen den Geist. Und sie versuchten, diesen Widerstand mit einer sogenannten Treue zum Gesetz zu rechtfertigen, das heißt zum Buchstaben des Gesetzes“.

Heute dagegen lege die Kirche das Gegenteil vor: nicht den Widerstand gegenüber dem Geist, sondern die Fügsamkeit, worin gerade die Haltung des Christen bestehe. „Fügsamkeit gegenüber dem Geist“, so der Papst eindringlich, „und diese Fügsamkeit bedingt es, dass der Geist wirken und vorangehen kann, um die Kirche aufzubauen“.

Nun sei Philippus zu sehen, einer der Apostel, „der wie alle Bischöfe viel zu tun hat und an jenem Tag gewiss einen Plan für seine Arbeit hatte“. Doch der Geist heiße ihn, alles Geplante zu lassen und zum Äthiopier zu gehen, „und er gehorchte“.

Franziskus beschrieb dann die Begegnung zwischen Philippus und dem hohen Beamten, dem er das Evangelium und die Botschaft des Heils erkläre. Der Geist „arbeitet im Herzen des Äthiopiers, er bietet das Geschenk des Glaubens an, und dieser Mann spürt etwas Neues in seinem Herzen“. Und am Ende bitte er Philippus, dass er ihn taufe: „Hier ist Wasser. Was steht meiner Taufe noch im Weg? – Er ließ den Wagen halten, und beide, Philippus und der Kämmerer, stiegen in das Wasser hinab, und er taufte ihn“ (V. 36.38). Auf diese Weise sei er dem Heiligen Geist gegenüber fügsam gewesen.

„Zwei Männer“, so der Papst: „einer, der das Evangelium verkündet, und einer, der nichts von Jesus wusste, doch der Geist hatte in ihm eine gesunde Neugier ausgesät, und zwar nicht jene Neugier des Geschwätzes“. Am Ende setze der Kämmerer seinen Weg fort, „er zog voll Freude weiter“ (V. 39), in der Freude des Geistes, der Fügsamkeit gegenüber der Geist:

„In den vergangenen Tagen haben wir gehört, was der Widerstand gegen den Geist bewirkt. Heute haben wir ein Beispiel zweier Männer, die gegenüber der Stimme des Geistes gehorsam gewesen sind. Und das Zeichen dafür ist die Freude. Die Fügsamkeit gegenüber dem Geist ist Quelle der Freude. ‚Aber ich möchte etwas tun, das da... Aber ich spüre, dass der Herr etwas anderes von mir will. Die Freude werde ich dort finden, wo der Ruf des Geistes ist’“.

Ein schönes Bittgebet um diese Fügsamkeit gegenüber dem Heiligen Geist könne im ersten Buch Samuel gefunden werden: das Gebet, zu dem der Priester Eli dem jungen Samuel rate, der in der Nacht eine Stimme höre, die ihn rufe: „Rede, Herr; denn dein Diener hört“ (vgl. 1 Sam 3,9):

„Das ist ein schönes Gebet, das wir immer sprechen können: ‚Rede, Herr; denn dein Diener hört’. Das Gebet, um um jene Fügsamkeit gegenüber dem Heiligen Geist zu bitten, und um dann mit dieser Fügsamkeit die Kirche voranzubringen, Werkzeuge des Geistes zu sein, damit die Kirche vorangehen kann. ‚Rede, Herr; denn dein Diener hört’. So wollen wir beten, viele Male am Tag: wenn wir einen Zweifel haben, wenn wir nicht weiter wissen oder wenn wir einfach beten wollen. Und mit diesem Gebet wollen wir um die Fügsamkeit gegenüber dem Heiligen Geist bitten“.

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