Das demütige Herz und die Würde des Aufstehens

15. April 2016 in Aktuelles


Franziskus in Santa Marta: Paulus – Saulus: die innere Verwandlung des harten Herzens zu einem Herz, das gegenüber dem Heiligen Geist fügsam ist. Die Erniedrigungen öffnen das Herz für Gott. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Der Eifer allein bedeutet noch nicht, ein für Gott offenes Herz zu haben. Papst Franziskus setzte sich in seiner Predigt bei der heiligen Messe in der Kapelle des vatikanischen Gästehauses „Domus Sanctae Marthae“ am Freitag der dritten Woche im Osterkreis mit der ersten Lesung aus der Apostelgeschichte auseinander (Apg 9,1-20), die von der Bekehrung des Saulus zum Paulus berichtet. Paulus sei ein in seinem Glauben glühender Mann und prinzipientreu gewesen. Doch sein Herz sei verschlossen geblieben, völlig taub für Christus, mehr noch: er habe die Christen, Anhänger des neuen Wegs, auslöschen wollen, bis zu dem Punkt, dass er sich autorisieren lassen habe, dies auch in Damaskus tun zu können

Alles werde gerade auf dem Weg anders, der ihn zu diesem Ziel führen sollte. So werde die Geschichte des Paulus zur „Geschichte eines Mannes, der es zulässt, dass Gott ihm das Herz verwandelt“. Paulus werde von einem mächtigen Licht umstrahlt, er höre eine Stimme, die ihn rufe, er falle zu Boden und erblinde. „Saulus, der Starke, der Sichere, er lag auf dem Boden“, so Franziskus. Unter diesen Umständen begreife er seine Wahrheit, kein Mann zu sein, wie ihn Gott wolle. Denn Gott habe uns alle geschaffen, damit wir auf den Beinen stünden, erhobenen Hauptes. Die Stimme aus dem Himmel sage nicht nur: „Warum verfolgst zu mich?“, sondern sie fordere Paulus auf, aufzustehen:

„‚Steht auf und dir wird gesagt werden’. Du musst noch lernen. Und als er begann, aufzustehen, konnte er dies nicht tun, da er bemerkte, dass er blind war: in jenem Moment hatte er das Augenlicht verloren. ‚Sie nahmen ihn bei der Hand und führten ihn nach Damaskus hinein’ (V. 8). Das Herz begann, sich zu öffnen. Indem sie ihn bei der Hand nahmen, führten ihn die Menschen, die bei ihm waren, nach Damaskus hinein und für drei Tage blieb er blind und er aß nicht und trank nicht. Dieser Mann war auf dem Boden, doch er begriff sofort, dass er diese Erniedrigung annehmen musste. Wenn der Herr uns Erniedrigungen schickt oder es erlaubt, dass sich Erniedrigungen einstellen, dann genau zu diesem Zweck: damit sich das Herz öffnet, fügsam ist, damit sich das Herz zu Jesus, dem Herrn, bekehrt“.

Das Herz des Paulus löse sich. Jene Tage der Einsamkeit und Blindheit würden von seiner inneren Sicht geteilt. Dann sende Gott Hananias zu ihm, der ihm die Hände auflege , „sofort fiel es wie Schuppen von seinen Augen, und er sah wieder“ (V. 18). Doch in dieser Dynamik sei ein Aspekt zu erkennen, der festgehalten werden müsse:

„Rufen wir uns in Erinnerung, dass die Hauptpersonen dieser Geschichten weder die Schriftgelehrten noch Stephanus noch Philippus noch der Athiopier und auch nicht Saulus sind. Es ist der Heilige Geist. Protagonist der Kirche ist der Heilige Geist, der das Volk zu Gott führt. Und sofort fällt es ihm wie Schuppen von den Augen und er kann wieder sehen. Er stand auf und wurde getauft. Die Härte des Herzens des Saulus-Paulus, Paulus – sie wird zur Fügsamkeit gegenüber dem Heiligen Geist“.

„Es ist schön“, so der Papst abschließend, „zu sehen, wie der Herr fähig ist, die Herzen zu verwandeln, so dass ein hartes, dickköpfiges Herz zu einem dem Geist gegenüber fügsamen Herzen wird“:

„Wir alle haben Härten im Herzen: wir alle. Wenn einer von euch keine hat, so hebe er bitte die Hand. Wir alle. Bitten wir den Herrn, dass es uns erkennen lasse, dass uns diese Härten auf den Boden niederwerfen. Er sende uns die Gnade und auch – sollte es notwendig sein – die Erniedrigungen, um nicht auf dem Boden liegen zu bleiben und aufzustehen, mit der Würde, mit der Gott uns geschaffen hat, und das heißt die Gnade eines offenen und gegenüber dem Heiligen Geist fügsamen Herzens.“

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