Der Weg – das Gedächtnis

21. April 2016 in Aktuelles


Franziskus in Santa Marta: der Christ muss seines Lebens mit Gott gedenken, der schönen Dinge, die er gewirkt hat, des eigenen Verfehlens und der Ablehnung des Wegs mit dem Herrn. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Die Heilsgeschichte – die Geschichte des Wegs, den Gott mit seinem Volk zurückgelegt hat. Dieses Wegs des Glaubens muss immer gedacht werden: der schönen Dinge, die Gott entlang dieses Wegs vollbracht hat, und auch der Hindernisse, der Verweigerungen, denn: „Gott geht mit uns und schreckt vor unseren Bosheiten nicht zurück“.

Papst Franziskus konzentrierte sich in der Predigt bei der heiligen Messe in der Kapelle des vatikanischen Gästehauses „Domus Sanctae Marthae“ am Donnerstag der vierten Woche im Osterkreis auf die erste Lesung aus der Apostelgeschichte (Apg 13,13-25), als Paulus an einem Sabbat in der Synagoge von Antiochia das Evangelium verkündigt. Der Völkerapostel hebt dabei bei den Anfängen des auserwählten Volkes an. Er spricht von Moses, dem Exil in Ägypten, dem Gelobten Land bis hin zu Jesus aus dem Geschlecht David, dem Retter, der von Gott gesandt wurde: „Vor dessen Auftreten hat Johannes dem ganzen Volk Israel Umkehr und Taufe verkündigt. Als Johannes aber seinen Lauf vollendet hatte, sagte er: Ich bin nicht der, für den ihr mich haltet; aber seht, nach mir kommt einer, dem die Sandalen von den Füßen zu lösen ich nicht wert bin“ (V. 24-25).

Der Papst unterstrich, dass es sich bei den Worten des Paulus und der ersten Verkündigung der Apostel um eine „geschichtliche Verkündigung“ handle. Sie erzählten die ganze Geschichte des Volkes Israel. Dies sei wichtig, weil diese Methode es gestatte, sich der wichtigen Momente des historischen Wegs zu entsinnen, der Zeichen der Gegenwart Gottes im Leben des Menschen, des Wegs Gottes mit seinem Volk:

„In die Vergangenheit zurückkehren, um zu sehen, wie Gott uns gerettet hat, mit Herz und Sinn den Weg des Gedächtnisses beschreiten und so bis zu Jesus gelangen. Im höchsten Moment seines Lebens – am Gründonnerstag und am Karfreitag – hat uns Jesus selbst seinen Leib und sein Blut gegeben und gesagt: ‚Tut dies zu meinem Gedächtnis’. Das Gedächtnis Jesu. Dessen gedenken, wie Gott uns gerettet hat“.

So nenne die Kirche das Sakrament der Eucharistie „Gedächtnis“, wie in der Bibel das Buch Deuteronomium das „Buch des Gedächtnisses Israels“ genannt werde. Auch wir müssten in unserem persönlichen Leben dasselbe tun, denn ein jeder von uns habe einen Weg zurückgelegt, entweder in Begleitung Gottes und nahe bei Gott oder in der Entfernung vom Herrn:

„Dem christlichen Herzen tut es gut, seines Wegs zu gedenken, des eigenen Wegs: wie mich der Herr bis hierher gebracht hat, wie er mich bei der Hand geführt hat. Und jener Male, da ich zum Herrn gesagt habe: ‚Nein! Geh weg! Ich will nicht!’. Der Herr respektiert das. Er ist respektvoll! Aber: Gedächtnis halten, des eigenen Lebens und des eigenen Wegs gedenken. Darauf zurückkehren und es oft tun. ‚In jener Zeit hat mir Gott diese Gnade geschenkt und ich habe so geantwortet, ich habe das und das und das getan... Er hat mich begleitet...’. Und so gelangen wir zu einer neuen Begegnung, zur Begegnung der Dankbarkeit“.

Auf diesem Weg könne man beten: „Danke, Herr, für diese Begleitung, die du mir geschenkt hast, für diesen Weg, den du zusammen mit mir zurückgelegt hast!“.

Diese Dankbarkeit müsse von Herzen kommen, ein „Danke“ an Jesus, der nie aufhöre, in unserer Geschichte mitzugehen. Gleichzeitig könne um Vergebung gebeten werden: für die Sünden, für die Fehler, dies im Bewusstsein, dass Gott nicht vor unseren Bosheiten zurückschrecke. „Wie oft“, so der Papst abschließend, „haben wir ihm die Tür vor der Nase zugeschlagen, wie oft haben wir so getan, als sähen wir ihn nicht, als glaubten wir nicht, dass er bei uns ist. Wie oft haben wir sein Heil verleugnet... Doch er war da!“:

„Das Gedächtnis nähert uns Gott an. Das Gedächtnis jenes Werkes, das Gott in uns getan hat, in dieser Neu-Schöpfung, die uns über den alten Glanz hinausführt, den Adam in der ersten Schöpfung hatte. Ich rate euch einfach dazu: haltet Gedächtnis! Wie ist mein Leben gewesen, wie ist mein Tag heute gewesen oder wie war dieses letzte Jahr? Gedächtnis. Wie ist meine Beziehung zum Herrn gewesen? Gedächtnis der schönen, der großen Dinge, die der Herr im Leben eines jeden von uns gewirkt hat“.

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