Wer dem Nächsten fernsteht, steht Gott fern

27. April 2016 in Aktuelles


Franziskus bei der Generalaudienz: Wie der Samariter lässt sich Gott von der Not des Menschen berühren. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) „Da stand ein Gesetzeslehrer auf, und um Jesus auf die Probe zu stellen, fragte er ihn: Meister, was muss ich tun, um das ewige Leben zu gewinnen? Jesus sagte zu ihm: Was steht im Gesetz? Was liest du dort? Er antwortete: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all deiner Kraft und all deinen Gedanken, und: Deinen Nächsten sollst du lieben wie dich selbst. Jesus sagte zu ihm: Du hast richtig geantwortet. Handle danach und du wirst leben“ (Lk 10,25-28).

Das Gleichnis vom barmherzigen Samariter (Lk 19,25-37) stand im Mittelpunkt der Katechese von Papst Franziskus bei der heutigen Generalaudienz vor rund 25.000 Pilgern und Besuchern. Dieses Gleichnis erkläre, was Nächstenliebe bedeute, so der Papst.

Drei Menschen, ein Priester, ein Levit und ein Samariter, seien an einem Mann vorbeigekommen, den Räuber überfallen und halb tot liegengelassen hätten. Obwohl die beiden ersten regelmäßig ihren Dienst im Tempel versehen und die Gesetze Gottes gekannt hätten, seien sie einfach vorübergegangen. Ein vermeintlicher und oberflächlicher Glaube lebe weder die wahre Liebe zu Gott noch zum Nächsten. Es gebe keinen wahren Kult, wenn sich dieser nicht in Dienst am Nächsten umsetze: „Wir dürfen nie vergessen: angesichts des Leidens so vieler Menschen, die durch Hunger, Gewalt und Ungerechtigkeit erschöpft sind, dürfen wir keine Zuschauer bleiben!“. Das Leid des Menschen ignorieren bedeute, Gott zu ignorieren: „Wenn ich mich nicht jenem Mann, jener Frau, jenem Kind, jenem alten Menschen nähere, der leidet, dann nähere ich mich nicht Gott“.

Der Samariter endlich, der den Juden als Schismatiker und unzuverlässiger, unreiner Ausländer gegolten habe, habe dann beim Verletzten angehalten. Er sei nicht nur Zuschauer geblieben, sondern „er hatte Mitleid (V. 33). Das Herz des Samariters sei mit dem Herzen Gottes verbunden gewesen, der auch mit uns Menschen Mitleid habe. Mitleid haben heiße: im Innersten ergriffen sein angesichts des Elends des anderen.

Wie der Samariter lasse sich Gott von unserer Not berühren. Er wende den Blick nicht von uns ab. Er kenne unsere Schmerzen und sei uns immer nahe. Auch wir sollten die Verpflichtung erkennen, Notleidenden nahe zu sein, uns mit ihnen zu identifizieren. Genau das sei die Bedeutung des Wortes: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“.

Am Ende des Gleichnisses habe sich nur der vielfach verachtete Samariter als Nächster erwiesen: als einer, der dem Notleidenden nahe gewesen sei. Wir alle sollten daher ein Herz haben, das zum Mitleid fähig sei, und so zum Nächsten für einen Menschen in Not werden.


Die Pilger und Besucher aus dem deutschen Sprachraum begrüßte der Heilige Vater mit den folgenden Worten:

Einen herzlichen Gruß richte ich an alle Pilger deutscher Sprache, insbesondere an die Pilgergruppe aus dem Bistum Bozen-Brixen mit ihrem Bischof Ivo Muser. Ich grüße auch euch, liebe Jugendliche, die ihr so zahlreich zugegen seid. Ich möchte euch ermutigen, im Alltag die vielfältigen Gelegenheiten zu erkennen, um ein Nächster zu werden, einer, der dem Leidenden nahe ist. Macht es wie der Barmherzige Samariter. Gott segne euch alle.





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