Schönborn würdigt irakische Christen für Hass-Verzicht

10. Mai 2016 in Österreich


Wiener Erzbischof: Nur Einheit des Verzeihens und der Liebe ist glaubwürdig und haltbar - Uneinigkeit und Egoismus in Europa eine "arge Wunde"


Wien (kath.net/KAP) Kardinal Christoph Schönborn hat die Haltung der christlichen Flüchtlinge des Iraks gewürdigt. Obwohl sie von den IS-Terrorgruppen vertrieben und allen Besitzes beraubt worden seien, ließen sie sich "nicht in den Hass treiben, auch wenn sie sich danach sehnen, in ihre Häuser, in ihre Heimat zurückkehren zu können", berichtete der Wiener Erzbischof in seinem von der Erzdiözese Wien veröffentlichten Evangeliums-Kommentar zum Sonntag über seine Erlebnisse bei einem kürzlichen Besuch im Nordirak. Er sei bei den christlichen Flüchtlingen "viel Leid, aber keinem Hass" begegnet und habe unter ihnen Einheit unabhängig von Kirche oder Konfession erlebt, so Schönborn.

Auch in anderen Ländern erlebten heute viele Christen, dass sie gemeinsam verfolgt würden, erklärte der Kardinal. "Das schreckliche Selbstmordattentat in Lahore in Pakistan, wo dutzende Christen, darunter viele Kinder, in den Tod gerissen wurden, machte keinen Unterschied, welcher christlichen Konfession sie angehörten. Alle waren Christen. Alle sollten sterben." Jesus habe im Johannesevangelium um Einheit gebeten; es sei dabei um jene "des Verzeihens und der Liebe" gegangen, so der Wiener Erzbischof, Nachsatz: "Nur sie ist glaubwürdig und haltbar!"

Dass hingegen Uneinigkeit eine "arge Wunde" sei, sah Schönborn am derzeitigen Zustand der Europäischen Union auf schmerzliche Weise bestätigt. Da die Mitgliedsländer auf ihre eigenen Interessen schauten, sich abzuschotten begännen und mit dem Austritt drohten, sei das Friedensprojekt der europäischen Einigung derzeit neuen Spannungen ausgesetzt. Zudem gebe es jedoch auch Fehlformen von Einheit, die Schönborn mit jener einer "Räuberbande" oder von Familien, deren gemeinsamer Nenner Egoismus und Stolz seien, verglich. "Länder können einig sein in der Feindschaft gegen andere. Das ist sicher nicht die Einheit, um die Jesus den Vater gebeten hat."

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Foto Kardinal Schönborn (c) Erzdiözese Wien


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